Praxistest: BMW Z4 3.0si:Innere Werte

Der BMW Z4 hat es schwer: Seine inneren Werte wurden nie bezweifelt - sein Design allerdings schon. Leider verhalf ihm - wie noch beim Z3 geschehen - auch kein James Bond zu einem Katapultstart.

Von Stefan Grundhoff

Der BMW Z4 ist einer der besten Roadster am Markt. Die Bayern haben nach original britischen Roadster-Vorgaben fast alles richtig gemacht: Endlos lange Motorhaube, knackiger Po, eine ideale Gewichtsverteilung, exzellentes Fahrwerk und Motoren. Doch das Designteam rund um Chris Bangle wollte besonders kreativ sein. Etwas Extravaganteres schaffen als den erfolgreichen Vorgänger Z3. Der hatte schon auf den ersten Blick nahezu jeden begeistert - egal ob Designer, Hausfrau, Jurastudentin oder Führungskraft. Der BMW-Roadster war das ideale Cabriolet für alle, denen der kleine Mazda MX-5 zu wenig war.

BMW Z4 3.0si

Der Z4 ist kein Liebling der Massen. Aber wer erst mal drin sitzt, wird schnell süchtig.

(Foto: Foto: Pressinform)

Die Klientel des Z4 ist eine andere. Der in Spartanburg produzierte Zweisitzer hat es bis dato nicht geschafft, Everybody's Darling zu werden. Mehr Leistung, mehr Exklusivität, aber auch ein höherer Preis und polarisierende Sicken und Kanten machen es ihm schwer, zu einem Bestseller zu werden. Die Bayern haben reagiert: Der neue kommt Ende 2008 - und erste Prototypen zeigen, dass BMW beim Roadsterdesign in rundlichere Formen zurückkehrt.

Dabei verkauft sich der Z4 unter Wert. Vor allem der 3.0si mit seinem prächtigen Reihensechszylinder und bärenstarken 195 KW/265 PS sorgt für ein hohes Suchtpotenzial. Der Pilot muss nicht über konvexe und konkave Formen sinnieren, sondern kann den 4,09 Meter langen Hecktriebler einfach genießen - da, wo er hingehört: auf schnellen, kurvigen Pisten.

Dort macht dem Z4 so schnell keiner etwas vor. Ein kurzer Druck auf die Sporttaste am Mitteltunnel und der knapp 1,4 Tonnen schwere Bajuware aus dem BMW-Werk in den USA zischt mit einem kraftvollen Dröhnen um jede Windung - wieder und wieder. Man kann einfach nicht genug bekommen und fährt gerne ein paar Umwege.

Bei den Zulassungen liegen andere vorn

Schon beim Start hat man sich über die exzellente Sitzposition, das griffige Steuer gefreut - und über die wenig charismatische Instrumentierung geärgert. Aber wenn der Z4 erst einmal läuft, dann kommt man schwerlich wieder von ihm los. Dann spürt man die "Freude am Fahren", die BMW-Marketingexperten seit Jahren beschwören. Dennoch: Bei den potenziellen Kunden kommt davon offensichtlich nur ein Bruchteil an - sonst läge der Z4 bei dem Verkaufszahlen nicht derart deutlich hinter Audi TT und Mercedes SLK zurück.

Innere Werte

Dabei können sie es beide vom Fahrgefühl nicht mit dem Roadster aufnehmen - ebenso wenig wie der offene Nissan 350Z, Alfas schwergewichtiger Spider, ein Honda S2000 oder der Cadillac XLR. Allein der Porsche Boxster in der Leistungsversion mit dem "S" prügelt hinterher.

BMW Z4 3.0si

Griffiges Steuer, exzellente Sitzposition - nur über die lieblose Instrumentierung ärgert man sich.

(Foto: Foto: Pressinform)

Doch bei Lenkung, Schaltung und Fahrgefühl ist der Z4 in der Roadsterliga einsame Referenzklasse. Der ausgefeilte Dreiliter-Motor mag es gerne mittel- oder besser noch hochtouring. Eine Drehorgel ist er dabei nicht und schon bei 3000 Touren auf dem Drehzahlmesser zu einigen Schandtaten bereit.

Auch wenn der fahrdynamische Unterschied nach unten (2.5 si) und oben (Z4 M-Roadster) nicht sonderlich groß scheint, hat man sich schnell auf den mindestens 41.750 Euro teuren Z4 3.0si kapriziert. Vorausgesetzt, die 6200 Euro Mehrpreis sind im Budget drin: So groß nämlich ist der Unterschied zu dem kleineren, aber kaum trägeren Modell Z4 2.5si mit 160 kW/218 PS.

Roadsterkunden denken nicht selten: wenn schon, denn schon. Der Spurt von 0 auf 100 km/h in 5,7 Sekunden, 250 km/h Spitze und eine Elastizität von 80 auf 120 km/h in 5,5 Sekunden lassen einen mit innerer Verachtung auf die kleinen Spaßroadster blicken.

Bleibt die Frage, welcher der BMW-Ingenieure sich den Durchschnittsverbrauch von 8,6 Liter SuperPlus auf 100 Kilometer ausgedacht hat. Zwar hat man nie das Gefühl, mit einem Schluckspecht unterwegs zu sein. Aber selbst die Zehn-Liter-Marke lässt sich in der Realität nicht unterschreiten. Mit rund elf Liter sollte man in jedem Fall kalkulieren, gerne auch etwas mehr.

Ohne Aufpreisliste kein Komfort

Leider aber auch damit, dass man für den Basispreis nur langweiliges Einerlei bekommt. Elektrische Ledersitze, Xenonlicht, ein Navigationssystem oder 18-Zoll-Felgen dürfen eben so wenig fehlen wie Metalliclack oder ein wohl klingendes Boxensystem - und alles kostet extra. Da lässt sich unter der 50.000-Euro-Marke kaum etwas machen. Ein kleiner Trost ist es, dass Z4-Modelle oftmals mit satten Rabatten in den Schauräumen stehen.

So oder so: Man bekommt mit ihm einen der besten Roadster auf dem Markt. Dank eines Kofferraumvolumens von 260 Litern zudem noch mit einer gehörigen Portion Alltagsnutzen. Es muss eben nicht immer ein viersitziges Klappdachcabriolet sein.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: