Oldtimer als Geldanlage:Garagengold mit Potenzial

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Der VW Käfer, einer der beliebtesten Oldtimer in Deutschland

(Foto: VW)

Der Markt für Oldtimer boomt, weil in Zeiten niedriger Zinsen viele Käufer auf satte Rendite hoffen. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Viele Autos sind vor allem: ein ziemlich teures Hobby.

Von Thomas Fromm

Es ist eine besondere Szene. Es gibt Oldtimerhändler, die zeigen Bilder, auf denen sie ihre Bentleys und Ferraris vor englischen Landhäusern, spanischen Fincas oder zwischen toskanischen Zypressen inszenieren. Andere zeigen ihre Autos auf verwackelten Fotos im Internet.

Und die Preise - nun ja, sie unterliegen oft, was sonst, den strengen Regeln der Diskretion. Vielleicht bekommt man für das gleiche Geld auch die Villa im Hintergrund. Vielleicht ist es aber auch viel weniger.

Es gibt die Luxus-Händler, die Spezial-Portale im Internet, die mit riesigen Wertzuwächsen werben, die Versteigerungen, die spezialisierten Auktionshäuser. Kurz: All diese Händler, die Autos wie Bankdepots behandeln. In ihnen so etwas sehen wie einen Investmentfonds, den man nur lange genug halten muss. Und: Man muss nur genug davon besitzen, um irgendwann reich zu werden.

Garagengold zum Anfassen.

Es ist dann ein bisschen so wie bei Aktien: Irgendwelche Titel legen irgendwann bestimmt kräftig zu. Andere liegen vielleicht jahrelang nutzlos im Depot herum. Nicht umsonst gibt es einen Oldtimer-Index und Leute, die gegen Geld Gutachten erstellen, mit denen man dann die richtigen Kaufentscheidungen treffen soll. Es sind: Die Analysten-Berichte des Oldtimer-Marktes.

Am besten aber begreift man diese Branche auf der Straße. Es gibt nämlich auch Händler, die werben nicht mit Luxuskulissen. Bei denen steht einfach eine Handvoll alter Autos auf der Straße, jedes ein Preisschild an der Windschutzscheibe.

"Unseren Kunden geht es vor allem auch ums Fahren"

Sebastian Kroth und Felix Neresheimer haben so einen Oldtimerhandel, gleich hinter dem Münchner Hauptbahnhof. Auf dem Vorhof stehen alte VW-Busse, darunter ein rot-weißer T1, und ein Oldsmobile, ein US-Schlitten mit acht Zylindern, für 17 000 Euro. Wer mit den Herren Kroth und Neresheimer über Oldtimerpreise reden möchte, muss erst mal durch eine kleine Werkstatt, in der es nach Motoröl und Kaffee riecht. Dahinter dann: ein kleines Büro, nur ein paar Quadratmeter groß, Kartons an den Wänden. Wer hier herkommt, ist keiner von diesen Oldtimersammlern, die ihr Auto in der Garage abstellen, ab und zu mal mit dem Staubwedel drüber gehen und dann jahrelang warten, bis der Wert des Fahrzeugs steigt. Es sind keine Menschen, die alte Autos sammeln, weil sie eigentlich Rendite sammeln wollen.

"Natürlich geht es irgendwie auch darum, sein Geld anzulegen", sagt Sebastian Kroth. "Aber unseren Kunden geht es vor allem auch ums Fahren, sie wollen Spaß haben." Fahren? Spaß haben? Große Worte in diesem Geschäft.

Oldtimer als Geldanlage: Fotos: Daimler AG, obs, imago

Fotos: Daimler AG, obs, imago

Es ist nämlich alles eine Glaubensfrage, und damit auch eine sehr stressige Sache. Glaube ich, dass mein Auto, heute für 20 000 Euro gekauft, in ein paar Jahren 30 000 Euro wert ist? Viele glauben das. Dass der Markt für Oldtimer gerade boomt, erklären sich viele Menschen auch damit, dass es für Einlagen in Banken oder am Anleihenmarkt nicht mehr viel zu holen gibt. Ein Oldtimer wäre damit eine sichere Anlage, steigende Wertentwicklung fast schon garantiert. Denn die Ware ist ja, anders als zum Beispiel bei Anleihen, sehr knapp und sehr begrenzt. Die Alternativen sind zum Heulen. Negativzins, volatile Aktienmärkte, Finanzmärkte immer am Rande des Zusammenbruchs, dazu die Angst vor der Geopolitik. Tages- und Festgeld? Nein, danke!

Warum nicht mal in einen Mercedes 300 SL mit Flügeltüren flüchten? Wertzuwachs: ein paar Hundert Prozent, wenn's gut läuft. Oder, der Klassiker, ein alter Ferrari? Oder, noch besser: Einen VW Käfer aus den späten 60er- oder frühen 70er- Jahren - oft doppelt und dreimal so teuer wie damals, als er neu auf den Markt kam.

