Oldtimerfund in Frankreich:Auferstanden aus Ruinen

Ein Automuseum, das war der Traum des Unternehmers Baillon. Doch als seine Firma pleiteging, gerieten auch die Oldtimer im Millionenwert in Vergessenheit. 100 von ihnen wurden jetzt wiederentdeckt. Ein Jahrhundertfund.

Von Felix Reek

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Oldtimer in französischer Scheune entdeckt

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Genau so muss sich wohl Howard Carter 1922 gefühlt haben, als er zum ersten Mal die Grabkammer von Tutanchamun betrat. So beschreibt Pierre Novikoff der englischen Zeitung The Telegraph seine Gefühle, als er in Erichon in Westfrankreich auf die vergessenen Oldtimer stößt. Aneinandergereiht im Freien oder einfach unter ein paar Büchern und Zeitschriften in der Garage begraben, stehen sie da, seit mehr als 40 Jahren. Novikoff ist der Autospezialist des französischen Auktionshauses Artcurial. Zusammen mit seinem Kollegen Matthieu Lamoure machte er vor etwa drei Monaten diesen Jahrhundertfund.

Zu den wertvollsten Stücken gehört ein Maserati A6G 2000 Berlinetta mit einer Karosserie von Frua (rechts), Baujahr 1956, von dem es weltweit nur vier Exemplare gibt. Er könnte bei einer Auktion um die 1,2 Millionen Euro bringen. Ein Ferrari 250 GT California SWB (links), der sich unter anderem im Besitz von Alain Delon befand, wird auf 9 bis 12 Millionen Euro geschätzt.

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Der Schauspieler erwarb den Sportwagen 1963 von seinem Kollegen Gérard Blain und ist auf diversen Bildern am Steuer des Wagens dokumentiert, unter anderem 1964 zusammen mit Jane Fonda bei den Dreharbeiten zu "Les Felins". 1971 erstand Baillon den Wagen.

Ein Tipp eines Freundes der Familie des ehemaligen Besitzers hatte die Fachleute von Artcurial auf die Spur geführt. "Als sie einen Ferrari California SWB erwähnten, dachte ich, das sei ein Witz", erzählt Novikoff. Nur 52 Exemplare des Sportwagens wurden gebaut. Dann nannten sie den Namen des Sammlers: Roger Baillon.

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Der inzwischen verstorbene Transportunternehmer ist kein Unbekannter in der Oldtimer-Szene. Zwischen 1953 und 1966 erwarb er 200 Fahrzeuge, darunter vor allem rare Modelle. Der älteste ist ein Renault Vierzylinder von 1912, der jüngste ein Ferrari Mondial, der wahrscheinlich als Familienauto diente. Baillons Traum: Ein Automuseum auf seinem Grundstück.

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Noch bevor Baillon die Autos restaurieren konnte, ging seine Firma 1978 pleite. Er verkaufte aus Geldnot etwa 100 von ihnen. Der Rest der Sammlung geriet offenbar in Vergessenheit. Entsprechend ist der Zustand der Autos. Die meisten von ihnen standen über Jahrzehnte im Freien unter Wellblechdächern.

Den Angehörigen von Baillon wurde laut dem Auktionshaus Artcuriel erst vor kurzem klar, welchen Wert die seltenen Fahrzeuge haben. 60 von ihnen werden am 6. Februar in Paris versteigert, die restlichen 40 Autos sind zu beschädigt und werden von der Familie Baillons in Einzelteilen verkauft.

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Unter den Oldtimern befinden sich mehrere Talbot Lago T26 Cabriolets, eines davon gehörte dem ägyptischen König Farouk (1936 - 1952). Das Auto war laut Novikoff im Inneren vollkommen mit Spinnweben durchzogen: "Der Besitzer hat es wahrscheinlich 1956 oder 1957 abgestellt und seitdem nicht mehr benutzt." Restauriert ist der Wagen für ihn jedoch ein klarer Gewinnerkandidat für den bekanntesten Oldtimer-Wettbewerb der Welt, den Concours d'Elegance in Pebble Beach.

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Die seltenen Modelle von Bugatti, Hispano-Suiza, Delahaye, Maserati and Ferrari sind für Matthieu Lamoure (rechts) und Pierre Novikov (links) vor allem deshalb so interessant, weil sie sich noch im Originalzustand befinden. Für Auktionen ist das eines der entscheidenden Kriterien, die die Höhe des Preises bestimmen.

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Für die beiden Männer des Auktionshauses ist die Entdeckung ein Glücksfall. "Manchmal findet man ein oder zwei Autos zusammen, aber 60? Das ist ein absoluter Traum", so Novikoff.

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Baillon versuchte sich übrigens auch selbst als Automobilkonstrukteur. In den späten 1940er Jahren entwarf er einen LKW und 1951 stellte er auf der Paris Motor Show einen Roadster vor.

Zu seiner Sammlung kamen im Laufe der Jahre auch Züge und Laster hinzu. Den Traum vom Museum auf dem eigenen Familiengrundstück in Echire konnte er sich aber nie erfüllen. Er starb Anfang der 2000er Jahre.

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Vergleichbar ist die Oldtimer-Sammlung Baillons wohl nur mit der legendären Kollektion der Brüder Schlumpf. Die beiden Elsässer Tuchfabrikanten investierten Mitte des 20. Jahrhunderts einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens in teure Autos, insbesondere Bugattis. Das soll auch einer der Gründe gewesen sein, warum ihre Firma Ende der 1970er-Jahre pleite ging. Ihre Sammlung bei Mühlhausen ist heute das größe Automuseum der Welt.

© Süddeutsche.de/ihe
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