Petersen Automuseum Los Angeles:Schatztruhe am Wilshire Boulevard

Das Petersen Automuseum lohnt jederzeit einen Besuch. Die Privatsammlung bekommen aber nur Freunde der Familie zu sehen.

Stefan Grundhoff

Verleger Robert E. Petersen war seit frühester Kindheit Autonarr. Zeitungen und Zeitschriften waren seine Berufung und der Grund für seinen Reichtum. Seine ganze Liebe gehörte aber seiner Frau Margie und einer der exklusivsten Autosammlungen der westlichen Welt.

Petersen Automuseum Los Angeles: Der grandiose Cadillac Eldorado von Elvis Presley, abgestellt vor dem stadtbekannten Diner "Jamm's"

Der grandiose Cadillac Eldorado von Elvis Presley, abgestellt vor dem stadtbekannten Diner "Jamm's"

(Foto: Foto: Pressinform)

Leider kann sie niemand bestaunen. Als ob die Raritäten in dem vierstöckigen Petersen Automuseum nicht schon beeindruckend genug seien. Die Tiefgarage mit Sonderanfertigungen für Frank Sinatra, Filmautos, Rennwagen und einer unüberschaubaren Ferrari-Armada ist einzigartig auf der Welt. Doch auch die frei zugänglichen Bereiche des Petersen Museums sind eines der Museum-Highlights von Los Angeles. Da gibt es den grandiosen Cadillac Eldorado von Elvis Presley, abgestellt vor dem stadtbekannten Diner "Jamm's" oder das aerodynamische Hightech-Dreirad Davis Divan aus den späten vierziger Jahren zu bestaunen.

Eine legendenbehaftete Rarität ist einer der drei goldenen DMC DeLorean, die Kreditkartenhersteller Amex einst für den besten seiner Kunden bauen ließ. Wer hat da noch ein Auge für den McLaren Mercedes SLR nebenan? Der "Speedshop", eine Mischung aus Krämerladen und Autowerkstatt, zeigt, dass in den fünfziger Jahren das Tuning von US-Autos bereits trendig war, zu einer Zeit also, als in Deutschland noch alle auf das Wirtschaftswunder warteten und sich über den hausbackenen VW Käfer freuten.

Der 2007 verstorbene Robert E. Petersen spendiert Museumsbesuchern in der offiziellen Ausstellung immer wieder einen Einblick in die wirklichen Highlights seiner privaten Sammlung. Die Ausstellungsstücke wechseln ständig und mehrere Bereiche des Museums widmen sich wechselnden Themenkomplexen - wie zum Beispiel Corvette, Airstreamer oder Hot Wheels. Highlights der Ausstellung sind derzeit das legendäre Cadillac Ghia 62 Coupé von Rita Hayworth aus dem Jahre 1953 oder der dunkelgrüne Jaguar XKSS aus dem Jahre 1956, an den der Schauspieler, Frauenliebling und Rennfahrer Steve McQueen sein Herz verlor.

Schatztruhe am Wilshire Boulevard

Doch das alles ist nichts gegen die Preziosen im privaten Tiefgeschoss. Nur ein paar Freunde und Bekannte durften bisher einen Blick auf die spektakulärsten Modelle werfen. "Es geht jetzt hinab ins Tiefgeschoss", sagt Museumsdirektor Richard G. Messer nüchtern, "da steht die Privatsammlung". Links aus dem Aufzug geht es dann einen nur spärlich beleuchteten Gang entlang und Messer öffnet per Schlüssel und Tastenkombination die geheime Schatztruhe des Robert E. Petersen. Die düstere Tiefgarage selbst ist kein Showroom. Absperrungen, Hinweisschilder und professionelle Beleuchtungsanlagen sucht man vergebens. Dafür hängen die Schlüssel an einem gigantischen, weißen Schlüsselbrett neben der Kellertür.

Als die Neonröhren in der Tiefgarage endlich leuchten, bekommt der Autofan den Mund kaum mehr zu. Direkt neben dem Eingang steht ein dunkelblauer Mercedes 600 der Baureihe W 100, für viele bis heute die schönste Staats- und Luxuslimousine der Welt. Nur ein paar Meter wird es dynamischer. Hier blasen sich vor dem staunenden Betrachter die dicken Backen des Renault 5 Turbo 2 auf - auf der Rennstrecke eine fliegende Kanonenkugel mit dem Motor hinter den Frontsitzen.

