Renault Koleos:Einer für alles

Geschöpf der Globalisierung: Mit dem neuen Koleos geht Renault jetzt auch in der kompakten SUV-Klasse an den Start.

Clauspeter Becker

Der offiziellen Sprachregelung bei Renault folgend ist der neue Koleos - sprachlich zu den Koleopteren, also den Käfern zu rechnen - das erste Sports Utility Vehicle (SUV) im Programm des französischen Konzerns. Dabei freilich übersieht man großzügig, dass bereits vor neun Jahren ein Renault Scénic RX4 seine Premiere feierte.

Renault Koleos

Renault Koleos

(Foto: Foto: Renault)

Was diese beiden eher zahmen Geländegänger unterscheidet, ist die Herkunft: Der hoch gesetzte Scénic war noch ein komplett französisches Produkt; der Koleos dagegen ist ein Geschöpf der Globalisierung. Konzept und Technik kommen vom Partner Nissan, gebaut wird das Auto bei Samsung in Korea. Design, Stil und Anmutung hat Renault beigetragen, um das Ganze schließlich noch mit einer Feinabstimmung der technischen Elemente abzurunden.

Drei Motorisierungen

Wer sich für den Debütanten interessiert, hat die Qual der Wahl. Zunächst einmal zwischen drei Motorisierungen: ein 2,5-Liter-Benziner mit 126 kW (171 PS) und 226 Newtonmeter Drehmoment bei 4400 Umdrehungen; dazu zwei Turbodiesel mit zwei Liter Hubraum, aber unterschiedlichem Temperament - entweder 110 kW (150 PS) und 320Newtonmeter bei 2000 Umdrehungen oder 127 kW (173 PS) mit 360 Newtonmeter bei 2000 Touren.

Ist diese Frage geklärt, geht es um den Antrieb - entweder ein schlichter Frontantrieb oder die Allrad-Variante, bei der bei Bedarf ein Teil der Kraft über eine Kardanwelle und eine elektromagnetische Mehrscheibenkupplung an die Hinterachse fließt. Schließlich gilt es noch, die Getriebefrage zu klären: Es stehen zwei sechsstufige Schaltboxen zur Verfügung; eine, die der Fahrer selber schalten muss und eine weitere als Automatik. Abgerundet wird das mächtige Programm schlussendlich durch drei Ausstattungsvarianten, die sich von Expression über Dynamique bis hin zu Luxe steigern.

Einer für alles

Trotz dieser Fülle wird dem Interessierten schnell klar, dass es die Franzosen mit Egalité, der Gleichheit, nicht so ernst nehmen. Denn beispielsweise derjenige, der auf die höhere Kfz-Steuer für den Diesel keine Lust hat, bekommt keinen Allradantrieb. Und eher schaltfaule Kundschaft, die den Koleos mit Automatik fahren will, muss ebenfalls verzichten. Denn: Der Allradantrieb bleibt nur jenen vorbehalten, die einen kultiviert-kernigen Diesel zu schätzen wissen und dessen mächtiges Drehmoment eigenhändig mit dem Schalthebel zu den vier Rädern schicken wollen.

Reichlich Platz

Dieses Vergnügen aber darf der Chauffeur in einem sehr kultivierten Ambiente mit wertig wirkender Ausstattung auf bequemen und gut konturierten Sitzen ausüben. Reichlich Platz wird auch bis zu drei Passagieren im Fond geboten; die Kids finden sich hier auch bis zum Abitur zurecht. Die Akustik ist mit allen Motorvarianten angenehm; die vier einzeln aufgehängten Räder liefern in Zusammenarbeit mit Schraubenfedern und Stoßdämpfern nicht nur auf der asphaltierten Straße, sondern auch auf Schotterpisten den französischen Autos zumeist eigenen Komfort.

Der Schalthebel flutscht geschmeidig durch eine etwas enge Kulisse. Für den souveränen Umgang mit dem Gewicht zwischen 1639 und 2250 Kilogramm steht eine elektrisch unterstützte Servolenkung zur Verfügung, mit der sich Parklücken leichthändig erobern lassen und hohes Tempo mit soliden Rückstellkräften stabilisiert wird.

So lassen sich im Gelände auch gröbere Hindernisse überwinden, die Bodenfreiheit liegt zwischen 188 und 206 Millimeter. Vergnüglich lassen sich auch kurvenreiche Straßen mit zügigem Tempo beherrschen; an Temperament dazu mangelt es auf keinen Fall.

Die beiden starken Motoren können den Koleos in rund zehn Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 bringen, und gute 180 km/h sind locker zu erreichen. Wer allerdings im Rahmen der Normverbrauchswerte bleiben will, die beim Benziner im Mittel 9,6 Liter für 100 Kilometer und bei den Dieseln 7,2 Liter, beziehungsweise 7,4 Liter betragen, muss natürlich beschaulicher unterwegs sein. Was selbstverständlich auch der Sicherheit nutzt, aber:

Der Koleos hat für alle Fälle vorgesorgt. ABS plus Bremsassistent und ESP greifen im Ernstfall helfend ein; zum System gehört auch eine Anfahrhilfe, die das Starten an steilen Anstiegen und Gefällen durch einen automatische Bremsassistenten erleichtert. Dafür strapaziert Renault im neuen Koleos unsere Toleranz gegenüber jeglichem Fortschritt mit dem Wegfall einer herkömmlichen Handbremse - deren Aufgabe übernimmt mit unerbittlicher Konsequenz eine automatische Parkbremse.

Das Ladevolumen des Koleos bestätigt, dass dieser kein Koloss ist. Der Kofferraum ist zunächst einmal über eine horizontal geteilte Klappe zugänglich, deren Unterseite eine treffliche Sitzbank bildet, die sich bei kurzer Rast zum Luftholen anbietet. Dahinter findet sich ein Kofferraumvolumen von 405 Liter und eine Gesamtladekapazität von 1380 Liter. Das folgt den Regeln der kompakten SUV-Klasse um die 4,50 Meter Länge. Das gleiche gilt offenbar für die Preisgestaltung, bei der mit 24500 Euro offiziell bislang nur eine Untergrenze preisgegeben wurde. Aber das wird sich noch klären - schließlich kommt der Koleos erst im September.

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