H-Kennzeichen:Ein guter Jahrgang für Coupés

Mutiges Design, technisch revolutionär - für 1989: Mercedes SL, BMW 8er oder der Opel Calibra bekommen ab Januar das H-Kennzeichen. Aber nicht alle Oldtimer sind echte Schnäppchen.

Von Felix Reek

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Opel Calibra (1989 bis 1997)

Opel Calibra

Quelle: Adam Opel AG

Jedem, der in den Achtziger- und Neunzigerjahren aufwuchs, ist der Opel Manta immer noch ein Begriff. Allerdings dürften die wenigsten Erinnerungen an das sportliche Coupé besonders schmeichelhaft ausfallen. Vor allem, weil es die Fahrer des Manta mit dem Begriff "sportlich" etwas zu genau nahmen: Sie verschandelten ihre Opel mit Spoilern, grellen Farben, Plüsch, Fell und gigantischen Stereoanlagen bis zur Unkenntlichkeit. Für den Rest der Bevölkerung taugte der Manta danach nur noch zum Witz. Sogar zwei Kinofilme wurden über den Opel und seine Besitzer gedreht.

Der Nachfolger des Sport-Coupés sollte Sprüche wie "Steht ein Manta vor der Uni" endlich beenden. 1989 stellte Opel den Calibra vor, ein Auto, das sich gänzlich von seinem Vorgänger unterschied. Generell wirkte der Calibra moderner. Die ganz auf Aerodynamik getrimmte Karosserie ermöglichte einen sensationellen Luftwiderstandswert von 0,26 Cw. Auch beim Antrieb änderte sich etwas: Der Motor wurde im Gegensatz zum Manta vorne quer eingebaut und leistete bereits als Einstiegs-Zweiliter-Vierzylinder 116 PS. Das Topmodell erschien 1992: der 4x4 Turbo mit 204 PS. Aufgrund seines zeitlosen Designs ließ der Calibra die Opel-Hasser auch tatsächlich verstummen, das Coupé wurde zu einem Erfolg. Eine Viertelmillion Exemplare verkauften die Rüsselsheimer in acht Jahren.

Deswegen werden es in den Gebrauchtwagenbörsen immer noch viele Exemplare gehandelt, oft aber sind sie verbastelt oder getuned. Calibras im Originalzustand sind selten. Gerade die Sechszylinder haben das Zeug zum Klassiker. Ebenso vielversprechend sind im Lauf der Jahre immer wieder aufgelegte Sondereditionen wie "Color Selection", "DTM Edition" oder "Cliff Motorsport Edition". Die Preise beginnen bei 1000 Euro, Calibras in gutem Zustand kosten laut dem Oldtimer-Spezialisten Classic-Analytics zwischen 3000 und 6000 Euro.

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Mercedes SL (R 129, 1989 bis 2001)

Nummer sicher - Vor 25 Jahren brachte Mercedes einen neuen SL

Quelle: dpa-tmn

Wesentlich teurer dürfte der Kauf eines Mercedes SL ausfallen: Unter 10 000 Euro gibt es kaum brauchbare Modelle, Cabrios in gutem Zustand können schnell 30 000, 40 000 oder mehr kosten. Das ist aber nicht weiter verwunderlich, schließlich war der Mercedes auch zu Produktionszeiten für die meisten Autofahrer unerschwinglich: Ein 600 SL beispielsweise kostete etwa 200 000 Mark.

Dafür steckt in dem Coupé-Cabrio mit Hardtop alles, was 1989 technisch möglich war, schließlich basiert der SL auf Mercedes' Topmodell, der S-Klasse. Im Mercedes SL boten boten die Schwaben zum Beispiel erstmals die hydraulische elektronische Radaufhängung ADS an oder einen automatischen Überrollbügel, der bei einem Überschlag innerhalb von 0,3 Sekunden ausfährt.

