Opel Antara 2011:Keine dicke Lippe riskiert

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Der frisch überarbeitete Antara will in der Liga der Kompakt-SUVs etwas erfolgreicher mitfahren. Ob's endlich klappt? Die erste Ausfahrt.

Günther Fischer, Edinburgh

Bescheidenheit ist eingezogen in Rüsselsheim: Vom frisch überarbeiteten Antara (das Schwestermodell des Chevrolet Captiva) will Opel 2011 noch 15.000 Exemplare verkaufen - und zwar in ganz Europa.

Opel Antara 2011
:Er wäre so gerne wer

Der frisch überarbeitete Antara will in der Liga der Kompakt-SUVs etwas erfolgreicher mitfahren. Ob's endlich klappt?

Mehr darf auch nicht erwartet werden: Kompakt-SUVs sind zwar durchaus erfolgreich - dennoch verkaufte Opel 2010 insgesamt nur 1226 Antara-Modelle in Deutschland. Damit fiel dem Antara die Rolle des Nischenmodells zu.

Das soll sich ändern - obwohl sich der Antara bei der Überarbeitung optisch nur leicht verändert hat. Der untere Teil des Frontgrills wurde vergrößert, die Nebelleuchten sitzen höher und im oberen Teil ist nun auch bei diesem Modell die typische Opel-Chromspange zu sehen. Leider wirkt die Gestaltung nun ein wenig so, als wäre die Unterlippe nach einem kräftigen Schlag ins Auto-Gesicht etwas angeschwollen.

Die Rückleuchten hinten wurden nur grafisch überarbeitet. An den Schwellern und im Bodenbereich sind nun dunkle Kunststoffe zu sehen - für einen markanteren Auftritt. Deswegen aber gleich von Eleganz zu sprechen, wie Opel bei der Vorstellung nicht müde wurde zu betonen, ist kräftig übertrieben: Die vielen nach unten stürzenden Linien des Designs lassen den Antara noch immer eher klobig wirken.

Was eigentlich schade ist, denn unterm Blech hat sich Gutes getan: Es gibt drei neue Motoren: zwei 2,2-Liter-Turbodiesel mit 120 kW / 163 PS und 135 kW / 184 PS und einen 2,4-Liter-Benzinmotor mit 123 kW / 167 PS. Alle Motoren erfüllen Euro 5 und können mit Sechsgangautomatik oder Sechsgangschaltgetriebe, mit Frontantrieb oder Allrad kombiniert werden.

Wir fuhren den neuen Benziner und den Top-Diesel. Der Benziner, obwohl ansprechend ausgelegt, ist fast zu vernachlässigen: Opel rechnet in Europa mit mageren zehn Prozent Marktanteil, 90 Prozent werden dem Diesel zufallen.

Der 184 PS starke große Diesel jedenfalls hat mit dem rund 1,9 Tonnen schweren SUV keinerlei Mühe: Dank 400 Newtonmeter Drehmoment sprintet das Opel-SUV in 9,6 Sekunden auf Tempo 100, ein Höchsttempo von 200 km/h ist ebenfalls drin.

Wie bei Opel ohnehin zu erwarten überzeugen die Motoren - durch deutlich verringerten Verbrauch (siehe Daten) und durch Geräuschlosigkeit. Kaum je dringt ein angestrengtes Dieselknurren in den Innenraum, was lange Gleitfahrten angenehm werden lässt.

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Dazu trägt auch das deutlich überarbeitete Fahrwerk bei, das zwar straff ausgefallen ist, dabei aber nie unkomfortabel wirkt. Lediglich kurz hintereinander folgende Querrillen gibt es humorlos an die Insassen weiter. Die Lenkung selbst ist ausreichend direkt.

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Das ebenfalls neu programmierte elektronische Allradsystem ITCC erfasst Parameter wie Raddrehzahl, Lenkwinkel und Gaspedalstellung, lässt den Antara im Normalfall mit Frontantrieb fahren und leitet nur bei Bedarf aber bis zu 50 Prozent der Antriebskraft an die Hinterräder.

Das ist auch schon das Äußerste der Möglichkeiten. Es gibt zudem keinerlei Sperren. Echte Offroad-Fähigkeiten sind also nicht gegeben - dank einer Wattiefe von 450 und einer Bodenfreiheit von 176 Millimetern können wir allenfalls von guter Schlechtwege-Tauglichkeit sprechen.

Serienmäßig mit dabei sind in jedem Antara Front-, Seiten-und Kopfairbags sowie Gurtkraftbegrenzer. Zusätzlich unterstützen den Fahrer ABS und ESP, das nun auch über einen Überschlagschutz verfügt, sowie die die Bergan- und Bergabfahrhilfe.

Eigentlich wäre der Antara mit allen diesen Dingen gut aufgestellt, wenn nicht diverse Kleinigkeiten wieder enttäuschten - Dinge, die eben auch das Image prägen: So gibt es zum Beispiel keine Start-Stop-Automatik. Der Innenraum und die Mittelkonsole wurden zwar überarbeitet - eine neue elektrische Parkbremse schuf Platz für eine neue Armlehne mit Stauraum -, einen zeitgemäßen USB-, iPhone oder iPod-Anschluss suchten wir allerdings vergebens.

Das Navigationssystem, das wir ebenso wie die wenig ansehnliche Mittelkonsole noch aus dem vorigen Astra kennen, wurde ebenfalls nicht überarbeitet: Es enttäuscht immer noch durch seine anspruchslose Grafik und eine Menüführung, die den Bediener selbst bei einfachsten Einstellungen wie einer Maßstabsveränderung der Karte in Untermenüs und zu einigen unnötigen Bestätigungs-Oks zwingt. Zeitgemäß ist auch das nicht, und rund 1800 Euro Aufpreis dafür sind ein stolzer Preis.

Vielleicht wird mit einem neuen Modell endgültig alles gut. Bis dahin riskiert Opel sympathischerweise keine dicke Lippe - denn eine gewisse Bescheidenheit ist momentan tatsächlich der richtige Weg.

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2.4-Liter-Benziner, 123 kW / 167 PS, max. Drehmoment 230 Nm bei 4500 U/min, 0-100 km/h in 10,5 s, Vmax 190 km/h, Verbrauch ab 8,8 l/100 km, 206 g CO2 / km, Front- oder Allradantrieb, ab 26.780 Euro

2.2-Liter-Diesel, 120 kW / 163 PS, max. Drehmoment 350 Nm bei 2000 U/min, 0-100 km/h in 9,9 s, Vmax 189 km/h, Verbrauch ab 6,3 l / 100 km, 167 g CO2 / km, Front- oder Allradantrieb, ab 28.690 Euro

2.2-Liter-Diesel, 135 kW / 184 PS, max. Drehmoment 400 Nm bei 2000 U/min, 0-100 km/h in 9,6 s, Vmax 200 km/h, Verbrauch ab 6,6 l / 100 km, 175 g CO2 / km, Front- oder Allradantrieb, ab 33.110 Euro

Mit Allrad beginnen die Preise für den Benzinmotor bei 30.420 Euro, für den kleineren Diesel bei 32.330 Euro für den großen Diesel bei 37.550 Euro.

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