Trommelbremsen, Einfachvergaser, 40-PS-Boxermotor, Drehstab-Vorderachse, Vierganggetriebe, Stahlfelgen - können das Zutaten für einen Rennwagen sein? Für ein paar verrückte Amerikaner schon. Anfang der 1960er-Jahre erkannten sie die guten Voraussetzungen, die der VW-Käfer für allerlei Verrücktheiten besaß. An Kaliforniens Stränden tauchten die ersten Buggys auf und es dauerte nicht lange, bis daraus auch Monoposti für die Piste wurden. Am Ende segnete der SCCA (Sport Car Club of America) die Autos offiziell ab. Eine neue Rennserie war geboren. Ihr Name: Formula V, gesprochen "Vee". Das V stand für Volkswagen.
50 Jahre ist das jetzt her. Und es wurde die ganz große Show. Nicht nur weil in Europa - in Deutschland fand das erste Rennen 1965 statt - bald Haudegen wie Dieter Quester, Helmut Marko oder Erich Breinsberg die Szene aufmischten. Bald folgten Niki Lauda, Jochen Rindt, Jackie Ickx, Nelson Piquet, Jochen Mass und Emerson Fittipaldi. Für sie war die Formel V das Sprungbrett zu Höherem. Kein Wunder also, dass die Formel V auch für "Formel Verrückt" hätte stehen können.
Unfälle gab es reihenweise, die meisten gingen wie durch ein Wunder glimpflich aus. Es wurde gedrängelt, geschubst und geschnitten, was das Zeug hielt. "Als hätte man eine Meute wilder Hunde auf ein Kaninchen losgelassen", sagt Rennlegende Dieter Quester heute. Der Österreicher, inzwischen 73 Jahre alt, und weitere ehemalige Formel V-Piloten trafen sich gerade im Rahmen des 24-Stunden-Rennens von Daytona zu einer sogenannten Lap of Honour, einer Ehrenrunde aus Anlass des Geburtstags der Formel. Mit dabei unter anderem Hans-Joachim Stuck, Klaus Niedzwiedz, die Rallye-Asse Mika Arpiainen und Markku Alèn sowie Prinz Leopold von Bayern.
"Die Formel V war eine hervorragende Schule"
Geplaudert wurde über alte Zeiten. Zum Beispiel über den Kopf-über-Sieg des Österreichers Erich Breinsberg 1970 beim Saisonfinale in Salzburg. Auf der Zielgeraden verhakten sich seine Räder mit denen des Konkurrenten Manfred Schurti. Breinsbergs Wagen überschlug sich, und rutschte mit dem Cockpit nach unten als Erster über die Ziellinie. Trotzdem kann Quester den wilden Zeiten ihr Gutes abgewinnen. "Die Formel V war eine hervorragende Schule."
Und sie kostete nicht viel. In den USA bekam man in der Frühzeit für weniger als 3000 Dollar ein siegfähiges Auto. Für den bis dato nicht vorhandenen Breitenmotorsport im Deutschland war das die große Chance. Als Ferry Porsche und sein Sportchef Huschke von Hanstein 1964 in Daytona/Florida auf die kleinen VW-Flitzer aufmerksam wurden, kauften sie kurzerhand zehn Bausätze und verschifften sie in die Heimat. Aus den zehn Rennern wurden schnell ziemlich viele.