Bei den Motoren griff Mercedes auf eine breite Modellpalette zurück: Vom Sechs- bis zum Zwölfzylinder war im SL alles möglich. Gerade die Einsteigermodelle der ersten Jahre (280, 300, 300 SL-24) sind allerdings nichts für sportliche Fahrer, da der SL bis zu zwei Tonnen wiegt. Die größeren Motoren hingegen verschlingen immense Wartungskosten. Der Trost: Der SL gilt als äußerst solides Cabrio, das mit der Reife fürs H-Kennzeichen noch enorm im Wert steigen dürfte.

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BMW 8 (E31, 1989 bis 1999)

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Quelle: BMW

Als der BMW 8er 1989 auf der IAA enthüllt wurde, zeigte sich die Fachpresse begeistert. Ein Oberklasse-Coupé aus München, mit zwölf Zylindern und mutigem Design! Auch bei den Käufern kam der 8er gut an: Die BMW-Fans rannten direkt zum Händler - 5000 Kunden unterschrieben noch vor dem Serienstart einen Kaufvertrag. Doch sie mussten lange warten. Drei Jahre dauerte es, bis das Auto ausgeliefert werden konnte.

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum der BMW floppte. Gerade einmal 30 000 8er verkaufte der bayerische Hersteller in zehn Jahren. Vielleicht lag es aber auch an der weltweiten Rezession zu Beginn der Neunzigerjahre oder am zweiten Golfkrieg und seinen Auswirkungen auf den Benzinpreis. Schließlich gab es den BMW 8er zu Beginn nur als 850i mit einem Fünfliter-V12 und 299 PS - nicht gerade ein sparsames Aggregat. Möglicherweise schreckte aber auch einfach der Preis potenzielle Käufer ab: Der GT blieb während seiner gesamten Produktionszeit mit 180 000 Mark das teuerste BMW-Modell.

Heute kosten gut erhaltene Exemplare nur einen Bruchteil des Neupreises. Ein 850i aus dem Jahr 1989 etwa ist bereits für 30 000 Euro zu haben. Weniger gepflegte Achter gibt es bereits ab 7000 Euro.

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Mazda MX-5 (Typ NA, 1989 bis 1998)

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Quelle: Mazda

Während die deutschen Hersteller ihre PS-Fantasien mit großen und schweren Coupés auslebten, leitete Mazda 1989 mit dem MX-5 im Alleingang die Renaissance der Roadster ein. Das Konzept orientierte sich an den britischen und italienischen Sportwagen der Sechzigerjahre, die aufgrund ihres geringen Gewichts enormen Fahrspaß boten.

Ende der Achtzigerjahre waren die Roadster allerdings bis auf den Alfa Romeo Spider ausgestorben - und der war technisch total veraltet. Großes Potenzial sah deswegen auch Mazda nicht in diesem Segment - doch Projektleiter Toshihiko Hirai setzte sich für die Entwicklung des MX-5 ein. Er sollte Recht behalten. Mazda rechnete mit 5000 verkauften Autos pro Jahr - Ende 1990 waren es bereits 140 000, bis heute hat Mazda eine Million MX-5 verkauft. Er ist der erfolgreichste Roadster aller Zeiten.

Deswegen dürfte gerade der Wert der ersten Generation mit 1,6-Liter-Motor und 116 PS in den nächsten Jahren steigen. Mehr Fahrspaß für wenig Geld gibt es wirklich nirgends. Brauchbare MX-5 starten ab 1500 Euro. Ein gut erhaltenes Exemplar kostet mindestens 6000 Euro. Interessierte sollten besonders auf Rost an den Radläufen und Seitenschwellern achten und den Zustand des Stoffverdecks prüfen.

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Nissan 300 ZX (Z32, 1989 bis 2000)

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Quelle: Nissan

Wer an japanische Autos denkt, dem kommen vor allem Kleinwagen, Limousinen, und SUVs in den Sinn. Solide, zuverlässig, aber auch bieder und ein bisschen langweilig. In den Achtzigerjahren änderte sich das. Der Nissan 300 ZX mischte zusammen mit Toyota Supra, Honda NSX und Mitsubishi 3000 GT den Sportwagenmarkt auf.

