Opel Mokka X im Test:Der Mokka X ist ein typischer Opel

Opels kleines SUV hat Detailschwächen. Aber es gibt deutlich mehr Argumente, die für den Mokka X sprechen. Zum Beispiel sein Preis.

Test von Thomas Harloff

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(Foto: Adam Opel AG)

Ob Bundesligist in Abstiegsgefahr, Bühnen-Ensemble mit Zuschauerschwund oder Automarke in finanziellen Schwierigkeiten: Wer in Not ist, sucht meist einen Heilsbringer. Nicht immer taucht er auf. Doch Opel hatte vor etwa vier Jahren eine Mischung aus Glück und der richtigen Idee. Ein kleines SUV sollte helfen, das strauchelnde Unternehmen aus der Not zu befreien. Das gelang - mehr als 600 000 Exemplare des Mokka hat Opel eigenen Angaben zufolge seitdem verkauft. Etwa 60 Prozent davon an Kunden, die zuvor ein Auto einer anderen Marke fuhren. Der Mokka wurde für die Traditionsmarke zum Eroberer. Nun, nach vier Jahren Bauzeit, soll ein umfassendes Facelift helfen, die gewonnene Kundschaft im Hause zu behalten.

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(Foto: Adam Opel AG)

Dem SUV, das nun ein großes X im Namen trägt, gelingt das, was Designer an einem Facelift manchmal verzweifeln lässt: Das Auto sieht moderner aus, ohne dass der Vorgänger mit einem Schlag alt wirkt. Was ein anders designter Kühlergrill, neue Scheinwerfer mit zackigerer Leuchtengrafik (für zusätzliche 1250 Euro mit LED-Technologie) und neu gestaltete Heckleuchten doch bewirken können. Die gedrungene, horizontal ausgerichtete Karosserieform behält der Mokka X bei, genau wie die sich nach hinten verjüngende Fenstergrafik. Was das Auto am Heck stämmiger erscheinen lässt, wirkt sich jedoch negativ auf die Rundumsicht aus. Der Schulterblick nach rechts bleibt jedenfalls an der breiten C-Säule hängen.

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(Foto: Adam Opel AG)

Innen ist dagegen fast nichts mehr so, wie es vorher war. Vorbei die Zeiten, als der Mokka eine von Tasten und Drehreglern zerklüftete Mittelkonsole hatte, die von einem in eine Höhle verfrachteten Monitor gekrönt wurde. Nun sind nicht nur die Knöpfe weitgehend verschwunden, sondern auch die Höhle. Der bis zu acht Zoll große Farb-Touchscreen ist in das Armaturenbrett gerückt. Das sieht nicht nur hochwertiger aus, sondern lässt sich auch um Welten besser bedienen als zuvor. Die Menüs sind leicht nachvollziehbar aufgebaut, die Anzeigen grafisch hübsch aufbereitet, die Tastenfelder mit dem Finger gut erreich- und treffbar. Opels Touchscreen-System ist eines der besseren in der 20 000- bis 25 000-Euro-Klasse. Auch weil die Verbindung mit Apple- oder Android-Smartphones, die sich dann über den Monitor bedienen lassen, problemlos klappt.

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(Foto: Adam Opel AG)

Der Mokka war auch deshalb so erfolgreich, weil er trotz kompakter Abmessungen ausreichend Platz für Insassen und Gepäck bot. Das behält die X-Variante bei. Dank der hoch aufgeschossenen Karosserie bleibt viel Luft zwischen den Köpfen der Insassen und dem Dachhimmel. Die Knie der Mitfahrer im Fond stoßen nur dann an die vorderen Sitze, wenn dort Riesen Platz nehmen. Der Kofferraum schluckt im Normalzustand 356 Liter und lässt sich auf maximal 1372 Liter erweitern - keine überragenden, aber akzeptable Werte. Bleibt ein Ärgernis im Mokka-X-Interieur: die rechts am Fahrersitz angebrachte Armlehne. Sie ist zu schmal und zu weit oben angebracht. Den rechten Arm auf ihr abzulegen, ist schnell unangenehm und stört beim Griff zum Schalthebel. Da sie am 390 Euro teuren und ansonsten empfehlenswerten Ergonomie-Fahrersitz aber nun einmal dran ist, dürfte sie bei den meisten Mokka-X-Fahrern ein freudloses Dasein in hochgeklapptem Zustand fristen.

