New York Autoshow:Klappern am Hudson River

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Die Autoshow in New York nutzen die deutschen Hersteller gerne dazu, sich auf die Schulter zu klopfen. Neben den deutschen Rekordabsatzzahlen, sind wichtige automobile Neuerungen rar. Doch US-Hersteller Chrylser lässt eine Sportwagen-Legende wiederauferstehen.

Michael Specht

"Big Car, Big Money, Big Apple", sagte man sich bei Mercedes. Welcher Ort wäre also besser geeignet für die neue GL-Klasse als die NYIAS, die New York International Auto Show? Immerhin fanden 2011 mehr als eine Million Besucher den Weg in die Messehallen am Hudson River. Zudem lieben die Amerikaner das SUV-Flaggschiff des Stuttgarter Autobauers. In keinem anderen Land der Welt werden so viele GL-Modelle verkauft wie in den USA, mehr als 25.000 pro Jahr. "Wenn wir gewusst hätten, wie stark sich der Markt entwickelt, hätten wir den GL ohne weiteres noch länger bauen können", so Axel Heix, Projektleiter der Baureihe. Im Jahr 2009, zum Tiefpunkt der Bankenkrise, aber war nicht klar, ob die US-Kunden auch weiterhin auf diese Art von Offroad-Autos stehen würden.

Früher fimierte sie unter dem Namen Dodge: SRT baut jetzt die US-Sportwagenlegende Viper. (Foto: AP)

Der neue GL wurde daher betont hin zu mehr Straßen-Qualitäten entwickelt. Neben mehr Komfort und vielen Assistenzsystemen aus der S-Klasse gibt es auch ein Surround View. Hier zeigt das Display dem Fahrer das gesamte Umfeld an. Parkrempler mit dem über fünf Meter großen Brocken dürften damit der Vergangenheit angehören. Ende September geht der neue GL in den USA in den Handel, nach Deutschland kommt er im November.

Mercedes: neuer GL, neuer GLK

Neben dem Luxus-SUV zeigt Mercedes den überarbeiteten GLK, den es hier erstmals als 250 Bluetec geben wird. Es wäre der erste Vierzylinder-Diesel der Schwaben auf dem US-Markt. Man darf gespannt sein, ob die Rechnung aufgeht. Reichlich Zuspruch erhofft man sich auch vom 630 PS starken SL65 AMG, für immerhin mindestens 236.344 Euro. Kein AMG-Modell ist teurer.

Messen sind für die Autobranche stets ein Anlass, Absatzzahlen zu verkünden. Die NYIAS bildet da keine Ausnahme. Der US-Markt brummt. Unter den deutschen Herstellern ragt Volkswagen heraus. Um satte 41 Prozent ging der Absatz nach oben, auf fast 37.000 Einheiten. 10.000 steuerte allein der Passat bei. Die Limousine, gebaut in Chattanooga/Tennessee, übertrifft alle Erwartungen. Neue Modelle hat Jonathan Browning, Chef von Volkswagen of North America, nicht mit nach New York gebracht. Nur der Passat Alltrack ist zu sehen - als Concept Car. Und löste prompt Verwunderung aus. "Wir wollen testen, wie ein Crossover in Form eines geländegängigen Kombis hier ankommt", beruhigt Browning. Nicht mehr testen muss man dagegen die Diesel-Akzeptanz in den USA. Beim VW Touareg entscheiden sich bereits mehr als 50 Prozent der Kunden für den Selbstzünder. Wohl nicht zuletzt deshalb zieht Porsche bald nach. Vom Sommer an wird es den US-Cayenne erstmals mit Diesel geben.

Dass Erfolg mutig macht, zeigt auch der Schritt von BMW. 75.800 Autos verkauften die Münchner im ersten Quartal in den USA, so viele wie nie zuvor. Noch einmal übertreffen soll dies der X1, dessen Facelift in New York Weltpremiere feiert und der vom Herbst an US-Käufer ins kompakte Crossover-Segment locken soll - unter anderem mit einem Top-Motor: Exklusiv für Amerika baut BMW den 300 PS starken Dreiliter-Sechszylinder in den X1 ein.

Mit mehr als doppelt so viel Leistung meldet sich Chrysler zurück. Trotz Krise und Übernahme durch Fiat hat man dennoch genügend Geld übrig gehabt, die Viper wieder aufleben zu lassen. Ein brutaler Bolide alter Schule: Sein mächtiger Zehnzylinder mit 8,4 Litern Hubraum leistet 640 PS. 44 Prozent der Karosserie bestehen aus Karbon. Und es gibt Applaus, als Viper-Chef Ralph Gilles verkündet, dass die US-Ikone nichts mit Ferrari oder Maserati zu tun hat, in Detroit entworfen wurde und selbstverständlich auch dort gebaut wird. Ende des Jahres soll die Viper unter der Marke SRT zu den Händlern rollen, Europa könnte 2013 dran sein.

Schon diesen September schickt Hyundai die dritte Generation des Santa Fe an den Start. Der SUV entspricht mit 4,69 Metern Länge nahezu seinem Vorgänger, Hyundai verspricht aber mehr Platz, mehr Sicherheit, mehr Komfort, weniger Gewicht und weniger Verbrauch.

Für ratlose Gesichter auf der New York Auto Show sorgte dieses Mal Jaguar. Gewöhnlich werden bei Premieren Tücher von den Karosserien gezogen. Die Briten ließen ihre neueste Schöpfung allerdings sorgsam unter der Stoffhülle und nicht mehr als ein Tagfahrlicht durchblinzeln. Der geheimnisvolle Wagen nennt sich F-Type und wird nächstes Jahr Jaguars jüngste zweisitzige Sportwagenschöpfung - ein Roadster, dessen Design eigentlich längst bekannt ist. Man muss sich nur die Studie C-X16 auf der letzten IAA in Erinnerung rufen.

© SZ vom 10.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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