Porsche Carrera GT:Das war's dann

Er wird als einer der ruhmreichsten Porsches in die Automobilgeschichte eingehen. Das Projekt Carrera GT war filigran durchgeplant. Von der ersten Schraube bis zum Ende der Produktion in diesen Tagen - superschnell, hochexklusiv - und Imageträger.

Von Stefan Grundhoff

Die Sportwagen aus Zuffenhausen haben seit 75 Jahren einen Ruf wie Donnerhall. Spyder, 356, 917 oder 911 - magische Ziffernfolgen.

carrera gt

Wilde Kraft

(Foto: Foto: Porsche)

Doch nachdem die Sportwagenkonkurrenz in den 80er und 90er Jahren heftig drauf sattelte und so am Thron rüttelte, wollten (mussten) die Stuttgarter einmal wieder ein Zeichen setzen.

Es ging nicht nur um ein neues Auto mit schier unbegrenzter Leistung. Es ging um ein Statement über das eigene Selbstverständnis. Die Aussage war klar: Wir bauen nach wie vor die besten Sportwagen der Welt. Und da war er - der Carrera GT, der im Herbst 2000 im Pariser Louvre vorgestellt wurde.

Das Museum war ein Präsentationsort mit Symbolgehalt: Kaum jemand hat den Carrera GT je in freier Wildbahn gesehen; die meisten stehen in privaten Sammlungen oder Automuseen - ähnlich wie der McLaren-Mercedes SLR. Der Besitz zählt - nicht die Jahres-Kilometerleistung. Von den anfangs geplanten 1000 und letztlich gebauten 1270 Fahrzeugen blieben zudem nur ein paar Handvoll in Europa.

Im Gegensatz zu vielen anderen Modellen aus Zuffenhausen ist dieser Zweisitzer auch nur bedingt eine Designikone. Er ist puristisch um eine mit Technik voll gestopfte Rennmaschine herum gebaut - nicht mehr.

Und nicht weniger.

Der GT ist vor allem eines: schnell. Nein, superschnell. Porsche ließ die Muskeln spielen, und die wenigen, die ihn in Bewegung sahen, rieben sich dabei die Augen. Als die ersten Bilder vom Carrera GT durch die Postillen und über Bildschirme huschten, sprach auch noch kaum jemand über hohe Benzinpreise, volle Straßen oder einen Cayenne mit Hybridantrieb.

Das passende Gesicht dazu

Es ging um 612 PS Leistung, rund 450.000 Euro und Rallyelegende Walter Röhrl. Porsche wurde nicht müde, seinem prestigeträchtigsten Baby mit dem Gesicht des hageren Seriensiegers aus Regensburg ein sympathisches Leben einzuhauchen. Röhrl stimmte den Carrera GT auf der Nürburgring-Nordschleife ab - und die Kameras klickten: Na, dann muss es ja ein Knaller werden! Wurde es auch. Der Porsche Carrera GT gilt bis dato als der wohl beste Straßenrennwagen.

Das Statement an die Außenwelt war irgendwie auch nötig. Noch in den frühen 90ern war Porsche am Stock gegangen und galt als Übernahmekandidat. Dann lenkte der Boxster die Stuttgarter Autoschmiede wieder auf die Erfolgsspur. Das war Mitte der 90er. Und ein paar Jahre später rang die Supersportwagen-Konkurrenz von Ferrari, Maserati, Mercedes oder BMW angesichts des rasanten Schwaben-Aufstiegs nach Luft. Potente Käuferschichten aus der ganzen Welt gierten nach einem Rennwagen mit Straßenzulassung.

Besonders die nordamerikanischen Millionäre und die Scheichs im mittleren Osten konnten sich bald freuen: Mehr als die Hälfte der rund 450.000 Euro teuren Boliden ging in die USA - wo man maximal 80 Meilen schnell schleichen darf.

Das war's dann

Auch noch verdient

Einen Nachfolger für den schon jetzt legendären Carrera GT wird es so bald nicht geben. Die Zeiten haben sich geändert: Nach Aussagen von Porsche ist der Markt für einen Supersportler wie ihn erst einmal erschöpft. Und schließlich ist das Statement angekommen, das man setzen wollte. "Der Carrera GT hat nicht nur das Markenimage von Porsche als Sportwagenhersteller deutlich gesteigert und gezeigt, dass wir mit unserer Produktstrategie voll ins Schwarze getroffen haben", sagt Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking. "Mit dem Carrera GT hat Porsche darüber hinaus auch Geld verdient."

Damit ist er ein grandioses Beispiel dafür, dass es beim Thema Auto nach wie vor um Leidenschaft geht. Nur wenige können sich ein derartiges Spielzeug leisten, doch viele bekommen schon bei dem Gedanken an ein solches Hightech-Spielzeug leuchtende Augen: Schön, dass es sowas überhaupt gibt. Porsche ist ein Risiko eingegangen - und hat gewonnen.

Standort-Bekenntnis

Die zumeist grau- oder silberfarbenen Kraftsportler hatten aber auch noch eine weitere wichtige Rolle auszufüllen: Neben dem deutlich vernehmbaren Lebenszeichen ging es darum, das seinerzeit technisch Mögliche zu zeigen.

Und noch ein Argument für einen Imagegewinn: Porsche ließ den Carrera GT in seinem neuen Leipziger Werk in Handarbeit bauen. Das sorgte für Arbeitsplätze in den neuen Ländern und war ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland. Insgesamt arbeiteten 70 Spezialisten in der Carrera-GT-Produktion.

Die Porsche-Mitarbeiter sind - natürlich - stolz auf ihr prestigeträchtiges Topmodell. "Das Fahrzeug weckt Emotionen schon bei der Produktion", sagt Werksleiter Siegfried Bülow: "Unsere Mitarbeiter waren sich immer bewusst, was es heißt, das Topmodell von Porsche bauen zu dürfen."

All das ist jetzt Legende. Die Produktion ist ausgelaufen. Und in Leipzig wartet man nun auf ein viertüriges Coupé namens Panamera.

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