Im schwachen Lichtkegel ist ein echter Herbie-Käfer mit der legendären Startnummer 53 zu erkennen. Flankiert von einem dunklen Ford GT, einem knallig lackierten Ford Mustang neuesten Baujahrs und einigen Ami-Schlitten aus dem Hause Cadillac. Robert E. Petersen schien sich zudem für edle Mercedes-Modelle begeistern können. Rechts parkt ein perfekt gepflegter 450 SL aus dem Jahre 1973 und gleich dahinter ein 300er Flügeltürer aus dem Jahre 1957. "Den hat der Museumsgründer besonders geliebt", erzählt Messer.

Robert E. Petersen und seine Frau Margie galten jahrzehntelang als autoverrückt. Oldtimer, Youngtimer, Filmautos, Prototypen oder exklusive Sportwagen aus Europa - es gab kaum etwas auf vier Rädern, was die beiden nicht sammelten. Am besten rar und teuer. Schließlich machte Robert Petersen 1994 seinen Lebenstraum wahr und schuf in Downtown Los Angeles eines der exklusivsten Automuseen der Vereinigten Staaten - gerade als viele aus der Innenstadt in die Außenbezirke zogen und Downtown L. A. gerade nach Sonnenuntergang nicht gerade den besten Ruf genoss, öffnete das Museum seine Pforten.

Schatztruhe am Wilshire Boulevard

Bis heute ist es ein Publikumsmagnet. "Wir haben natürlich nicht nur die normale Ausstellung, sondern auch Themenausstellungen und unzählige Abendveranstaltungen, so Direktor Richard G. Messer, "wir haben nie gezählt, vie viele Leute pro Tag kommen. 1000 oder mehr können es schon einmal sein." Eröffnet wurde das Museum am 11. Juni 1994. "Über die Jahre hat die Robert E. Petersen Foundation mehr als 30 Millionen Dollar in das Museum gesteckt", erklärt Marketing-Manager Chris Brown, "die jeweils ausgestellten 150 Fahrzeuge wechseln ebenso regelmäßig wie unsere Themen- und Herstellerinseln."

Besonders groß war die Leidenschaft für die Filmautos von George Barris, dem King of Customizing. Seit den sechziger Jahren baut das Hollywood-Urgestein die Autos für die bekanntesten Film- und Fernsehproduktionen - bis heute. Viele der besonders spektakulären Autos bleiben für die Besucher des Museums in der privaten Tiefgarage verborgen. Vom Bonnie & Clyde-Streifen aus den späten 60ern bis zum rosafarbenen Honda S 2000 aus "Tokio Drift" sind Dutzende von automobilen Neben- und Hauptdarstellern aus Hollywood-Streifen vertreten.

"Doch es gibt nebenan noch mehr. Kommen sie mit", führt einen Museumsdirektor Richard G. Messer an einem New Yorker Polizeiwagen von 1962 und dem überdimensionalen Schlüsselbrett vorbei. Der Keller nebenan ist kaum heller erleuchtet und doch strahlt er in einem kräftigen Rot. Die wirkliche Begeisterung von den Petersens können nur Ferraris gewesen sein. 355, 456, Daytona, Testarossa, 308 GTS oder ein 250 GT. Hier stehen sie scheinbar alle. Im Gegensatz zu dem einen oder anderen Filmauto oder den zahlreichen Rennwagen nebenan strahlen sie mit Richard G. Messer im Neuzustand um die Wette.

Besonders sehenswerte Nascar-Rennwagen kann man jedoch auch in der offiziellen Ausstellung auf Ebene Zwei bewundern - wenn auch unregelmäßig. Ein schwacher Trost für diejenigen, die sich generell mit den vier oberirdischen Etagen begnügen müssen. Gut, dass sie nicht wissen, welche Schönheiten im Keller schlummern und hier regelmäßig auf Vordermann gebracht werden. Vielleicht hat Richard G. Messer irgendwann ein Einsehen und entlässt ein paar automobile Schmuckstücke mehr wieder einmal in die offizielle Ausstellung.

Das Petersen Museum ist täglich außer montags zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet (nicht die Privatsammlung im Keller!). Weitere Informationen unter www.petersen.org

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