Der Nissan 300 ZX der zweiten Generation war mit seinen zwei Turbos und 283 PS 1989 stärker motorisiert als der Porsche 911 dieser Zeit. Und er konnte auch bei den Fahrleistungen mithalten: In 5,9 Sekunden erreichte der 300 ZX mit seinem Dreiliter-V6 und mitlenkender Hinterachse Tempo 100.

Die Qualität des Sportwagens von Nissan ist auch heute noch gut. Probleme gibt es kaum. Typisch für japanische Autos: Die Grundausstattung der Sportwagen ist hoch. Die Preise auf dem Gebrauchtmarkt sind unschlagbar. Bereits ab 3000 Euro gibt es den Sportwagen, gepflegte Modell liegen zwischen 12 000 und 16 000 Euro. Klingt perfekt, oder? Doch der Nissan 300 ZX blieb wie die anderen japanischen Sportwagen in Deutschland ein Nischenfahrzeug. Es gibt kaum Auswahl in den üblichen Gebrauchtwagenbörsen. Hinzu kommt: Ersatzteile für den 300 ZX sind noch rarer als der Sportwagen selbst.

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Ford Fiesta ('89, 1989 bis 1996)

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Quelle: Ford

Der Ford Fiesta Mk3 stammt aus einer Zeit, als Kleinwagen ihren Namen noch verdienten: Er ist gerade einmal 3,80 Meter lang und 1,60 breit. Auch die Leistungsdaten erscheinen heute, in einer Zeit, in der kaum noch Autos mit weniger als 100 PS gebaut werden, geradezu untermotorisiert. 50 beziehungsweise 54 PS leisteten die Einstiegsmodelle des Fiesta.

War der kleine Ford in den Neunzigerjahren (750 000 Fiesta wurden bis 1996 verkauft) allgegenwärtig, sieht das aktuell anders aus. Eine lange Mängelliste hat den Bestand dezimiert. In den einschlägigen Foren klagen Fiesta-Fahrer über ölende Motoren, defekte Fensterheber, klemmende Lenkradschlösser, Sitze mit keinerlei Seitenhalt und Rost an Tank und Auspuff. Entsprechend schwer ist es, Exemplare in einem guten Zustand zu finden. Der Vorteil: Fiestas der dritten Generation gibt es bereits für 250 Euro. Autos aus dem ersten Produktionsjahr 1989 sind aber äußerst selten.

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Peugeot 605 (1989 bis 1999)

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Quelle: Peugeot

Klassisch, ohne Schnörkel: Die Formen des Peugeots 605 sind geradezu zeitlos. Entworfen hat sie das italienische Traditions-Designstudio Pininfarina, das im Lauf der Jahrzehnte Ferraris, Maseratis und Alfa Romeos zeichnete.

Der Peugeot 605 war eine typische Mittelklasse-Limousine der Neunzigerjahre, konnte sich in dem Fahrzeugsegment, in dem es vor allem um das Prestige geht, allerdings nie durchsetzen. Zu groß war die Übermacht von BMW, Audi und Mercedes. Hinzu kamen in der Anfangszeit eklatante Qualitätsmängel beim 605. Der französische Hersteller rief die gesamte erste Modellreihe zurück, ein Großteil der Auspuffanlage und die gesamte Verkabelung des Motorraums wurden erneuert. Von diesem Desaster erholte sich der 605 nie.

Das hat den Vorteil, dass die Limousine heute gebraucht zu Schnäppchenpreisen angeboten wird - sehr gute Exemplare kursieren bereits für 3000 oder 4000 Euro. Besonders empfehlenswert sind der 2,5-Liter-Diesel und der Benziner mit V6-Motor. Viele solche Peugeot-Limousinen gibt es in Deutschland aber nicht mehr. Das H-Kennzeichen könnte aber zumindest dafür sorgen, dass diese in liebevolle Hände gelangen.

© SZ.de/kaeb/leja
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