Ripsaw EV2 von Howe & Howe:Panzer für den Hausgebrauch

Der Ripsaw EV2 ist teuer, martialisch und politisch äußerst unkorrekt. Kurz: ein ideales Spielzeug für reiche Militärfreaks. Aber er ist auch ein faszinierendes Stück Technik.

Von Thomas Harloff

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Der Ripsaw EV2.

Quelle: Howe & Howe Technologies

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Mehr als 700 000 Kinobesucher haben sich hierzulande bereits Mad Max: Fury Road angesehen. Ein Endzeit-Thriller, der dem Zuschauer vor lauter Krach und Action kaum Zeit zum Luftholen lässt. Besonders fesselnd wird es dann, wenn die zahlreichen martialisch wirkenden Fahrzeuge ins Geschehen eingreifen. Darunter der Peacemaker, ein Muscle Car mit Kettenantrieb, starker Beplankung, umfangreicher Bewaffnung und Suchscheinwerfer auf dem Dach.

Wer den Film gesehen hat, fühlt sich beim Blick auf den Ripsaw EV2 unweigerlich an den Peacemaker erinnert. Tatsächlich sind die beiden Vehikel nahe Verwandte, nutzen sie doch das gleiche Fahrgestell, nur mit unterschiedlichen Karosserien. Während das Filmauto mit dem Blechkleid des Chrysler Valiant Chargers den typischen Mad-Max-Look verkörpert, ist das Design des Ripsaw eher eine Mixtur aus Lamborghini und Pick Up. Nur eben mit Ketten statt Rädern. Und versehen mit vielen militärischen Anleihen

Der Ripsaw EV2.

Quelle: Howe & Howe Technologies

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So ist es keine Überraschung, dass der Peacemaker und der Ripsaw aus der gleichen Schmiede stammen. Howe & Howe Technologies aus Waterboro im US-Bundesstaat Maine entwickelten und bauten seit 2001 unzählige solcher verwegenen Fahrzeuge. Ihr Hauptauftraggeber ist das Militär, aber immer wieder übernehmen die Zwillingsbrüder Geoff und Mike Howe auch Aufträge aus der Filmindustrie. Außerdem produzieren sie extrem geländegängige Rollstühle, Feuerwehrautos, eine Art Quad mit Kettenantrieb oder alle Arten von fahrenden Robotern. Wie die Gefährte entstehen, lässt sich im amerikanischen Fernsehen verfolgen. Der Discovery Channel strahlte bereits zwei Staffeln einer Dokuserie über die Howe-Zwillinge aus.

Der Innenraum des Ripsaw EV2.

Quelle: Howe & Howe Technologies

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Der Ripsaw ist für die Howe-Brüder eine Art Leuchtturmprojekt für zivile Zwecke. Ein Angebot an jene, die schon jede Art von Auto besaßen oder besitzen und nun Lust auf etwas besonders Extravagantes haben. Ein wenig leidensfähig müssen die Kunden allerdings sein, das Platzangebot im Ripsaw EV2 ist nicht gerade üppig bemessen. Dieser Sportwagen unter den Panzern bietet nur Raum für höchstens zwei Insassen. Die Richtung wechselt der Fahrer mit einem U-förmigen Lenkrad, das zusammen mit den zahlreichen Digitalanzeigen und -instrumenten, Schaltern und Knöpfen an das Cockpit eines Kampfflugzeuges erinnert. Oder an K.I.T.T. aus Knight Rider.

Der Ripsaw EV2 mit bewaffnetem Model.

Quelle: Howe & Howe Technologies

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Nach innen gelangt man, indem man auf eine der Ketten klettert und durch Flügeltüren die zentral angeordnete Fahrerkanzel entert. Ein wenig mehr anziehen als dieses Lara-Croft-Double sollte man vorher aber schon, schließlich gibt es einige scharfe Kanten, die bereits beim Einsteigen für Verletzungen sorgen können. Wo das Model seine Waffe unterbringt, ist übrigens nicht überliefert. Gut möglich, dass der Innenraum über Gewehrhalter verfügt. Schließlich haben viele Pick-Up-Trucks, die in den ländlichen Gegenden der USA unterwegs sind, so etwas auch.

