Neuvorstellung des 2er Active Tourers:BMW will Daimler mit Van Konkurrenz machen

Lesezeit: 3 Min.

Der 2er Active Tourer ist BMW´s Einstieg ins Segment der Kompaktvans. (Foto: www.danielkraus.de; BMW)

BMW wagt den Schritt in einen neue Nische. Mit dem 2er Active Tourer debütiert in Genf der erste BMW-Van - und der hat auch noch Frontantrieb. Während die Traditionalisten granteln, dürfen sich Familien über ein alltagstaugliches Gefährt freuen.

Von Thomas Harloff

Die jüngere BMW-Geschichte zeigt, dass sich der Münchner Autobauer gerne in automobile Nischen wagt und diese auch selbst kreiert - so geschehen zum Beispiel beim SUV-Coupé X6. Doch das Van-Segment hat BMW bislang vernachlässigt. Das für Familien so wichtige "Form follows Function"-Prinzip und absolute Alltagstauglichkeit waren eben schwer mit dem sportlichen Anspruch und technischen Eigenheiten wie dem Hinterradantrieb vereinbar.

Inzwischen sieht das anders aus. Die gemeinsam mit Mini genutzte Frontantriebsplattform und neue Motoren versetzen BMW in die Lage, auch das Segment der kompakten Vans zu besetzen.

In puncto Variabilität bietet der 2er Active Tourer den Klassenstandard: eine dreigeteilt umklapp- sowie neigbare Rückenlehne im Fond, einen gegen Aufpreis erhältlichen umklappbaren Beifahrersitz und einen faltbaren Ladeboden mit darunter liegender Wanne. Das kennt man von der Konkurrenz. Hinzu kommen praktische Details wie nach oben klappbare Gurtschlösser im Fond, um Kindersitze leichter installieren zu können, Becherhalter für 1,5-Liter-Flaschen oder ein optionaler Fahrradträger, der Platz für drei Fahrräder bietet.

Vorschau Genfer Autosalon 2014
:Klein, fein und praktisch

Im Vergleich zur Detroit Motor Show geht es auf dem Genfer Autosalon bodenständiger zu. Hier suchen vor allem neue Vans und Kleinwagen das Rampenlicht. Trotzdem darf auch in der Schweiz von Leistung und Luxus geträumt werden.

Von Marcel Sommer

Auf Tuchfühlung zur Mercedes B-Klasse

Der naheliegende Konkurrent ist natürlich die Mercedes B-Klasse, die dem BMW 2er Active Tourer in puncto Abmessungen fast gleicht. 4,34 Meter lang, 1,80 Meter breit und 1,56 Meter hoch, verfügt der BMW 2er Active Tourer über einen Radstand von 2,67 Meter. Die hohe Dachlinie soll dank der erhöhten Sitzposition eine gute Rundumsicht sowie eine optimale Raumausnutzung gewährleisten. Van-typisch ist die Vielzahl an Ablagemöglichkeiten, während das fahrerorientierte Armaturenbrett ein charakteristisches BMW-Merkmal ist. Gegen Aufpreis gibt es ein Panoramadach oder eine Heckklappe, die sich per Gestensteuerung bedienen lässt.

Frontantriebsarchitektur und die Motorenpalette machen deutlich, dass der 2er Active Tourer dem neuen Mini auf technisch näher ist als etwa dem kürzlich vorgestellten BMW 2er Coupé. Im Basismodell 218i kommt ein Dreizylinder-Turbobenziner zum Einsatz, der 136 PS leistet und im Schnitt nur 4,9 Liter Sprit verbrauchen soll. Darüber siedelt sich der 218d mit 150 PS an, dessen Vierzylinder-Turbodiesel ein maximales Drehmoment von 330 Nm bereitstellt. Mit diesem Motor ausgerüstet sprintet der 2er Active Tourer laut BMW in 8,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ist maximal 205 km/h schnell.

