Praxistest: Audi A6 Allroad:Edel über den Schotterweg

Tag für Tag schwere Entscheidungen: Sekt oder Selters? Jeans oder Flanell? Sushi oder BigMäc? Schön, wenn es Audi einem einfach macht. Der A6 Allroad ist richtig für alle, die sich nicht entscheiden wollen.

Von Stefan Grundhoff

Die eigene Frau verlangt vehement nach einem SUV. Die Kinder wollen einen Van. Und man selbst sähe sich nur allzu gerne in einer Luxuslimousine - wenn es sein muss, man ist ja einsichtig, auch als Kombi. All das unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach - und dabei hat man sich noch nicht einmal mit dem Thema Motorisierung beschäftigt. Benziner oder Diesel? Leistung oder Sparen? Fahrspaß haben oder Geldbeutel schonen?

Audi A6 Allroad

Nettes Gimmick: Der Bildschirm zeigt die Beschaffenheit der Straße und hilft so bei der Einstellung der Luftfederung.

(Foto: Foto: Pressinform)

Doch wer würde denken, dass ein Audi A6 Allroad 2.7 TDI quattro die Familienmitglieder derart überzeugen könnte? Der Auftritt mit verchromten Kühlergrill, einem Pseudo-Unterfahrschutz und crossigen Planken rundherum, lässt kaum befürchten, dass er mit einem gewöhnlichen A6 Avant verwechselt werden könnte. Die Individualität ist demnach gesichert.

Der A6 Allroad erlaubt sich keine echte Schwäche

War der Allroad der ersten Generation Audis halbherziger Versuch, über die damals fehlende SUV-Palette hinwegzutäuschen, so ist der aktuelle A6 Allroad eines der interessantesten Modelle der Ingolstädter Palette. Kritiker mögen behaupten, dass er orientierungslos zwischen den Welten rudert und nichts richtig kann. Doch man kann das ganze auch anders sehen. Der rustikalste A6 erlaubt sich keine echte Schwäche und nach größeren Fehlern sucht man vergebens.

Die nächste Überraschung: Bereits die Einstiegsmotorisierung ist ein großer Wurf. Mit dem 2,7 Liter großen Common-Rail-Diesel ist man mehr als ausreichend motorisiert. Wer es auf der Autobahn einmal fliegen lässt, sieht die Tachonadel erst bei 246 km/h verharren. Gemessen sind das immer noch 226 km/h - dafür brauchen viele andere mehr als die dem A6 gegebenen 132 kW/180 PS und 440 Nm Drehmoment.

Dass dabei auch die Umwelt nicht zu kurz kommt, freut besonders. Im Praxistest verbrauchte der Audi durchschnittlich gerade mal 8,9 Liter Diesel auf 100 Kilometer und lag damit ungewöhnlich nah an der Werksangabe von 8,7 Litern. Der CO2-Ausstoß liegt bei 229 g/km.

Edel über den Schotterweg

Besonders Kombifahrer wissen die Vorteile einer Luftfederung zu schätzen. Der Allroad hat sie serienmäßig an Bord, so dass der Fahrer zwischen einer weichen oder harten sowie einer hohen oder niedrigen Fahrwerksabstimmung wählen kann. Die nervigen Nick- und Wankbewegungen des Vorgängers erlebt man erst in einem fortgeschrittenen Fahrbereich. Ansonsten sind Fahrverhalten und Komfortgefühl vorbildlich. Maximal kann man den 1,8 Tonnen schweren Audi-Kombi auf eine Bodenfreiheit von 18,5 Zentimetern hoch pumpen. Genug, um mit dem Allradantrieb im nächsten Skiurlaub glänzen zu können. Der 565 Liter große Kofferraum kommt dabei sehr gut zu passe. Wer die geteilte Rückbank komplett umlegt, dem stehen 1660 Liter zur Verfügung.

Das ist alles andere als ein Kombi-Bestwert - aber allemal genug, um die großen Dinge des nicht alltäglichen Lebens zu kutschieren. Angenehm dabei sind die praktischen Zurrösen und die niedrige Ladekante. Leider ist die elektrische Heckklappenbedienung nicht nur aufpreispflichtig, sondern auch derart langsam, dass man schnell mal im Regen steht. Ebenfalls kein Glanzlicht: die wenig praktische Laderaumabdeckung.

Verarbeitung und Bedienung sind vorbildlich

Doch die Makel am A6 Allroad sind ansonsten überaus rar gesät. Gerade im Alltagsbetrieb lernt man den Kletterkombi schätzen. Zu allem Praxisnutzen, der überzeugenden Einstiegsmotorisierung und dem ausgewogenen Fahrwerk ist es der gewohnt prächtige Audi-Innenraum, der einen vollends zufriedenstellt. Gerade innen macht Audi nach wie vor kaum ein anderer Hersteller etwas vor. Verarbeitung, Bedienung und Ablesbarkeit sind vorbildlich. Die Seriensitze mit Teillederbezug zeigen bei groß gewachsenen Fahrern dann doch noch eine schwache Seite und sorgen für den Griff zur langen Liste mit den Optionen.

49.050 Euro sind ein stattlicher Basispreis und knapp 3000 Euro mehr als ein gewöhnlicher A6 Avant 2.7 TDI quattro kostet. Doch wer sich schon mit einem Allroad von der schnöden A6-Avant-Kundschaft abheben will, der ordert den Allroad kaum in Basisausstattung. Der auch so schon selten schlecht nachgerüstete Alltags-A6 ist als Über-Stock-und-Stein-Fahrzeug meist in kompletter Staffage mit elektrischen Ledersitzen, Xenonlicht und Navigationssystem unterwegs. Ohne diese Dinge dürfte es auch mit dem Wiederverkauf schwierig werden.

Das alles muss einem dann schon rund 60.000 Euro wert sein. Immerhin serienmäßig: das komplette Sicherheitspaket, Klimaautomatik, Tiptronic, Luftfederung und Alufelgen.

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