Der Ripsaw EV2.

Quelle: Howe & Howe Technologies

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Die in den USA so beliebten Nutzfahrzeuge mit Ladefläche kommen aber lange nicht dorthin, wo der Ripsaw EV2 erst anfängt, seine Stärken auszuspielen. In einem YouTube-Video rast der zivile Panzer zwar immer wieder durch dieselbe morastige Stelle, aber das mit einer Leichtigkeit, zu der kaum ein Auto - und sei es noch so geländegängig - fähig wäre. Dem Hersteller zufolge ist der Ripsaw gar das weltweit schnellste Fahrzeug mit Kettenantrieb. Ob das stimmt, lässt sich derzeit jedoch nicht nachweisen, denn nähere Informationen zu den Fahrleistungen gab Howe & Howe Technologies auf Anfrage nicht preis.

Der Ripsaw EV2.

Quelle: Howe & Howe Technologies

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Auch in Bezug auf die technischen Daten und Fertigungsweise hält sich die Firma bedeckt. Bekannt ist, dass der Federweg des Ripsaw 30 Zentimeter beträgt. Das Fahrwerk hat also viel Spielraum, um Unebenheiten zu absorbieren. Die Entwicklung des Panzers hat den Howes zufolge mehrere tausend Stunden in Anspruch genommen. Die Fertigung in Handarbeit dauert bis zu sechs Monate und wird nur in Angriff genommen, wenn der Kunde seinen Auftrag mit einer kräftigen Anzahlung untermauert. Howe & Howe zufolge ist der Ripsaw streng limitiert. Wie hoch die Auflage sein wird, verraten die Amerikaner jedoch nicht.

Genausowenig wie den Preis. Eine konkretere Zahl als "mehrere hunderttausend US-Dollar" nennt die Firma nicht. Das hänge auch davon ab, welche Luxus- und Performance-Ausstattung gewünscht sei.

Der Ripsaw EV2.

Quelle: Howe & Howe Technologies

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So unmissverständlich wie der Auftritt und die Inszenierung rund um den Panzer ist dessen Modellbezeichnung. Ripsaw bedeutet übersetzt "Spaltsäge", "Fuchsschwanz" oder "Trennschleifer", und wie diese Werkzeuge durch das zu spaltende Material flext sich das Fahrzeug durch den Schlamm. "EV2" steht für "Extreme Vehicle 2" - das gibt auch einen dezenten Hinweis auf den Antrieb. Der Ford-Dieselmotor hat 6,6 Liter Hubraum, mehr als 600 PS und ein maximales Drehmoment von 1200 Newtonmetern.

Die "2" trägt der Ripsaw im Namen, weil es bereits eine militärische Version von ihm gibt. Im Auftrag des US-Militärs entwickelten die Brüder Howe 2001 ein gleichnamiges unbemanntes Landfahrzeug, das damals als schnellster Panzer der Welt galt. Es folgten weitere Versionen des Gefährts mit und ohne Bewaffnung oder Besatzung. Nun also die zivile Variante, die allerdings alles andere als zivil daherkommt.

Eine Straßenzulassung ist für den Ripsaw EV2 übrigens ausgeschlossen. Das macht aber nichts, er kann schließlich einfach durch das Gelände neben der Straße fahren. Keine Frage, ein so absurdes Vehikel wird einige Superreiche mit fragwürdigem Geschmack oder obskurer Einstellung zu Waffen und Militär als Käufer finden. Tatsächlich gibt es aber nur einen vertretbaren Verwendungszweck dafür: als Batmobil im nächsten Film über den dunklen Ritter von Gotham City.

© SZ.de/harl/gal/jobr
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