Opel Astra 2010:Lang gemacht

Mit dem Insignia ist Opel ein beeindruckender Erfolg gelungen. Doch mit dem neuen Astra geht es für die Rüsselsheimer nun ums Ganze: Holt er den Golf vom Thron oder bleibt man die ewige Nummer zwei?

Stefan Grundhoff

In den Entwicklungsabteilungen von Opel weiß man derzeit nicht, ob man lachen oder weinen soll. Konzernmutter General Motors kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen heraus und nicht nur in Europa dreht sich weiterhin alles um Übernahmen und Scheingefechte.

Opel Astra 2010: Am grundsätzlich guten Charakter hat sich nichts geändert, aber er ist gewachsen: der neue Opel Astra

Am grundsätzlich guten Charakter hat sich nichts geändert, aber er ist gewachsen: der neue Opel Astra

(Foto: Foto: Opel)

Wenn die hauseigenen Produkte nicht stimmen würden, hätten viele Opelaner ihre Sachen wohl schon längst hingeworfen. Doch nachdem das Mittelklassemodell Insignia zuletzt prächtig eingeschlagen hat und gerade die 100.000er-Marke beim Verkauf übersprungen wurde, sind Erwartungen und Hoffnungen an den neuen Astra nochmals deutlich gestiegen.

Sollte der Kronprinz nach Jahren im endlosen Wolfsburger Schatten reale Chancen haben, den ewig ersten VW Golf vom Thron zu stoßen oder bleibt in der hart umkämpften Kompaktklasse alles beim Alten? Die Chancen für einen Erfolg des Opel Astra könnten zumindest von der Produktseite besser kaum sein: Der Ford Focus ist trotz bekannter Stärken nicht mehr der Jüngste und der VW Golf Generation sechs ist mehr eine Modellpflege denn ein komplett neu entwickeltes Auto.

So will Opel abseits aller wirtschaftlichen Probleme die Gunst der Stunde nutzen und das neue Aushängeschild publikumswirksam in der ersten Reihe positionieren: Seine Weltpremiere feiert der neue Astra auf der IAA Mitte September. Die ersten Informationen vom neuen Kompaktklassestar machen jedoch bereits heute Appetit.

Mit Pfeil- und Sichelformen

Am grundsätzlichen Charakter des Astra hat sich in der Generation 2010 wenig geändert. Das Design zeigt sich bei deutlich gewachsenen Dimensionen, verlängertem Radstand und breiterer Spur imposanter als zuvor. Dabei sind die Astra-Abmessungen so deutlich gewachsen, dass der Rüsselsheimer Golf-Spieler fast in der unteren Mittelklasse anzusiedeln ist.

Mit einer Gesamtlänge von 4,42 Metern wuchs er um mächtige 17 Zentimeter im Vergleich zum Vorgängermodell. Der vergleichbare Golf ist ebenso wie die Konkurrenz nur rund 4,20 Meter lang. Die nach hinten abfallende Seitenlinie und das Heck nehmen Kreativelemente des eigentlichen Mittelklassemodells Insignia auf. Etwas mehr Mut hätte man sich jedoch bei der recht farblosen Front gewünscht: Die schwankt beim neuen Opel Astra zwischen Zafira, Insignia und der Vorgängergeneration - ohne wirkliche Höhepunkte zu setzen.

Das muss jedoch kein Nachteil sein: Volkswagen hat dem Golf seit Jahrzehnten mehr durch Evolutionen denn durch Revolutionen ein exzellentes Markenimage verpasst. Angenehm erscheint jedoch, dass die Opel-Designer dem Astra 2010 nicht ein gekünstelt aggressives Aussehen verpasst haben. So wirkt er stimmig und zeitgemäß, aber eben alles andere als aufregend.

"Die Design-Themen, die wir mit dem Insignia eingeführt haben, etwa die Pfeil- oder Sichelformen, wurden im Astra neu interpretiert, denn es ist wichtig, dass jedes Opel-Modell seine eigene Persönlichkeit bekommt", so Mark Adams, Vice President Design Europa. "Das ist der Grund, weshalb das Pfeil-Motiv an den Heckleuchten jeweils paarweise auftaucht und sich an der Flanke eine dynamisch umgekehrte sichelförmige Sicke rasant hoch zu Heckscheibe und C-Säule zieht."

Anleihen beim Insignia genommen

Statt offensichtlicher Design-Raffinessen soll der Gegner von VW Golf, Peugeot 308 oder Renault Mégane vielmehr durch technologische Fortschritte von sich reden machen. So bekommt der Rüsselsheimer vom großen Bruder Insignia nicht nur Hightech-Scheinwerfer, ein neu entwickeltes Fahrwerk und die beim Insignia eingeführte Verkehrszeichenerkennung, sondern auch besonders bequeme Ergonomie-Sitze.

Das Astra-Motorenprogramm wird zum Marktstart aus acht Euro-5-Aggregaten bestehen. Bis auf die Einstiegsversionen von Diesel und Benziner sind alle Modelle mit der serienmäßigen Sechsgang-Handschaltung ausgestattet. Das Selbstzünderprogramm enthält vier Common-Rail-Motoren mit Mehrfacheinspritzung von 1,3 bis 2,0 Litern Hubraum, das Motorenspekturm reicht von 70 kW / 95 PS bis zu 118 kW / 160 PS.

Neben der Sportversion Astra OPC wird auch eine ecoFLEX-Sparversion mit besonders niedrigem Verbrauch das Modellprogramm ablösen. Die vier Benziner mit 1,4 und 1,6 Litern verfügen über ein Leistungsspektrum von 74 kW / 100 PS bis 132 kW / 180 PS. Ein komplett neu entwickelter Astra 1.4 Turbo mit 140 PS soll Jagd machen auf die erfolgreichen TSI-Triebwerke von VW und Audi. Weitere Turbos und Direkteinspritzer sollen ebenso folgen wie die seit langem erwartete Doppelkupplung, die wohl mit der Sportversion OPC eingeführt werden soll.

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