Süddeutsche Zeitung

Opel Karl im Fahrbericht:Ein echter Kerl, der Karl

Ein Stadtauto mit viel Platz zum Preis von 9500 Euro: Der neue Opel Karl zeigt, dass ein vernünftiges Auto auch günstig sein kann.

Elf Monate vergingen zwischen Ankündigung und Vollzug: Am 21. Juli des vergangenen Jahres stellte Vorstandschef Karl-Thomas Neumann ein neues Opel-Einstiegsmodell in Aussicht, am 20. Juni 2015 kommt es zu den Händlern. Der Neuling hört auf den Namen Karl, tritt im Segment von VW Up, Hyundai i10 und Kia Picanto an und setzt die Konkurrenten mit seinem Preis unter Druck. 9500 Euro kostet die Basisversion, die höherwertigen Ausstattungslinien sind mit 10 650 beziehungsweise 12 900 Euro nicht viel teurer. Der Maximalpreis liegt bei 15 395 Euro. Dann ist alles an Bord, was die Aufpreisliste hergibt.

Ein Grund für die günstige Preisgestaltung sind die fehlenden Variationsmöglichkeiten bei Motor und Getriebe. Es gibt vorerst nur einen Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 75 PS und einem maximalen Drehmoment von 95 Newtonmetern, der mit einem manuellen Fünfganggetreiebe gekoppelt ist. Der Normverbrauch des Antriebs liegt bei 4,3 Litern auf 100 Kilometern, der tatsächliche Durst ist nicht viel größer. Mit dem Inhalt des 32-Liter-Tanks lassen sich auch mit vollbesetztem Wagen und selbst bei nicht allzu behutsamem Umgang mit dem Gaspedal leicht mehr als 500 Kilometer am Stück fahren.

Nerviger Klang bei hohen Drehzahlen

Sportliche Ambitionen hegt der Opel Karl freilich nicht. Die Fahrleistungen, 15,5 Sekunden von null auf hundert km/h und ein Maximaltempo von 170 km/h, lassen dann auch eine gewisse Trägheit erahnen. Tatsächlich ist der nur knapp eine Tonne schwere Fünftürer - vor allem in der Stadt - flink unterwegs. Ein Bonus ist hier die auf Knopfdruck leichtgängiger abzustimmende Lenkung, die aber erst in der höchsten Ausstattungsvariante serienmäßig dabei ist.

Die Drehzahl des Motors sollte während der Fahrt besser nicht nennenswert über die 3000er-Marke steigen, da der angestrengte Dreizylinderklang schnell nervt. Besser, der Fahrer orientiert sich an der Schaltpunktanzeige, die meist frühes Hochschalten empfiehlt und so hilft, den Verbrauch niedrig zu halten. Ein automatisiertes Schaltgetriebe, wie es auch beim Adam oder Corsa erhältlich ist, dürfte in ein paar Monaten auf der Aufpreisliste zu finden sein.

Der Karl zeigt, dass sich auf einer Länge von nur 3,68 Metern ausreichend Raum für fünf Personen und deren Gepäck schaffen lässt. Weil sich Opels Designteam mit unpraktischen Schnörkeln zurückgehalten hat, ist das Platzangebot deutlich besser als beim einen Zentimeter längeren Opel Adam. Allerdings kostet die Fünfsitzer-Konfiguration extra: Das Basismodell ist ausschließlich mit vier Plätzen erhältlich, in der mittleren Ausstattungsvariante "Edition" ist der fünfte Sitz 325 Euro teuer und erst das Topmodell "Exklusiv" bietet serienmäßig die volle Anzahl an Plätzen. In den Kofferraum passen aber in jedem Fall 206 Liter, was genau für zwei Handgepäck-Trolleys reicht. Wer die Rücksitzlehne umklappt, erweitert das Abteil auf stattliche 1013 Liter.

Angesichts der günstigen Preisgestaltung hat Opel dem Karl durchaus ansprechende Materialien gegönnt. Auch Verarbeitung und Bediensicherheit stimmen: Es spiegelt oder klappert nichts und die Bedienelemente sind dort, wo sie hingehören. Den Komfort im Innenraum steigert Opel optional unter anderem mit einer Lenkrad- und Sitzheizung, Klimaautomatik und einer Einparkhilfe.

Das Auto als Wlan-Hotspot

Mit der Einführung des Komfortdienstes Opel OnStar findet sogar ein Hauch Oberklasse den Weg ins kleinste Segment. Die Passagiere des Opel Karl können den neuen Online- und Service-Assistenten, der beispielsweise Navigationsdienste, einen automatischen Unfall- und Pannenservice sowie Möglichkeiten der Fahrzeugdiagnose umfasst, rund um die Uhr erreichen. Gleichzeitig wird der Karl dank dieses Ausstattungsmerkmals zum mobilen Wlan-Hotspot, mit dem bis zu sieben Endgeräte mit 4G oder gar LTE-Geschwindigkeit im Internet surfen können.

Ein vernünftiges Auto zu überschaubaren Kosten, das zudem noch einige moderne technische Lösungen bietet: Mit dem neuen Karl verdichtet Opel seine Stärken in einem überzeugenden Kleinwagen. Gut möglich, dass die elf Monate Anlauf der Auftakt für eine erfolgreiche Karriere waren.

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Quelle:
Press-Infom/Marcel Sommer/harl/sks
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