New Trabi:Rennpappes Rückkehr

New Mini, New Beetle, neuer Fiat 500: Der Retro-Trend ist ungebrochen. Warum also kein New Trabi? Der Modellauto-Riese Herpa stellt auf der IAA einen Prototypen vor und sucht ernsthaft nach einem Hersteller.

Von Sebastian Viehmann

Sagt ein Trabi-Fahrer zum Tankwart: "Für meinen Trabi hätte ich gerne zwei Scheibenwischer." Entgegnet der Tankwart: "Ok, das ist ein fairer Tausch!" Solche Dialoge gehören der Vergangenheit an. Denn die Gehhilfe namens Trabant wird seit 1991 nicht mehr gebaut (bekanntlich von zwei Leuten - einer faltete, einer klebte) und ist heute eine Rarität auf deutschen Straßen. Kaum noch steckt eine der Rennpappen bei Grün an der Ampel fest, weil der Mercedes hinter ihr die Lüftung eingeschaltet hat. Und auch Unfälle mit drei Trabis (bekannt als Tupper-Party) sind selten geworden. Immerhin konnten sich Trabi-Fans nach der Wende damit trösten, dass sie alle in den Himmel kommen. Sie hatten ja schon die Hölle auf Erden.

New Trabi

Kein Trabi-Witz: So könnte die Neuauflage aussehen - ein blauer Kombi mit weißem Dach.

(Foto: Foto: Pressinform)

Kein Trabi-Witz: Es soll ein Retromodell geben

Doch genug der billigen Häme. Der Plaste-Bomber könnte nämlich eine Wiedergeburt erleben - und das ist kein verspäteter Trabi-Witz.

Ausgerechnet ein westdeutscher Hersteller von Plastik-Modellautos belebt den Trabi-Kult neu. Die Firma Herpa aus Dietenhofen hat seit 1990 hunderttausende Trabant-Modell gebaut, und zwar im Modelleisenbahn-Maßstab 1:87. Auf der IAA stellt Herpa nun den "New Trabi" vor.

Zwar handelt es sich bei dem Prototypen nur um ein Designmodell im Maßstab 1:10. Doch Herpa scheint das Ganze durchaus ernst zu nehmen: Die Firma hat vom Trabant-Register e.V. Lizenzrechte an der Marke "Trabant" erworben.

"Wir wollen mit unserer Initiative den Trabi in neuer Form auf die Straße bringen, um die Geschichte dieses Kultobjektes fortzuführen. Dazu möchten wir die Meinung möglichst vieler Menschen in die Gestaltung mit einbinden, denn der Trabi ist ein hoch emotionalisiertes Auto", sagt Klaus Schindler von der Herpa-Geschäftsleitung.

Rennpappes Rückkehr

Auf der IAA will das Unternehmen eine Umfrage unter den Besuchern starten, ob der Trabi wieder gebaut werden soll - schließlich sind wir das Volk. Direkt auf der Messe, per Post oder online unter www.newTrabi.com sollen ab dem 13. September Trabi-Fans ihre Meinung kundtun.

Der erste Entwurf des New Trabi ist ein blauer Kombi mit weißem Dach - und er sieht in der Tat aus wie ein Trabant 601 Universal, den man durch moderne Design-Software gejagt hat. Rundliche Formen, Kulleraugen-Scheinwerfer, spitze Heckleuchten - wie der New Mini oder New Beetle spielt auch der New Trabi mit unverwechselbaren Elementen des Originals, ohne alt auszusehen.

Die Idee, den Klassiker wieder zu beleben, scheint gar nicht so abwegig. Dass Retro-Look in Verbindung mit aktueller Technik funktioniert, zeigt nicht zuletzt der Ansturm auf den neuen Fiat 500. Zudem sind kleine und umweltfreundliche Autos zurzeit besonders beliebt. Im Gegensatz zum alten Zweitakt-Stinker könnte ein neuer Trabi in moderner Leichtbauweise und mit sparsamen Motoren zum kultigen City-Flitzer werden.

Erst Mini, dann Fiat 500, warum also nicht auch Trabi?

Die Initiative New Trabi lässt verlauten, man habe sogar schon bei großen Autoherstellern, darunter BMW, vorsichtig an die Tür geklopft. Noch gebe es aber keine konkreten Interessenten, sagt New Trabi-Sprecher Oliver Cyrus. Denkbar sei aber auch eine Kleinserien-Produktion des Autos in limitierter Auflage.

Auch aus dem originalen Trabi hätte übrigens wesentlich mehr werden können als ein Treppenwitz der Automobilgeschichte, bei dem selbst die längst überfällige Einführung einer Tankuhr dem DDR-Fernsehen eine Sondersendung wert war. In den 60er und 70er Jahren entwickelte der Trabant-Bauer Sachsenring hochmoderne Prototypen. Darunter war sogar ein Modell mit Kreiskolbenmotor.

Dazu gab es den Trabant 603 mit kantig-abgeschrägter Karosserie, die dem ersten Golf auffallend ähnlich sah. Bis heute hält sich bei manchen Trabi-Experten die Legende, die DDR-Regierung habe die Pläne damals an den Westen verkauft. Denn keiner der ehrgeizigen Protoypen erlangte je Serienreife. Die DDR-Führung stoppte alle Projekte - unter anderem weil der bankrotte Staat die nötigen Investitionen scheute.

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