Süddeutsche Zeitung

Park-Roboter am Flughafen Düsseldorf:Automatisch in die Parklücke

Kurz vor Abflug noch endlos einen Parkplatz suchen: Dieser Stress könnte für Fluggäste bald vorbei sein. Roboter "Ray" parkt in Düsseldorf nun automatisch deren Autos ein.

  • Flughafen Düsseldorf testet Roboter "Ray", der automatisch Autos parkt
  • Die Parkhausbetreiber versprechen sich Mehreinnahmen und eine bessere Auslastung
  • Die Anbindung an die Flugdatenbank soll für Zeitersparnis sorgen

So funktioniert der Park-Roboter

Angela Merkel (CDU) war skeptisch: "Und der Roboter findet mein Auto dann auch später wieder?", fragte die Bundeskanzlerin, als sie sich im April auf der Hannover Messe einen Prototypen des Park-Roboters "Ray" zeigen ließ. Die Antwort muss das System nun in Düsseldorf im Echtbetrieb geben. Von Dienstag an nimmt Ray seine Arbeit auf und wird zunächst 260 Parkplätze mit Autos von Fluggästen des dortigen Airports bestücken.

Autofahrer lassen ihren Wagen nur noch auf einem Stellplatz am Parkhauseingang stehen. Dort übernimmt Ray, der zuerst das Auto vermisst, dann dessen Räder wie ein Gabelstapler um wenige Zentimeter lupft und daraufhin den Wagen zum für ihn vorgesehenen Stellplatz transportiert.

Effizientere Nutzung der Parkflächen

Aber mehr Komfort für gestresste Autofahrer könnte nicht der einzige Vorteil des Park-Roboters sein. Parkhausbetreiber versprechen sich deutliche Mehreinnahmen, denn Ray könne bis zu 40 Prozent mehr Autos pro Parkhaus unterbringen. Bei eigens für den Roboter konstruierten Gebäuden sei sogar eine Aufstockung von bis zu 60 Prozent möglich, verspricht Serva. Denn der Roboter kann sich auf der Stelle drehen und benötigt so weniger Platz beim Rangieren als die Autos. Entsprechend schmaler können die Wege zwischen den Fahrzeugreihen sein. Zudem kann sich Ray der Größe der Autos anpassen und entsprechend schrumpfen oder ausdehnen. Das ermöglicht ihm, einen Smart in eine deutlich kleinere Lücke zu manövrieren, als beispielsweise für eine Luxus-Limousine nötig ist.

Anbindung an die Flugdatenbank

Für den Einsatz an Flughäfen haben sich Rays Ingenieure eine Zusatzfunktion ausgedacht. Das System ist an die Flugdatenbank angebunden und erfährt so automatisch, sobald der Flieger des Autobesitzers gelandet ist. Der Park-Roboter kann den Wagen nun herbeischaffen und bereitstellen, sodass die Fluggäste es nur noch an einem dafür vorgesehenen Ort abholen müssen. Für die Bediener-Freundlichkeit soll eine Smartphone-App sorgen, in die allerdings manuell eingegeben werden muss, wenn der Autofahrer auf einen anderen Flug umgebucht hat.

Der Hersteller

Der Park-Roboter ist eine Entwicklung des bayerischen Unternehmens Serva Transport Systems. Die Techniker der in Grabenstätt am Chiemsee ansässigen Firma haben sich bei ihrer Konstruktion viel von Industrie-Robotern abgeschaut, die fahrerlos durch moderne menschenleere Autofabriken kurven und dort weitgehend autark für die Logistik zuständig sind.

Maschine statt Mensch

Im Gegensatz zu modernen automatisierten Parkhäusern, die etwa in New York und München wie ein Hochregallager mit verschiebbarem Aufzug konstruiert sind, können auch herkömmliche Parkhäuser mit Ray nachgerüstet werden, verrät Airportsprecher Thomas Kötter.

Um verzögerungsfreien Service zu bieten, arbeitet Ray auch nachts. Dann optimiert der Park-Roboter den Lagerbestand an Autos und sortiert die Ausgabe der Wagen vor. Bislang wurde diese Form des "Valet Parkings" in teuren Hotels von menschlichem Personal ausgeführt.

Verkehrsforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hatten bereits im Januar 2013 in Braunschweig eine ähnliche Technik vorgestellt, die allerdings noch nicht marktreif war. Projektleiter Prof. Karsten Lemmer sagte damals bereits voraus: "Die Entwicklung ist rasant, das automatische Parken ist keine Zukunftsmusik mehr."

Schutz vor Problemen in der Testphase

Damit etwaige Kinderkrankheiten wie einst bei der fahrerlosen Schwebebahn "Skytrain" nicht im Chaos enden, sind mehrere Roboter im Einsatz, die das System flexibel halten. Wenn einer ausfalle, sei dadurch nicht die gesamte Wagenausgabe blockiert, sagt Flughafensprecher Kötter.

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