Kann man Kult zu Geld machen?

Wer es genau wissen will, kann dies im Deutschen Oldtimer-Index des Verbands der Automobilindustrie (VDA) nachlesen. Der Index legte 2013 um 8,1 Prozent zu; im Vorjahr waren das noch 4,2 Prozent. Acht Prozent sind gar nicht schlecht - vorausgesetzt, man hat auf die richtigen Autos gesetzt. Ganz oben, also mit dem höchsten Wertzuwachs, stand zuletzt der BMW 520i, die Modelle der Reihe E12 wurden von 1972 bis 1981 gebaut. Es folgt auf Platz zwei der Mercedes-Benz 300 SL mit Flügeltüren, dann die Edellimousine BMW 501 8-Zylinder. Sie wurde zwischen 1955 und 1958 gebaut, und dass man sie damals wegen ihrer Formen auch "Barockengel" nannte, ist für einen Oldtimerverkäufer heute nicht ganz uninteressant. Ein Auto, das nach sakraler Hochkultur klingt - das ist gut für's Marketing. Ein Barock-Engel, wenn man so will, mit Aufwärts-Potenzial.

Oldtimer als Geldanlage: SZ-Grafik; Quelle: classic-tax

SZ-Grafik; Quelle: classic-tax

Nun muss es aber nicht immer gleich barocke Kunst sein. "Es gibt alte VW-Busse, die sind der reinste Schrott", sagt Oldtimerhändler Neresheimer. "Da wachsen schon die Bäume aus dem Dach raus." Und trotzdem kosten die immer noch ein paar Tausend Euro. Weil sie Kult sind und im Wert wachsen, wenn man sie schön restauriert. Was immer geht: T1er Busse, Porsche 911er, und jetzt gerade, schwer im Kommen: der Citroën 2CV, im Volksmund auch Ente genannt.

Das Problem an der Sache ist nur: Manchmal zahlt man viel Geld, und am Ende ist das Auto doch nichts wert. Warum auch immer. Kroth berichtet von einem Jaguar XJ6 von 1974. Komplett neu gemacht hatte er den, zweieinhalb Jahre lang, jede freie Minute. Am Ende gab es nicht so viel Geld für das Auto wie gedacht. Warum? Kroth hat nur eine Erklärung: "Jaguar ist halt schwierig und geht nicht immer." Dass das so ist, lernt man aber erst mit der Zeit. Das steht oft auch in keiner Studie und in keinem Index drin. Vor einiger Zeit schickte Claudia Schiffer ihren Assistenten bei Kroth und Neresheimer vorbei, um bei denen eine restaurierte Isetta aus den 50er-Jahren zu kaufen. "Eine Rarität", sagt Kroth. Mehr als fünf bis acht fahrtüchtige Exemplare der alten BMW-Knutschkugel finde man kaum derzeit.

Eine gute Investition also.

Man kann Experten zu Rate ziehen, Marktpreise vergleichen, Portale studieren und die offiziellen Preislisten. Und doch ist am Ende jedes Auto anders. Ein Oldtimer kostet im Schnitt um die 15 000 Euro. Es gibt billigere, und es gibt welche für 200 000 Euro und mehr. Es geht ums Modell, um den Zustand des Fahrzeugs, um vieles. Manchmal aber ist alles: reine Spekulation. "Früher waren Oldtimer-Käufer einfach nur wohlhabende Autosammler aus Leidenschaft", sagt Stephan Röhrig vom VDA. "Heute sind viele Sammler von spekulativen Interessen getrieben."

"Die Kosten lassen sich durch den Wertzuwachs kaum kompensieren"

So verschiebt sich seit Jahren die Szene: Früher waren es die Auto-Nerds, die Oldtimer-Fans und Liebhaber. Heute sind immer mehr Renditejäger unterwegs. Eiskalte Profis und Investoren, die bereit sind, viel Geld in ihre Objekte zu schießen, um hinterher dann noch mehr rauszubekommen.

Röhrig selbst hat zwei Oldtimer in der Garage stehen. "Die Kosten - von der Garage über Versicherungen bis zu den jährlichen Werkstattbesuchen - lassen sich durch den Wertzuwachs kaum kompensieren", sagt er. Es ist eine Warnung: Überlasst die ganz teuren Geschäfte den Profis. Oder den Superreichen.

Ein Bankkonto kostet Gebühren, ein Aktiendepot auch. Und ein Auto? Das kostet Unterhalt, manchmal Tausende von Euro im Jahr. So ein Oldtimer ist eine Dauer-Baustelle. Wer Pech hat, bekommt es auch noch als Fälschung. Wenn der Fahrzeugbrief schon lange verloren gegangen ist, der Lack auffällig oft erneuert wurde, wenn sogar die Dachluke im alten Samba-Bus nicht so richtig original aussieht. Für so etwas kann man viel Geld ausgeben, und am Ende ist es so wie mit Schrottpapieren an der Börse: eine einzige Wertvernichtung.

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