Optisch mischt der 2er Active Tourer eine typische Van-Silhouette mit charakteristischen BMW-Merkmalen. (Foto: www.danielkraus.de; BMW)

Topmodell mit 231 PS

Soll es noch schneller vorangehen, bietet sich der 225i an. Dieser Vierzylinder-Turbobenziner leistet 231 PS, beschleunigt den kleinen Van in nur 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h und auf maximal 235 km/h. Stärker oder schneller ist in dieser Klasse kein anderer. Damit die Fahrdynamik mithalten kann, rüstet BMW seinen Neuling mit einer Eingelenk-Federbeinachse vorne, einer Mehrlenkerachse hinten und einer elektromechanischen Lenkung aus. Für einen besseren Spritverbrauch sind die Effizienz-Maßnahmen Start-Stopp-Automatik, Bremsenergie-Rückgewinnung, Schaltpunktanzeige und eine bedarfsgerechte Steuerug der Nebenaggregate an Bord.

Die Designer des BMW 2er Active Tourers haben sich bemüht, der Van-Silhouette die typischen BMW-Insignien zu verpassen. Vorne ist das gut gelungen. Mit seinen großen Scheinwerfern, dem Kühlergrill im Doppelnieren-Look und der Frontschürze mit den markanten Lüftungsöffnungen ist er als echter BMW zu erkennen. Seitlich betrachtet sind die gestalterischen Einflüsse anderer Kompaktvans jedoch erkennbar - trotz prägnantem Hofmeister-Knick in der hinteren Seitenscheibe. Hinten tritt der Fünftürer dank der charakteristischen L-förmigen Leuchten wieder klar erkennbar als BMW-Produkt auf.

M-Sportpaket ab November

Wer einen noch markanteren Auftritt wünscht, kann ab November das M-Sportpaket ordern. Das beinhaltet neben optischen Änderungen ein Sportfahrwerk, spezielle 17- oder 18-Zoll-Felgen sowie Sportsitze und ein Lederlenkrad. Ab Herbst stehen auch Versionen mit dem xDrive-Allradantrieb zur Verfügung. Insgesamt gibt es drei Ausstattungsvarianten: Einerseits die Basisversion und darüberhinaus zwei Linien, die sich entweder an eher komfort- oder an sportlich orientierte Fahrer wenden.

BMW-Fahrer werden sich im Cockpit problemlos zurechtfinden. Typisch ist die zum Fahrer gewandte Mittelkonsole. (Foto: Tom Kirkpatrick; BMW)

Eine echte Innovation im Vansegment hat der 2er Active Tourer in Sachen Assistenzsysteme zu bieten. Den Stauassistenten, der mit der Geschwindigkeitsregelung gekoppelt ist und so im Kolonnen- oder dichten Stadtverkehr das Beschleunigen, Bremsen (auch bis zum Stillstand) und Lenken übernimmt. Wirklich sinnvoll ist zudem das Head-Up-Display, das Informationen wie die Geschwindigkeit oder Navigationshinweise auf einer ausfahrbaren Scheibe zwischen Lenkrad und Frontscheibe darstellt. Verschiedene Konnektivitätslösungen bringen zudem Smartphone-Anwendungen ins Auto.

Premiere in Genf

Auf dem Genfer Autosalon (6. bis 16. März 2014) feiert der BMW 2er Active Tourer seine Weltpremiere. Die Markteinführung findet jedoch erst sechs Monate später statt. Die Preise stehen noch nicht fest, dürften aber bei etwa 27 000 Euro beginnen. Damit läge der Münchner auf dem Niveau des Mercedes B 180 mit 122 PS.

Schon kurz nach Markteinführung soll die Motorenpalette in alle Richtungen erweitert werden. Mit dem 216d steht ein neuer Einstiegsdiesel mit drei Zylindern bereit, den man bereits aus dem neuen Mini kennt. Hinzu kommen ein neuer Top-Diesel mit vier Zylindern und ein mittlerer Vierzylinder-Benzinmotor. Außerdem soll eine Hybridversion fest eingeplant sein.

© SZ.de/hart - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: