Süddeutsche Zeitung

Neuer VW Golf:Es ist ein Auto

Eine Premiere, die keine ist: Mit einer großen Show präsentiert Volkswagen in der Berliner Nationalgalerie den neuen Golf. VW geht mit einem vorhersehbaren Auto auf Nummer sicher, die wichtigsten Details zum Fahrzeug waren vorher schon bekannt. Die Wolfsburger feiern stattdessen die Generation Golf.

Sascha Gorhau, Berlin

Das Blitzlichtgewitter ist unvorstellbar, als in der Berliner Nationalgalerie an diesem Dienstagabend um kurz vor 22 Uhr die siebte Generation des VW Golf enthüllt wird. Fotografen versuchen, den entscheidenden Moment festzuhalten. Andere nutzen ihr Smartphone, um zu twittern, zu posten, zu bloggen. "Es ist vollbracht" schreiben sie, als der Wagen schließlich enthüllt ist.

Die Erwartungen vor der Präsentation des Golf VII waren riesig. Gäste und Journalisten aus der ganzen Welt sind da. Als Häppchen gibt es Schnitzel mit Kartoffelsalat und Miniatur-Hamburger am Spieß. Die Welt zu Gast bei Freunden. Ein neuer Golf wird nicht oft präsentiert, aber immer öfter. Der erste lief neun Jahre lang in Wolfsburg vom Band, der Golf II ebenfalls. Inzwischen überarbeitet Volkswagen sein Weltauto bereits nach vier Jahren.

Bei der Vorstellung in der Nationalgalerie spielen aber nicht die vergangenen vier Jahre eine Rolle, sondern die gesamten 38 Jahre Golf-Geschichte. Fußballweltmeisterschaft 1974, Deutsche Einheit, die Wahl Obamas zum US-Präsidenten. Auf den Leinwänden verknüpft Volkswagen das jeweilige Golf-Modell mit Geschehnissen der Zeitgeschichte. Egal, bei welchem Ereignis, der Golf war immer irgendwie dabei, so die Botschaft. VW zeigt an diesem Abend auch ein Auto, will aber hauptsächlich das Lebensgefühl der Generation Golf vermitteln.

Ein Mittel dazu ist die Gästeliste: Leute wie der Sänger Leslie Mandoki sind eingeladen, der früher Mitglied bei der Ralph-Siegel-Band Dschingis Khan war. Den Soundtrack zum Abend liefern die Schweizer Elektro-Popper von Yello. Die haben mit ihrem Synthie-Pop maßgeblich den Sound der 1980er Jahre geprägt. Ein Konzernsprecher sagt, die Musik liefere den passenden Soundtrack zum neuen VW Golf.

Ein Weltauto wird die siebte Generation werden. Doch ein "iPod auf Rädern", diese bisher unbekannte Sensation, die den Automobilbau neu definiert, ist der Wagen nicht geworden. Der Wolfsburger verwaltet sein Erbe, das allerdings auf hohem Niveau. Dafür hat er 100 Kilogramm abgespeckt, verspricht einen Mini-Spritdurst und hat dazu den Basispreis des Vorgängers von 16.975 Euro behalten. Die Verarbeitungsqualität ist vorbildlich und die technischen Details setzen erneut den Standard der Klasse.

Der Golf liefert an diesem Abend viele glaubhafte Argumente, dass er der Klassenprimus ist. Damit er der Leitgolf bleibt, scheut Volkswagen die Revolution. VW-Chefdesigner Walter da Silva sagt: "Der Golf bleibt immer der Golf. Die Geschichte ist wichtiger als ein komplett neues Design."

Ein Golf ist immer Evolution. Das ist sein Erfolgsrezept. Bestes Beispiel dafür ist die markante Sicke, die nun auch um den neuen Golf herumführt und der Karosserie eine moderne Kontur gibt. Volkswagen ist nicht der erste Hersteller, der dieses Designmerkmal verbaut. Aber erst wenn der Golf es hat, ist es Mainstream.

Mehr braucht er nicht. Er bietet nicht die Antworten für die dringenden Mobilitätsfragen der Zukunft. Er ist ein Wagen, der voll in der Gegenwart verhaftet ist. Aber genau deshalb wird er erfolgreich sein.

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