Prototyp aus den USA:700-PS-Sportwagen zum Ausdrucken

Kevin Czinger vom Start-up Divergent Microfactories im Sportwagen "Blade"

Kevin Czinger, Chef von Divergent Microfactories, in seinem Sportwagen "The Blade".

(Foto: Mel Lindstrom; Divergent Microfactories)
  • Das kalifornische Start-up Divergent Microfactories hat den ersten Sportwagen vorgestellt, der aus dem 3D-Drucker stammt.
  • Der "Blade" ist aber kein Spielzeug für Supperreiche, er soll die Produktionstechnik von Autos einfacher und umweltfreundlicher machen.
  • Langfristiges Ziel ist es, diese an andere Unternehmen zu verkaufen, damit sie eigene Fahrzeuge herstellen können.

Von Felix Reek

Nicht die Autos selbst, sondern deren Produktion sorgt für die größte Umweltverschmutzung, sagt Kevin Czinger vom Start-up Divergent Microfactories. "Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir unsere Gesundheit, die unserer Kinder und des Planeten vernichten", ergänzt er. Große Worte für große Ziele, doch die kennt man von jungen Unternehmern aus dem Silicon Valley.

Um die Welt zu retten, muss sich also die Art und Weise, wie wir Autos herstellen, ändern. Czinger ist Realist genug um zu erkennen, dass diese Untergangsszenarien kaum jemanden davon abhalten werden, Autos zu kaufen. Also haben er und sein Unternehmen sich Gedanken macht, wie die Produktion zu verbessern sei. Die Lösung: der 3D-Drucker. In der Vergangenheit wurde so schon alles Mögliche produziert, von der Zahnbürste bis zum Haus.

Rahmen zum Zusammenstecken

Das Ergebnis der Bemühungen von Divergent Microfactories ist "Blade", ein Supersportwagen, der aus dem Drucker stammt. Das haben andere Firmen schon vorgemacht, etwa Local Motors. Die ließen ihren "Strati" im Januar dieses Jahres auf der Detroit Motor Show in 44 Stunden am Stück ausdrucken. Die Herangehensweise von Divergent Microfactories unterscheidet sich aber grundlegend.

Der "Blade" basiert auf einem Rahmen aus Carbonstangen, die ineinander gesteckt und dann mit sogenannten "Nodes", einer Art Verbindungsstück aus Aluminium, verschraubt werden. Diese Konstruktion wiegt gerade einmal 46 Kilo und ist somit leichter als bei 90 Prozent aller Autos. Auf diesem Rahmen wird das Chassis montiert. Insgesamt wiegt der Supersportwagen 635 kg und beschleunigt dank des verbauten Motors mit 700 PS in 2,2 Sekunden auf 60 Meilen in der Stunde, etwas unter 100 km/h.

Produktionsbedingungen vereinfachen

Natürlich passt ein Auto mit 700 PS nicht wirklich zum Bild des Umweltaktivisten, doch Czinger ist klar, dass man keine Aufmerksamkeit erringt, indem man einen VW Polo ausdruckt. Zudem lässt sich der verbaute Motor mit Gas betanken, das wesentlich umweltfreundlicher ist. Der "Blade" ist aber sowieso nur ein Zwischenschritt.

Divergent Micofactories plant einige Exemplare des Sportwagens in den kommenden Monaten zu bauen. Eigentliches Ziel ist, die Technik an kleinere Unternehmen weiterzuverkaufen, damit diese ihre Produktionsbedingungen vereinfachen können. Das Verfahren ist billig, Modelle unterschiedlicher Größe könnten aus 80 Prozent der gleichen Teile gefertigt werden. Entscheidender aber ist: Der Autobau mit dem 3D-Drucker ist umweltfreundlicher. 2012 ergab eine im Journal Of Ecology veröffentlichte Studie, dass 17 Prozent des gesamten Kohlendioxid, den ein mit Benzin betriebenes Auto verursacht, bei der Produktion ausgestoßen wird. Für elektrische Fahrzeuge fällt die Bilanz noch verheerender aus. Hier sind es fast 50 Prozent. Die Umstellung des Herstellungsprozesses könnte also die Wende bringen. Und ausgerechnet ein Supersportwagen den entscheidenden Impuls dafür.

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