Neuer Notruf:SOS per SMS

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"eCall" nennt sich eine Notruftechnik. Der Prototyp stammt aus Bayern, soll Tausende Autofahrer retten und nach dem Willen der EU von 2009 an in allen Neuwagen eingebaut sein.

Erst der Sicherheitsgurt, dann die Airbags und nun "eCall": Ein neuartiges Verkehrssicherheitssystem soll von 2009 an europaweit Tausenden Autofahrern das Leben retten. Einen Prototyp für das künftige Fahrzeug-Notrufsystem haben das Bayerische Rote Kreuz und BMW am Montag im niederbayerischen Straubing präsentiert.

Auf einem mobilen Computer wird der Standort eines Autofahrers mit einem simulierten Herzinfarkt gezeigt. Das Gerät alarmiert auf Knopfdruck oder im Fall eines Unfalls auch automatisch die nächste Rettungsleitstelle, damit sofort Sanitäter und Notärzte losgeschickt werden können. (Foto: Foto: dpa)

Das praxistaugliche "eCall"-System alarmiert auf Knopfdruck oder bei einem Unfall auch automatisch die nächste Rettungsleitstelle, sodass Sanitäter und Notärzte sofort losgeschickt werden können. Ein ähnlich weit fortgeschrittenes Notrufsystem sei europaweit bislang nur in London konzipiert worden, sagte Projektleiter Hans-Jörg Vögel.

Airbag-Sensoren lösen "eCall"-Notruf aus

Mit dem Rettungssystem soll die Zahl der jährlich rund 43.000 Verkehrstoten in der EU deutlich reduziert werden. Experten gehen davon aus, dass etwa 2500 Leben gerettet werden können, wenn die Rettungsdienste schneller vor Ort sind. Genau dies soll "eCall" leisten. Bislang kommt es immer wieder vor, dass ein Unfallopfer auf einer einsamen Landstraße nachts gegen einen Baum fährt oder von der Straße abkommt und erst nach Stunden entdeckt wird. Auch Autofahrern, die einen Herzanfall erleiden und nicht mehr zu ihrem Handy greifen können, soll "eCall" das Leben retten, sofern sie wenigstens noch den roten Alarmknopf drücken können.

Das Notrufsystem soll mit dem Airbag-Sensoren gekoppelt werden und sich so im Notfall selbstständig auslösen. "eCall" schickt dann über Mobilfunk eine Kurznachricht (SMS) an die nächstgelegene Rettungszentrale. Die Helfer erfahren sofort den genauen Standort des Fahrzeugs über die mitgesendeten Daten des GPS-Navigationssystems. Zugleich wird eine Sprachverbindung zum Auto aufgebaut, sodass der Mitarbeiter der Leitstelle mit dem Fahrer und den Insassen sprechen kann, wenn diese dazu in der Lage sind. "Wenn der Fahrer uns nichts sagen kann, schicken wir dann auf jeden Fall ein Einsatzfahrzeug hin", erklärte Gerhard Kleeberger, der Leiter der Straubinger Rettungsleitstelle.

Die EU will "eCall" verpflichtend in alle Neuwagen einbauen lassen

Er sieht zahlreiche Vorteile in dem neuen System. "Oftmals verunglücken ja auch Urlauber oder andere Durchreisende mit dem Auto", sagt er. "Die wissen beim Notruf dann oft nicht genau, wo sie sind." Dadurch, dass die Leitstelle erst umständlich den Unfallort herausfinden müsse, gehe wertvolle Zeit verloren. Auf den Computern der Retter wird der Unfallort mit "eCall" hingegen gleich auf einer Straßenkarte angezeigt, zudem werden die GPS-Daten automatisch ins Navigationssystem der Krankenwagens eingespeist.

Die EU, die künftig "eCall" verpflichtend in alle Neuwagen einbauen lassen will, habe das Straubinger Projekt mit rund 200.000 Euro unterstützt, sagte Vögel. Die bayerischen "eCall"-Entwickler hoffen darauf, dass Brüssel nun bald einen internationalen Standard für diese Notrufanlagen festlegt. Das Straubinger System könnte dann in einem zweiten Schritt bei einem ausführlichen Praxistest beweisen, wie nützlich die neue Technik tatsächlich ist.

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