Philippinen:Jeepneys - bunt und dreckig

Jeepneys in Manila, Philippinen

Auf den Philippinen gehören die Jeepneys zum Straßenbild. Doch wie lange dürfen die geliebten Stinker noch fahren?

(Foto: AFP)
  • Jeepneys gelten auf den Philippinen als unverwechselbares Kulturgut. Doch den bunten Sammeltaxis droht das Aus.
  • Da diese Autos gewaltige Dreckschleudern sind, gibt es Pläne, die ältesten Jeepneys auszumustern.
  • Doch die Fahrer wehren sich. Sie fürchten um ihre Einkommen.

Von Arne Perras, Singapur

Gottesfürchtig kam der Jeepney schon immer daher. Meist leuchtet ein liebliches Jesusbildchen unter den offenen Seitenfenstern. Oder die Heilige Maria, Mutter Gottes auf der Fahrertür. Jedes der bunten Taxis auf den Philippinen ist ein Kunstwerk für sich. Manchmal kommen die Jeepneys frech und schrill daher. Aber auf den himmlischen Segen will doch keiner verzichten. Das kann jeder verstehen, der sich schon einmal durch den mörderischen Verkehr auf den Philippinen gequält hat. Da wird gehupt, geschoben und gedrängelt, auf Teufel komm raus.

Seit Jahrzehnten prägt das abenteuerliche halboffene Sammeltaxi namens Jeepney das Straßenbild im asiatischen Inselstaat. Doch wie lange noch? Zwar gelten die Taxis als unverwechselbares Kulturgut; ihre Vorläufer waren einst aus zurückgelassenen US-Jeeps nach dem Zweiten Weltkrieg zusammengeschweißt worden, und ihre heutige Erscheinungsform gilt als rollendes Symbol philippinischer Improvisationskunst. Doch der Druck steigt, sie bald ins Museum abzuschieben. Denn bei aller Begeisterung der Nostalgiker - diese Autos sind gewaltige Dreckschleudern.

Als motorisierte Fossile passen sie kaum noch in Zeiten, da alle über Killer wie Feinstaub und Dieseldunst reden. Millionen Bewohner der verpesteten Metropolen Asiens ringen verzweifelt nach sauberer Luft. Sie fordern Transportmittel, die weniger Gift in die Atmosphäre blasen und so das Risiko tödlicher Lungenleiden verringern. Ganz abgesehen davon, dass die weitverbreiteten Jeepneys auch nicht zu den bequemsten und sichersten Fahrzeugen zählen. Man sitzt in ihnen wie in einer schlecht gefederten Sardinenbüchse. Sitzfleisch mindert den Schmerz. Und nach Gurten sucht man vergebens.

Die Jeepney-Fahrer drohen mit Streik

Doch noch ist die Dienstfahrt nicht zu Ende. Denn diejenigen, die ihre Jeepneys durch den Großstadtdschungel von Manila steuern, wehren sich. Sie protestieren gegen die Pläne, in einem ersten Schritt alle Jeepneys auszumustern, die älter sind als 15 Jahre. Zwar versuchen die Behörden, die Fahrer zu beschwichtigen; ein definitives Ende für die Jeepneys sei noch nicht beschlossen, hieß es. Doch das stellt Verteidiger der Sammeltaxis wie Efren de Luna, Chef des Transportverbandes Acto, nicht zufrieden. Er fragt: "Will uns die Regierung denn nehmen, womit wir unseren Lebensunterhalt verdienen?"

Dass die Transportmittel sauberer und moderner werden müssten, fordern viele. Aber da sind eben auch Hunderttausende Jeepney-Taxifahrer, die um ihre Einkommen fürchten. Sie drohen mit Streiks, um ihre Arbeit am Steuer zu retten. Ob sie damit durchkommen? Es gilt als unwahrscheinlich, dass die älteren Modelle der Jeepneys in größerer Zahl überleben. Andererseits gibt es immer wieder Versuche, das legendäre Sammeltaxi neu zu erfinden - mit moderner Technik und angepasstem Design. Als E-Jeepney, zum Beispiel. Diesen Typ mit elektrischem Antrieb gibt es schon. Philippiner sind Überlebenskünstler. Vielleicht gilt das für ihren Jeepney ja auch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: