Neuer Seat Leon:Auf Augenhöhe mit VW

Der neue Seat Leon ist der beste, den es je gab: Sein Aussehen ist klar und scharf, seine Verarbeitung macht einen hochwertigen Eindruck und die Fahreigenschaften sind hervorragend. Dem Konzernbruder VW Golf dürfte das gar nicht schmecken.

Michael Specht

Seat könnte es besser gehen. In Deutschland steigen die Verkaufszahlen zwar, aber der Heimatmarkt ist so gut wie weggebrochen, weil Spanien wirtschaftlich in schweren Turbulenzen steckt. Ein Segen, dass die Marke unter der Obhut einer starken wie geduldigen Mutter namens Volkswagen steht, die das Problemkind nicht einfach verstößt, sondern im Wortsinn eine gesunde Basis liefert.

Nach dem Audi A3 und dem Golf VII ist der kompakte Leon nun das dritte Konzernmodell, das auf der komplett neu entwickelten Chassis-Architektur MQB (Modularer Querbaukasten) entstand. Schon optisch ist das ein Gewinn. MQB erlaubte es den Ingenieuren, die Antriebsachse noch weiter vorne zu platzieren, was den Designern wiederum die Möglichkeit gab, die Fahrgastzelle optisch weiter nach hinten rücken zu lassen. Zusammen mit den kurzen Karosserieüberhängen schafft das knackige Proportionen. Hinzu kommt eine derart scharf profilierte Karosserie, deren Kanten wie geschliffen wirken und die außerhalb des VW-Konzerns in dieser Qualität nirgends zu finden sind.

Kürzer und doch geräumiger als der Vorgänger

Der neue Leon ist mit 4,24 Meter fünf Zentimeter kürzer als sein Vorgänger, bietet dennoch mehr Platz. Selbst auf der Rückbank können Erwachsene bequem sitzen. Hinter ihnen bleiben 380 Liter fürs Gepäck, mit umgelegten Lehnen sind es sogar 1210 Liter.

Auch bei den Antrieben ist Seat auf Augenhöhe mit VW. Man erhält durchweg moderne Motoren, allesamt aufgeladene Direkteinspritzer (TDI und TSI), die bis auf die Einstiegsversionen über Start-Stopp-Technik und Rekuperation verfügen. Bei den Diesel reicht das Leistungsspektrum von 105 bis 184 PS, die Benziner liegen zwischen 86 und 180 PS. Als sparsamste Version gilt der 1.6 TDI mit einem Verbrauch von 3,8 Liter. Beliebtester Motor dürfte der 1.4 TSI mit 122 PS werden. Er bewegt den Leon munter, spontan und gut gelaunt.

Der Seat fährt sich direkter und unmittelbarer als der Golf

Wie MQB erwarten lässt, benimmt sich der Leon in Kurven genauso handlich und präzise wie der neue Golf, dabei wirkt der Seat noch eine Spur direkter, noch unmittelbarer. Auch im Komfort geht es Kopf an Kopf. Die Abstimmung von Federn und Dämpfern passt, Abroll- und Windgeräusche haben fast Oberklasse-Niveau. Nur der Normverbrauch von 5,2 Liter bleibt schöne Theorie, in der Praxis realistisch sind eher sieben Liter. Ein Tribut des Downsizing: Sobald Turbos Leistung abgefordert wird, bekommen sie Durst.

Alles in allem hat Wolfsburger Qualitätsdenken nun auch Seat erfasst: präziser Fugenverlauf an der Karosserie, wertiger Innenraum. Nie fühlte und fasste sich ein Seat besser an. Ein Riesensprung zum Vorgänger. Hinzu kommt ein klares, reduziertes und aufgeräumtes Cockpit, übersichtlich und nahezu intuitiv zu bedienen.

Preislich startet der Leon, der schon im Handel ist, bei 15.390 Euro. Was aber eher ein Lockangebot ist. Unser Testwagen würde in der Grundausstattung (Linie Reference) bereits 20.270 Euro kosten. Der 105-PS-TDI beginnt bei 20.790 Euro. Nur schade, dass man das Siebengang-DSG nicht für den 1.4 TSI bekommt.

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