Opel-Manta-Comeback: Pro und Contra:Für das Beste im Mann

Ein Retro-Manta könnte kommen: Hat der Wagen tatsächlich eine Lücke in Deutschland hinterlassen oder droht die Wiederkehr der Geschmacklosigkeit?

Bernd Graff und Günther Fischer

Der Opel-Betriebsrat hat eine Neuauflage des Kultmodells Manta ins Gespräch gebracht. "Ich kann mir gut einen Retro-Manta oder einen Retro-GT vorstellen", sagte der Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz der Zeitschrift AutoBild. Die Überlegung des Herrn Franz: Die nächste Modernisierung des Insignia stehe ohnehin in rund drei Jahren an, man könnte den Manta dann ja auf dessen Basis bauen.

Mit dem Konzept eines Volks-Sportwagens wie beim Ur-Manta hätte dieses Coupé dann wohl nichts mehr zu tun. Zudem müsste Opel laut Unternehmenschef Nick Reilly davon in Europa mindestens 50.000 Autos verkaufen, damit es sich lohnt.

Nur: Gerade eben hat eine Studie Opel bescheinigt, dass sie für Jugendliche eine der uninteressantesten Automarken ist. Ob es da hilft, dass Franz ausgerechnet ein Auto wiederbeleben möchte, dass fast nur noch in abfälligen Witzen weiterlebt?

Also: Was spricht dafür, was dagegen? Wir haben uns ein paar Gedanken gemacht - pro und contra.

Pro: Für das Beheste im Mann

Der Manta könnte wieder aufgelegt werden. Bitte, unbedingt, tut das!

Warum erzähle ich Ihnen hier und heute alte Mantafahrerwitze? Ganz einfach. Weil der Opel-Betriebsratsvorsitzende Klaus Franz laut gedacht hat, als die Mikrofone der AutoBild-Reporter liefen. Die haben dann aufgezeichnet, dass Franz meinte, man solle vielleicht den Opel Manta wieder auflegen und als Retro-Manta auf Basis des Insignia anbieten. Hüstel. Offen gestanden, der Archetypus des 1970 vorgestellten Pony Cars von Opel darf niemals neu aussehen, niemals anders aussehen als eben jener Manta, der es 1991 mit Til Schweiger (als Fahrer Bertie) und Tina Ruland (als Friseuse Uschi) zu Filmehren gebracht hat. Eine allerdings zu Recht fast vergessene deutsche Action-Komödie.

Ein Mantafahrer und ein GTI-Fahrer sitzen im Knast, in einer Zelle mit Heizofen. Meint der GTI-Fahrer: "Eyh, Manni, mach mal den Ofen an !" Darauf der Mantafahrer: "Hey Ofen, Alder, willste mit mir gehen?" Der GTI-Fahrer: "Mensch du Idiot, Du sollst ihn anfeuern!" Mantafahrer: "Ofen! Ofen! Ooofen!..."

Warum also sollte der Manta jetzt unbedingt wieder auf die deutsche Straße? Ganz einfach: Weil er eine Lücke ausfüllt, eine Nische besetzt, die kein Auto seitdem ausfüllen konnte. Vor dem Manta wusste man nicht, dass es diese Nische überhaupt gibt, seitdem vermissen wir sie: Das Tuning-Pony-Car, der Ständer von Fuchsschwänzen, die Ellenbogen-Ablage mit eingebautem Fahrtwind - all das ist Manta. Natürlich kann man auch andere Autos tunen, aber nie wieder so schön. Und nie wieder sind Fahrer so ehrliche eingeschworene Fahrer ihres Fahrzeugs gewesen wie Mantafahrer. Mantafahrer sind keine Fahrzeughalter, sondern Herzbuben, die ihren Traum vom Eigenheim eben tiefer gelegt auf vier Räder bringen.

Ein Mantafahrer kommt in eine Bank. "Ey, gib mir mal 1000 Euro, ich will meinen Manta tieferlegen." Sagt der Bankangestellte: "Ok, Sie müssen nur hier unterschreiben." Sagt der Mantafahrer: "Ich unterschreibe nichts." Sagt der Bankangestellte: "Tja, dann gibts auch kein Geld." Der Mantafahrer geht in die nächste Bank, dort genau dasselbe. Er geht in die dritte Bank. Dort auch dasselbe, aber nachdem der Mantafahrer gesagt hat, dass er nichts unterschreibt, nimmt der Angestellte dessen Kopf und haut ihn mehrmals auf die Tischkante.

Da sagt der Mantafahrer: "Ok, ich unterschreibe." Er bekommt das Geld und geht damit in die zweite Bank zurück. Der Kassierer schaut ganz verdutzt: "Haben Sie das Geld bekommen?" Sagt der Mantafahrer: "Ja, aber der Herr hat es mir ja auch ganz genau erklärt."

War der VW-Käfer das Auto der Geringverdiener, sagen wir besser: der versnobten Geringverdiener und intellektuellen Alternativen, denen der Mumm und die Nonchalance zur Ente fehlten, dann war der Manta das ehrliche Auto der werktätigen Aufreißer und coolen Normalos, die im Hier und Jetzt nach der bezahlbaren Vollendung suchten.

