Süddeutsche Zeitung

Ratgeber:So schützen Sie Ihr Rad gegen Diebstahl

Welches Schloss ist am schwersten zu knacken? Welche Versicherung zahlt bei Fahrradklau? Und was bringen Codierungen und Apps? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Peter Eßer, Katharina Kutsche und Felicitas Wilke

Mehr als 90 Prozent der Deutschen nutzen ihr Fahrrad mindestens einmal pro Woche, rund 40 Prozent sogar täglich. Da ist guter Schutz teuer. Wie man den geliebten Drahtesel am besten sichert und versichert - hier die wichtigsten Tipps:

Wo ist mein Fahrrad am sichersten?

Am ehesten an belebten Plätzen. Dazu rät Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention von Bund und Ländern: "Viele Passanten können potenzielle Diebe abschrecken." Klingt logisch - doch gleichzeitig schlagen Diebe am liebsten an großen Abstellplätzen zu, etwa an Bahnhöfen, Schwimmbädern, Schulen. Daher gilt: An öffentlichen Orten ist in erster Linie das Schloss entscheidend - je schneller es geknackt werden kann, desto eher ist das Fahrrad für Diebe interessant.

Wie sichere ich das Fahrrad?

Wenn möglich, sollte das Rad mit dem Rahmen immer an einem festen Gegenstand, einem Fahrradständer oder Laternenpfahl, angeschlossen werden, sagt Schmidt: "Nur das Vorder- und Hinterrad zu blockieren, reicht als Schutz vor Dieben nicht aus. Sie können das Rad mitsamt Schloss mühelos wegtragen oder auf einen wartenden Lastwagen werfen und damit wegfahren." Außerdem sollte das Fahrradschloss nicht auf Bodenhöhe angebracht werden, denn dann können Diebe ihr Werkzeug am Boden abstützen.

Welches Schloss schützt am besten?

Generell gilt: Je robuster, desto besser. Bügelschlösser lassen sich am schwersten aufbrechen, sind aber auch sperrig und unflexibel. An dünnen Stangen und Pfählen ist es möglich, das Rad festzuschließen, Laternenmasten zum Beispiel sind dafür jedoch meist zu dick. Faltschlösser sind praktisch, deutlich flexibler als Bügelschlösser, aber auch anfälliger und nicht lang genug, um beide Räder festzuschließen.

Schlösser aus Panzerkabel wiegen wenig, sind flexibel und oft lang genug, um Rahmen und beide Räder zu sichern. Wer sein Zweirad häufig an Risikoplätzen wie Bahnhöfen abstellt, sollte sich aber etwas Stabileres zulegen - Kabelschlösser können vergleichsweise leicht geknackt werden. Massive Kettenschlösser sind flexibel und schwer aufzubrechen. Besonders wenn sie lang genug sind, um das Zweirad inklusive der Räder festzuschließen, wiegen sie jedoch sehr viel - dafür ist das Rad aber relativ sicher.

Ist ein Fahrrad durch die Hausratversicherung abgedeckt?

Ja und nein. Zwar gehört das Fahrrad zum Hausrat, allerdings nur, wenn es in der Wohnung oder abgesperrt in der Garage oder im abschließbaren Keller steht. Ziemlich unrealistisch, dass das bei einem Fahrzeug wie dem Rad immer der Fall ist. Das wissen auch die Versicherer und bieten deshalb einen zusätzlichen Fahrradschutz zur Hausratversicherung an. Wie viel das kostet, hängt vom Wohnort und der Größe der Wohnung ab. Wer in einer 70-Quadratmeter-Wohnung in München lebt, erhält schon für gut zehn Euro im Jahr den Schutz fürs Fahrrad - auch dann, wenn er es in der Stadt oder am Bahnhof abstellt.

Was ist bei der Zusatzversicherung zu beachten? Bei manchen Versicherern steht eine sogenannte Nachtklausel im Vertrag. Wird das Fahrrad zwischen 22 Uhr und 6 Uhr gestohlen, greift der Versicherungsschutz nur, wenn es in einem abgeschlossenen Raum stand oder benutzt wurde. Das heißt: Steht das Rad gerade vor der Kneipe, weil der Halter sich drinnen ein Bier gönnt, ist es geschützt. Steht es aber jede Nacht vor dem Haus auf der Straße, zahlt die Versicherung nicht. "Manche Versicherer verzichten auf diese Klausel", sagt Roland Huhn, Rechtsreferent beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC).

Fahrradbesitzer können sich viel Ärger sparen, wenn sie einen Blick in die Vertragsbedingungen werfen. Sie sollten das ohnehin tun, denn darin wird zum Beispiel auch festgelegt, ob der Versicherer zahlt, wenn das Fahrrad zwar abgeschlossen, nicht aber an einem Laternenmast oder Zaun befestigt war.

Wann lohnt sich eine spezielle Fahrradversicherung?

Die Hausratsversicherer erstatten in der Regel den Neuwert eines Fahrrads. Es gibt aber eine Obergrenze, die Huhn zufolge bei ein bis vier Prozent der Hausratversicherungssumme liegt. Bei einem kleinen Haushalt mit teurem Fahrrad reiche diese Summe oft nicht aus, um das gestohlene Rad zu ersetzen. Wer ein teures Fahrrad besitzt oder keine Hausratversicherung abgeschlossen hat, sollte also über eine Fahrradversicherung nachdenken. Je nach Wert des Zweirads kann diese mehrere hundert Euro pro Jahr kosten.

Gibt es noch etwas, was ich tun kann?

Nicht jedes Fahrrad ist für immer weg. Wird es von der Polizei gefunden, ist es für die Beamten leichter, den Eigentümer zu ermitteln, wenn das Fahrrad codiert ist. Das geht zum Beispiel bei einem Fachhändler oder dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Auch manche Polizeidienststellen bieten diesen Service an. Außerdem hilfreich: ein gut ausgefüllter Fahrradpass mit der Rahmennummer des Rads, Marke und Modell, am besten zusätzlich mit einem Foto des Fahrrads.

Wer ein Smartphone besitzt, kann die kostenlose Fahrradpass-App der Polizei (für iOS und Android) nutzen. Mit dieser lassen sich alle wichtigen Daten speichern, im Notfall ausdrucken oder per Mail verschicken, zum Beispiel an die Polizei oder den Versicherer.

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Quelle:
SZ vom 23.07.2016/harl
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