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(Foto: Adam Opel AG)

Mehr Freude bereitet der Antrieb, im Falle des Testwagens ein 1,6-Liter-Turbodiesel mit 136 PS. Eine Zeit lang hat Opel den Vierzylinder als "Flüsterdiesel" bezeichnet, beim Mokka X ist davon keine Rede mehr. Die Rüsselsheimer haben wohl eingesehen, dass der Motor im Vergleich zu vergleichbaren Aggregaten nicht leiser ist. Ein Problem ist das nicht, denn die Akustik bewegt sich im erträglichen Rahmen. Viel wichtiger dürfte den meisten Fahrern die Leistungsbereitschaft des CDTI-Triebwerks sein, und hier gibt es kaum etwas zu meckern. Zwar kann er seine Lethargie unterhalb von 1500 Umdrehungen nicht verhehlen, dafür baut sich das Drehmoment darüber flott auf, bis es bei 2000 Kurbelwellenrotationen sein Maximum von 320 Newtonmetern erreicht. Außerdem dreht der Motor gerne und behält bis zum roten Bereich seine Kraft bei. Dazu passt das endlich leicht und exakt schaltbare Sechsgang-Getriebe, das viel besser ist als Opels frühere manuelle Gangboxen.

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(Foto: Adam Opel AG)

Keine neue Erkenntnis ist, dass Opel dynamische Fahrwerke bauen kann. Der Mokka X kultiviert diese Stärke und ergänzt sie um eine Bequemlichkeits-Komponente. Weder in Kurven noch auf holprigen Straßen gerät die Karosserie ins Schwanken, das Auto bleibt jederzeit verbindlich und berechenbar, behält aber den Komfort bei. Ebenso feinfühlig wie die Federn und Dämpfer sprechen die Lenkung und die elektronischen Regelsysteme an. Deshalb macht es Spaß, mit dem kleinen Opel-SUV kurvenreiche Straßen zu absolvieren. Auch, weil der Allradantrieb die nötige Traktion liefert. Wer genau darauf achtet, bemerkt zwar die kurzen Verzögerungen, bis das System den Vorderrädern überschüssige Antriebskraft weggenommen und im passenden Verhältnis auf die anderen Räder verteilt hat. Bei weitgehend trockenen Straßenverhältnissen hat die elektromagnetische Lamellenkupplung, die diese 4x4-Choreografie kommandiert, allerdings nicht viel zu tun. Bei widrigen Bedingungen sind vier angetriebene Räder dagegen ein Segen. Ob das oft genug der Fall ist, um 2000 Euro Aufpreis zu rechtfertigen, muss jeder Käufer selbst entscheiden.

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(Foto: Adam Opel AG)

Womit ein entscheidendes Kriterium pro Mokka X benannt wäre: der Preis. Dieses Auto hat auch deshalb so viele Fans gefunden, weil es günstiger war als die direkte Konkurrenz. Diesen Vorteil behält der Opel bei, und zwar mit erstaunlichem Abstand. Mit dem 136-PS-Diesel kostet er mindestens 25 390 Euro - und ist damit fast 2000 Euro günstiger als ein etwas schwächer motorisierter Mitsubishi ASX und kostet gar 2500 Euro weniger als ein vergleichbarer Nissan Qashqai oder Škoda Yeti. Da auch die Konkurrenz Aufpreise für ihren Allradantrieb verlangt, behält der Mokka X seinen Preisvorteil auch mit 4x4-Antrieb.

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(Foto: Adam Opel AG)

Die Basisausstattung des 136-PS-Diesels heißt Edition und bringt mit Klimaanlage, 17-Zoll-Leichtmetallrädern oder Infotainmentsystem mit Sieben-Zoll-Touchscreen etwas mehr als das Nötigste mit. Wer ein wirklich gut ausgestattetes Auto haben möchte, überspringt die zwischengeschaltete Active-Variante und greift zum Mokka X Innovation, der über 18-Zöller, ein Komfort-Paket mit Klimaautomatik und Einparkhilfe sowie beheizbare Klappspiegel verfügt. Weiterer Vorteil dieser Linie: Manche Sonderausstattung wie 19-Zoll-Räder oder Ledersitze sind sonst gar nicht zu bekommen. Das Paket an Fahrassistenten ist überschaubar gefüllt: Es gibt nur eine Verkehrszeichenerkennung und Systeme, die vor Frontkollisionen und dem Verlassen der Fahrspur warnen. Dafür ist es mit 700 Euro vernünftig eingepreist.

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(Foto: Adam Opel AG)

Das passt zum Mokka X, von dem man keine technische Exzellenz erwarten darf. Dafür ist er kostengünstig, praktisch und fahraktiv, wenn auch nicht völlig frei von Detailschwächen. Ein typischer Opel eben. Technische Daten Opel Mokka X 1.6 CDTI 4x4: R4-Dieselmotor mit 1,6 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 100 kW (136 PS); max. Drehmoment: 320 Nm bei 2000/min; Leergewicht: 1504 kg; Kofferraum: 356 - 1372 l; 0 - 100 km/h: 10,3 s; Vmax: 187 km/h; Testverbrauch: 8,0 l / 100 km (lt. Werk: 4,5 - 4,7; CO₂-Ausstoß: 119 - 124 g/km); Euro 6; Grundpreis: 27 390 Euro Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

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