Ein Mantafahrer kommt in Ägypten kurz vor einer Brücke ins Schleudern. Fahrer und Auto landen im Nil. Als ein Krokodil auf ihn zukommt, meint der Mantafahrer: "Bo, geil, ey, Rettungsboote von Lacoste."

Alle bösartigen Witze über Mantafahrer und ihre Friseusen-Freundinnen sind darum nur eines - bösartig. Aber manchmal eben auch witzig.

Der Mantafahrer schlechthin indes fuhr keinen Manta: Die Rede ist von Armin Rohde, der im Film "Kleine Haie" einen Chevy Camaro fährt (im Drehbuch sollte es ein Ford Mustang sein), gewissermaßen den großen Bruder des Manta. Die gleich folgende Szene gehört tatsächlich zum besten, was deutsches Kintopp jemals geboten hat - und das ausgerechnet am Ende des Films (hier: ab 4:30 min). Rohde, der den Anhalter, Jürgen Vogel, schon zu Beginn von "Kleine Haie" mit nach Süden, nach München genommen und während der Fahrt ordentlich verschreckt hat (Beginn des Clips), nimmt ihn am Ende des Films (eben ab 4.30) auch wieder mit nach Norden. "Nach Hause?", fragt er? Und mehr muss tatsächlich nicht mehr gesagt werden: Der raue Mann ist ein Herz von einem Mann - und sein Wagen bringt sie alle nach Hause.

Bernd Graff

Contra: Die Zeit von Vokuhila und Iron Maiden ist definitv vorbei

Die Wiederauserstehung der Geschmacklosigkeit? Bitte nicht!

Die gute Nachricht vorneweg: Man sieht sie kaum noch. Aus dem Straßenbild sind die Mantas längst verschwunden. Einzig in den Hinterhofgaragen einiger Hardcore-Fans mögen sie noch aufzufinden sein - um dann einmal jährlich zu bierseligen Manta-Treffen ausgeführt werden.

Das ist auch gut so, denn: Mann, war der geschmacklos und, ja: peinlich! Mag ja sein, dass sich Hänschen aus dem Hasenbergl oder Kurti aus Simmering unter dem Manta das vorgestellt haben, was die große, weite Welt so zu bieten hat (wobei in den Vororten der Großstädte damit vor allem Amerika gemeint war). Mag auch sein, dass sie nie eine andere Chance hatten, als sich eine gewisse Ersatzbefriedigung fürs nicht ausgelebte Fernweh zu besorgen. Aber musste die gleich so geschmacksverirrt ausfallen?

Opel, auch daran muss erinnert werden, brauchte anno 1970 eine Antwort auf den Ford Capri. Der wurde zwar ebenfalls schnell als Mustang des kleinen Mannes verunglimpft, Erfolg hatte er dennoch. Der Manta A war als Antwort immerhin gelungen: Der Möchtgernsportler aus Rüsselsheim mobilisierte mit seinen Vierzylinder-Motoren zwar nur 60 bis 90 PS, für die gewisse Vorort-Virilität reichte es dennoch. Zumal das Blech und die Technik des Manta genügend Platz ließ für Tuning- und Spoileraktivitäten aller Art (Tieferlegung!).

Der Manta B aber, ab 1975 gebaut, entglitt den Rüsselsheimern vollständig. Er prägte fortan die Parkplätze aller Discos zwischen Lüneburger Heide und Bayerischem Wald. Die Antenne zierte meist ein Fuchsschwanz, die Vokuhila-Frisur des Besitzer war dank massiven Haarsprayeinsatzes fast waffenscheinpflichtig, die Beifahrerin versuchte als 3-Wetter-Taft-Blondine und aus den getunten Boxen plärrte Iron Maiden. Im Sommer kam dann noch die fünffach verspiegelte Sonnenbrille hinzu. Das wollen wir doch nicht wirklich wieder, oder?

Opel legt sogar noch einmal nach und präsentierte die "Black Magic"-Edition, den Manta GT/E. Ganz in schwarz lackiert kam er mit grellorangen Seitenstreifen und karierten Recaro-Sportsitzen vorgefahren. Es half, Gott sei dank, nicht: 1988 war, nach 13 Produktionsjahren, endgültig Schluss.

Das heißt: nicht ganz. 1991, also nur drei Jahre später, beglückte Regisseur Wolfgang Büld Deutschland mit seinem "Manta, Manta"-Film. Zu sehen: Til Schweiger in seiner ersten Hauptrolle - als Manta-Fan Bertie. Wer das Manta-Dilemma bis dahin nicht verstanden hatte: Zehn Minuten Film reichen (siehe unten). So wie die sogenannte Action-Komödie heute ganz zu Recht vergessen ist, so sollte auch der Manta selig und in Frieden ruhen dürfen.

Auch, um Witze wie den folgenden nicht erneut zu befeuern: Treffen sich zwei Manta-Fahrer. Sagt der eine: "Du, ich hab mir gestern einen Duden gekauft!" Antwortet der andere: "Und? Hast ihn schon eingebaut?"

Wollen wir geistig wirklich so tief fliegen? Mag der Motor auch frisch frisiert und Heckspoiler blank poliert sein: Geschmacksverirrungen dürfen sein - sollten aber, bitteschön, nicht wiederholt werden.

Günther Fischer

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