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Renault Nepta:Ganz ohne Knick im Heck

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Ist das Renaults neue Linie? Mit dem offenen Luxusliner Nepta zeigen die Franzosen eine Studie, die ziemlich weit weg ist vom bisherigen avantgardistischen Design.

Von Jürgen Wolff

Mit dem Nepta haben Renaults Designer ein Luxuscabrio auf die Räder gestellt, mit dem man in den Yachthäfen dieser Welt ohne Minderwertigkeitsgefühle neben Rolls, Bentley oder Maybach einparken könnte. Könnte - denn in Serie gehen wird dieser Luxusliner so wohl kaum.

Nicht mal in Kleinserie. Er ist eher etwas zum spielen und studieren. Für die "Créateurs d'Automobiles" verkörpert er die "Vision des eleganten und dynamischen Luxuscabriolets der Zukunft". Und holt sich seine Anleihen in der Vergangenheit. Mit seiner gesamten Formgestaltung, so verkündet Renault freudig, nimmt er "deutliche Anklänge an die Blütezeit des luxuriösen Automobildesigns der frühen 1930er Jahre" auf.

Erleuchtung garantiert

Zumindest im sichtbaren Bereich ist der Nepta voll gestopft mit Gimmicks und Ideen der Gegenwart. Beispiel Frontpartie: Die Scheinwerfer setzen sich aus drei Einheiten zusammen - Tagfahrlicht, Abblend- und Fernlicht, Kurvenlicht - und arbeiten mit LED-Leuchten.

Die Technologie für das Abblend- und Fernlicht basiert auf dem Prinzip von Reflektion und Diffusion des Lichtes. Der von den Hauptscheinwerfern ausgeschickte Lichtstrahl wird von transparenten, kristallförmigen Einheiten reflektiert. Lichtmenge und -verteilung passen sich dank ihrer elektronischen Steuerung den jeweiligen Fahrbedingungen an. Die bumerangförmigen Blinker wurden erstmals bei einem Renault im oberen Bereich der Kotflügel platziert und unterstreichen so die Wölbung der Frontseite.

Die sanft abfallende Heckpartie mit ihrem langen Überhang und dem ebenen Kofferraumdeckel führt nahtlos die Linie des luftigen Innenraums fort. "Dieses Stilmittel erinnert zusammen mit dem sich verjüngenden Heck nicht zufällig an edle Motorboote", finden die Renault-Designer. Und nirgendwo findet sich ein Knick im Heck, auf den die Franzosen seit einigen Jahren doch so wenig verzichten mochten.

Besonders raffiniert haben sie die elektrisch gesteuerten Flügeltüren hinbekommen, die beim Hochgleiten jeweils fast das halbe Auto freilegen: Sie benötigen keine Türgriffe. Das ermöglicht glatte Seitenlinien und gibt beim Öffnen den Blick großzügig frei auf das Interieur und einen Teil des Motorraums.

"Harmonie von Klassik und Moderne"

Eine Zierleiste aus poliertem Aluminium läuft vom üppig dimensionierten Renault-Logo an der Fahrzeugfront mittig über der Motorhaube bis zu den Türscharnieren. In der Renault-Pressestelle ist man darob ganz aus den Häuschen und ins Schwärmen geraten: "Schräg von vorn erinnert das Gesamtbild an eine Sternschnuppe." Naja.

Innen gibt es üppig Platz für vier Personen. Und wiederum viel modisches Design. Die Frontscheibe verlängert sich als transparentes Modul, das den Blick auf das Pedalwerk frei gibt. Ein lederbezogener Halter trägt den Tachometer und verläuft spitzbogenförmig über den Instrumenten. "In der Verbindung von analoger und digitaler Anzeige", schwärmt man bei Renault weiter, "drückt sich die Harmonie von Klassik und Moderne aus."

Alle Bedienelemente sind nach dem Renault Touch Design gestaltet und sollen sich intuitiv betätigen lassen. Die Gangwahl des Automatikgetriebes erfolgt über einen Drehknopf. Das Multimediasystem wird nach dem gleichen Prinzip bedient.

Die vier Sitze sind fest im Fahrzeugboden verankert - sprich: nicht zu verschieben. Sie sind mit bedrucktem Leder bezogen und werden mit "Foils" (kielförmige Befestigungselemente aus Aluminium, die an die Welt des Segelns erinnern) fest am Fahrzeugboden fixiert. Um eine optimale Sitzposition zu bekommen, kann der Fahrer dafür Pedalerie, Lenkrad und Instrumententräger elektrisch verstellen.

Riesenräder

In den Rückenlehnen der Frontsitze sind TV-Bildschirme eingelassen. Lederschnüre erlauben das Verstauen von Dokumenten und Zeitschriften. Zwischen den Vorder- und Hintersitzen montierte transparente Windschotts sollen die Fondpassagiere vor Luftverwirbelungen schützen.

Kraftvoll, aber konventionell geht es unter dem futuristischen Blechkleid zu. Der längs eingebaute 3,5-Liter-Benzinmotor des Nepta stammt von Nissan. Er leistet dank Biturbo-Aufladung und Direkteinspritzung 309 kW/420 PS und 560 Nm Drehmoment. Das reicht, um das "Grand Tourisme"-Cabriolet in nur 4,9 Sekunden von Null auf 100 km/h zu beschleunigen und für eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h - nicht schlecht für so ein Luxusschiff. Auf die Straße gebracht wird die ganze Kraft über eine Siebenstufen-Automatik und die hinteren 23-Zoll-Räder.

Die Studie gibt's Ende September auf dem Automobil-Salon in Paris zu sehen. Und so wie's aussieht: nur da. Leider.

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