Renault Mégane dCi 110 im Test:Der neue Renault Mégane ist schön und sparsam

Aber auch nicht viel mehr. Über einen VW-Golf-Konkurrenten, der mehr verspricht, als er halten kann.

Test von Thomas Harloff

8 Bilder

Der neue Renault Megane

Quelle: Renault

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Modern sieht er aus, der neue Mégane. Gefällig und hochwertig obendrein. Es gelingt ihm, zusammen mit den aktuellen Versionen des Clio, den SUVs Captur und Kadjar, dem neuen Espace und dem Laguna-Nachfolger Talisman eine gestalterische Markenidentität zu schaffen.

Das ist deshalb erwähnenswert, weil seine Vorgänger genau das nicht schafften. Der erste Mégane war rund, bucklig und aus jeder Perspektive langweilig. Das genaue Gegenteil dann bei der zweiten Generation, die viele Betrachter mit ihrem oben abgehackten und unten bauchigen Heck verschreckte. Der Nachfolger wiederum verzichtete auf Design-Avantgarde, was ihn gleichzeitig öde und austauschbar wirken ließ.

Der Innenraum des neuen Renault Megane.

Quelle: Renault

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Der 2009 von Mazda abgeworbene Niederländer Laurens van den Acker liefert als Renault-Chefdesigner fraglos gute Arbeit ab. Beim neuen Mégane verteilen sich auf einer Länge von 4,36 Meter vier Türen plus Heckklappe, selbstbewusst ausgestellte Radhäuser und sich nach hinten verjüngende Fensterflächen. Letzteres sieht schick aus, ist aber unpraktisch, da es die Sicht beim Schulterblick einschränkt. Eingeschränkt ist auch das Platzangebot. Obwohl der neue Mégane mehr als zehn Zentimeter länger ist als die Referenz in der Kompaktklasse, der VW Golf, haben die Fondpassagiere Mühe, genug Platz für ihre Knie zu finden. Die größeren Ausmaße kommen auch nicht dem Kofferraum zugute. 386 bis 1247 Liter bietet der Renault, 380 bis 1270 Liter der Volkswagen.

Der Innenraum des neuen Renault Megane

Quelle: Renault

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Grundsätzlich stimmt die Atmosphäre im Mégane-Interieur aber. Die Zwei-Zonen-Klimaautomatik arbeitet effektiv, die Farbe der Ambientebeleuchtung lässt sich wählen, das Lenkrad und die vorderen Sitze sind beheizbar, die Lederpolster und der im Cockpit verarbeitete Kunststoff machen einen kultivierten Eindruck. Der Fahrersitz massiert sogar den Rücken und langt dabei ordentlich zu.

Doch die Annehmlichkeiten gehen ins Geld: Die Klimaautomatik kostet im Paket 590 Euro, das Ambientelicht gibt es erst ab der 4000 Euro teuren Intens-Ausstattung, der Massagesitz ist nur in die Bose-Edition integriert. Die wiederum lässt sich nur mit wenigen Motoren kombinieren, mit dem getesteten 110-PS-Diesel kostet sie mindestens 27 590 Euro. Das Leder und das beheizte Lenkrad kommen noch obendrauf - für 1290 Euro.

Das Cockpit des neuen Renault Megane.

Quelle: Renault

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Und es geht weiter mit den Aufpreisen, Das "R-Link 2" genannte Multimediasystem gibt es erst ab der Intens-Ausstattung, ein vertikal statt horizontal angeordneter und 8,7 statt 7,0 Zoll großer Zentral-Touchscreen kostet zusätzlich 300 Euro. Der Monitor bündelt die meisten Systeme des Autos und lässt sich sicher steuern, da die Icons groß genug sowie die Menüs logisch aufgebaut und nach individuellen Wünschen darstellbar sind.

Ungünstig ist dagegen, dass das Touchfeld mit An/Aus-Schalter und Hauptmenü-Taste auf der fahrerabgewandten Seite des Bildschirms und der Bediensatellit für die Lautstärke ungünstig rechts hinter dem Lenkrad platziert sind.

Der neue Renault Megane

Quelle: Renault

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Beim Fahren kann sich der neue Mégane nicht entscheiden, ob er lieber der sportliche oder der gemütliche Typ sein möchte. Um ein Athlet zu sein, fehlt der Lenkung und dem Fahrwerk Präzision und Rückmeldung, der Renault ist insgesamt nicht zugespitzt genug. Den komfortablen Gleiter verkörpert er ebenso unzureichend, dafür lässt das Fahrwerk ein paar Stöße zu viel zu den Insassen durch. Eine Lösung könnte das Multisense-Programm mit den Fahrmodi "Eco", "Comfort", "Neutral" und "Sport" sein. Leider spürt man zwischen den Abstimmungen kaum Unterschiede, was diese Spielerei überflüssig macht.

Der neue Renault Megane

Quelle: Renault

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Der Antrieb schlägt sich auf die gemütliche Seite. Seine 110 PS und maximal 250 Newtonmeter gibt der 1,5-Liter-Vierzylinder wohldosiert an die Vorderräder ab. Zwar ist das Einsetzen des Turbos knapp unter 2000 Umdrehungen spürbar, aber den großen Schwung bringt der Lader nicht. Mit jedem Kilometer verstärkt sich zudem der Eindruck, dass das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe dem Triebwerk ein Stück seines Temperaments raubt. Gangwechsel absolviert es auch im Sportmodus eher gemütlich, und nicht immer fällt es eine klare Entscheidung zwischen zwei Fahrstufen - ständiges Hin- und Herschalten ist die Folge.

Die Qualitäten dieses Antriebs liegen woanders. Er ist leise, erst recht im Vergleich zu vielen anderen Vierzylinder-Dieseln, und er ist sparsam. 5,4 Liter pro 100 Kilometer sind angesichts eines hohen Stadt- und Autobahnanteils ein ordentlicher Testverbrauch. Laut Norm sollen es übrigens 3,7 Liter sein.

Der neue Renault Megane.

Quelle: Renault

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Mit seiner Fülle an Fahrassistenten gehört der neue Renault Mégane zu den Klassenbesten. In Paketen bündelt Renault einen Abstandsregeltempomaten, Notbremsassistenten und Sicherheitsabstandswarner sowie einen Einparkassistenten mit automatischer Lenkfunktion, eine Rückfahrkamera und eine Totwinkelüberwachung. Zusammen kosten die Systeme 1480 Euro. Der Fernlichtassistent, der Spurhaltewarner und die Verkehrszeichenerkennung sind ab der Intens-Ausstattung serienmäßig dabei. Die Systeme sind gut aufeinander abgestimmt, was in der Kompaktklasse nicht selbstverständlich ist.

Der neue Renault Megane

Quelle: Renault

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So erwachsen und "Premium", wie er tut, ist der Renault Mégane trotzdem nicht. Er hat seine guten Seiten, aber er verliert sich im neuen Anspruchsdenken seiner Erbauer - und gerät damit zum nicht eingelösten Versprechen.

Technische Daten Renault Mégane dCi 110 EDC Bose Edition:

R4-Dieselmotor mit 1,5 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 81 kW (110 PS); max. Drehmoment: 250 Nm bei 1750/min; Leergewicht: 1368 kg; Kofferraum: 384 - 1247 l; 0 - 100 km/h: 12,3 s; Vmax: 188 km/h; Testverbrauch: 5,4 l / 100 km (lt. Werk: 3,7; CO-Ausstoß: 95 g/km); Euro 6b; Grundpreis: 27 590 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/mkoh
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