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Pedelec:Worauf sollte ich beim Kauf eines Elektrofahrrads achten?

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Fahrräder mit Elektromotor liegen schwer im Trend. Aber wieviel darf so ein E-Bike eigentlich kosten und was muss ich vor dem Kauf beachten?

Von Florian Maier

Wer mit dem Kauf eines Elektrofahrrads liebäugelt, der kann bei der Fülle an Angeboten leicht den Überblick verlieren. Grundsätzlich gilt: Auch wer ein E-Bike nur gelegentlich nutzen will, sollte beim Kauf auf die Qualität achten. In Baumärkten und Discountern findet man die Fahrräder mit Elektromotor immer wieder zu Preisen im Bereich von 400 bis 500 Euro. Fahrrad-Experte Ernst Brust gibt in der Fachzeitschrift Mobility 2.0 einen Anhaltspunkt, welchen Preis man für ein qualitativ hochwertiges Produkt einrechnen muss: "Von Pedelec-Angeboten, die zum Teil schon für rund 400 Euro zu finden sind, ist abzuraten; man muss derzeit mit mindestens etwa 1800 Euro im Fachhandel rechnen." Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) schließt sich dieser Einschätzung an: "Unter 1800 Euro sind in der Regel keine rundum empfehlenswerten Modelle zu finden."

Eine Probefahrt ist Pflicht

Für besseren Fahrkomfort und ein höheres Sicherheitsgefühl sollte das Pedelec auf die eigenen Körpermaße abgestimmt sein. Zwar gibt es Tabellen, anhand derer sich die richtige Rahmengröße bestimmen lässt. Eine Probefahrt und individuelle Beratung beim Fachhändler bleibt aber immer noch der beste Weg, um ein optimales Zusammenspiel zwischen Mensch und E-Bike herzustellen.

Komplizierter wird es beim Gewicht: Die meisten handelsüblichen Elektrofahrräder besitzen ein zulässiges Gesamtgewicht von 120 Kilogramm. Das erscheint in den meisten Fällen ausreichend - allerdings muss dabei auch das Eigengewicht des Rades (circa 25 bis 30 Kilogramm) berücksichtigt werden. So bleibt meist nicht mehr viel Reserve für Zuladung. Wer also kein Idealgewicht mitbringt oder des Öfteren größere Lasten transportiert, sollte unbedingt auf ein entsprechend hohes Systemgewicht achten. Denn im Falle eines Unfalls, bei dem das zulässige Gesamtgewicht erheblich überschritten wurde, lösen sich etwaige Versicherungs- und Garantieansprüche schnell in Luft auf. Die meisten Hersteller von Elektrofahrrädern haben inzwischen Modelle im Angebot, die auf 160 bis 180 Kilogramm ausgelegt sind. Auch Modelle, die bis zu 300 Kilogramm tragen, sind mittlerweile erhältlich.

Bremsen, Licht und Zubehör

Besonderes Augenmerk verdient die Bremsanlage eines Elektrofahrrads. Aufgrund des höheren Gewichtes und der höheren Geschwindigkeiten muss sie einer hohen Belastung standhalten. Modelle mit hydraulischen Scheiben- oder Felgenbremsen sind zu empfehlen: In diversen Tests kamen diese besonders sicher zum Stehen, hielten hohen Belastungen stand und überzeugten insbesondere auch bei Nässe. Auch hier zeigt sich, wie wichtig eine Probefahrt ist - nur so bekommt man selbst einen Eindruck davon, ob sich das Abbremsen sicher und zuverlässig anfühlt. Je stärker der Antrieb, desto mehr Wert sollte man beim Kauf auf eine hydraulische Bremsanlage legen.

Wichtig ist zudem, dass der Sattel des neuen E-Bikes bequem und in der richtigen Höhe eingestellt ist - nicht nur aus Komfort-Gründen. Denn die gegenüber dem herkömmlichen Fahrrad erhöhte Geschwindigkeit erfordert eine besonders sichere Sitzposition. Ein weiterer wichtiger Sicherheitsaspekt ist die richtige Beleuchtungsanlage. Bis 2013 musste sie über einen Dynamo gespeist werden, inzwischen sind auch Lichtanlagen erlaubt, die an den Akku gekoppelt sind. Die derzeit beste Lösung bietet die LED-Technik, die in puncto Lebensdauer und Leuchtkraft nicht zu schlagen und zudem sehr günstig ist. Sparen sollte man dagegen keinesfalls am richtigen Zubehör: Ein Helm ist - wenn auch nicht bei allen Elektrofahrrädern Pflicht - aufgrund der hohen Geschwindigkeiten äußerst empfehlenswert ( mehr zu Typ-Unterschieden in diesem Ratgeber-Text) .

Reichweiten-Plus durch Rekuperation

Es gibt E-Bike-Motoren mit Energierückgewinnungs-, beziehungsweise Rekuperations-Funktion. Hierbei wird die beim Bremsvorgang freigesetzte Energie in den Akku geleitet, wodurch sich bei langen Talfahrten ein Reichweiten-Plus erzielen lässt. Daneben fungiert die Rekuperation als Bremskraft-Verstärker, analog zur Motorbremse bei Automobilen. Das hilft Bremsanlage und Reifen zu schonen. Ein Motor mit Rekuperation ist vor allem für E-Bike-Piloten sinnvoll, die regelmäßig lange Touren planen.

Pedelec mit dem Auto transportieren?

Wer sein Pedelec mit auf Reisen nehmen will, kommt - sofern er keinen Kleinbus sein Eigen nennt - um einen speziellen E-Bike-Heckträger nicht herum. Die meisten Fahrradträger halten den deutlich schwereren Pedelecs und E-Bikes nicht stand. Von einem Transport via Dachgepäckträger ist aus Gewichtsgründen grundsätzlich abzuraten. Auch dürfte das Auf- und Abheben der Pedelecs Schwierigkeiten bereiten. Spezialträger für das Autoheck sind dem Gewicht und den Abmessungen von Pedelecs angepasst. Für sie braucht man eine Anhängerkupplung, die im Bedarfsfall nachrüstbar ist. Die Kosten für einen E-Bike-Träger liegen bei circa 500 Euro. Will oder kann man sein Pedelec nicht heben, empfiehlt sich zudem der Einsatz einer Auffahrrampe ( mehr zum Alltagseinsatz von Pedelecs lesen Sie in diesem Ratgeber-Text).

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