Neue Verkehrszeichen in US-Stadt:Schilderstreich für unvorsichtige Bürger

A sign is shown at a crosswalk near California State University in Hayward, California

Dieses Schild wurde zum Internetphänomen. Aber es gibt noch weitere.

(Foto: REUTERS)
  • Die kalifornische Universitätsstadt Hayward sorgt mit scharfzüngigen Botschaften auf Verkehrsschildern für Aufsehen.
  • Die Verkehrszeichen warnen vor Unaufmerksamkeit wegen Smartphones, zu hoher Geschwindigkeit oder gefährlichen Straßenstellen.
  • Der Initiator der Aktion will damit eine weltweite Debatte über Verkehrssicherheit anstoßen - doch die Stadt dürfte eher vom PR-Effekt profitieren.

Von Thomas Harloff

Verkehrsexperten bemängeln schon lange den rasant wachsenden Schilderwald auf den Straßen. Wo zu viele Verkehrszeichen stehen, werden die wirklich wichtigen nicht wahrgenommen, sagen Verhaltenspsychologen. Immer mal wieder werden deshalb in Deutschland überflüssige Tafeln entfernt - zuletzt vor zwei Jahren auf Initiative des damaligen Verkehrsministers Peter Ramsauer.

Allerdings wird das nicht überall auf der Welt so gesehen. Die nahe San Francisco gelegene Universitätsstadt Hayward hat ihren Schilderwald kürzlich sogar aufgestockt. Das Besondere an den zusätzlichen Verkehrsschildern: Sie stammen nicht aus dem Standardreservoir der Straßenverwaltung, sondern enthalten recht scharfzüngige Botschaften.

Straßenschild in Hayward

"35 - das ist ein Tempolimit, kein Vorschlag."

(Foto: City of Hayward)

Das bekannteste Schild auf Haywards Straßen wurde kürzlich zum Internetphänomen. Darauf steht: "Kopf hoch! Straße überqueren. Dann Facebook aktualisieren". Es ist jedoch nicht das einzige außergewöhnliche Verkehrszeichen, das in der 150 000-Einwohner-Stadt den Straßenrand säumt. Ein anderes mahnt: "35 - das ist ein Tempolimit, kein Vorschlag". Auf einem weiteren steht: "Es geht bergab. Nutzen Sie Ihre Augen, Bremsen und Ihr Gehirn!" Damit auch jeder die Ansage versteht, sind die Aufforderungen mit eindeutigen Symbolen kombiniert.

Straßenschild in Hayward

"Es geht bergab. Nutzen Sie Ihre Augen, Bremsen und Ihr Gehirn!"

(Foto: City of Hayward)

Unerwartete Botschaften

Hinter den witzig anmutenden Schildern steckt der Stadtverwaltung zufolge ein ernstes Anliegen. "Einwohner der Hayward Highlands und umliegender Gegenden haben uns ihre Bedenken wegen unsicherer und ständig zu schneller Fahrer mitgeteilt", sagt Frank Holland. Er ist in Hayward für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, zuvor war er in Wirtschaftsunternehmen im Marketing tätig.

Ihm war klar, dass er etwas anderes machen musste, als nur gewöhnliche neue Schilder aufzustellen. "Wir wählten diesen unkonventionellen Ansatz, weil die meisten Leute die normale Beschilderung nur im Hintergrund wahrnehmen. So aber sichern wir Aufmerksamkeit, indem wir eine unerwartete Botschaft auf einem traditionellen Medium übermitteln."

Bei Haywards Bürgern kommen die neuen Schilder laut Holland gut an. Er will schon einen positiven Effekt konstatieren können. "Wir haben gehört, dass die Bürger eine Reduzierung der Geschwindigkeiten feststellen." Sein vorrangiges Ziel, unter Verkehrsteilnehmern eine Debatte über Sicherheit und Aufmerksamkeit anzustoßen, sieht er aber in jedem Fall erfüllt. "Das Projekt hat weltweite Beachtung gefunden und unsere Gemeinde steht im Zentrum einer Diskussion über sicheres Fahren", sagt Holland.

Viel Aufmerksamkeit, aber wenig dahinter

An diesem Punkt scheint PR-Profi Holland seine Aktion allerdings zu überschätzen. Natürlich sind die Schilder Thema in den sozialen Netzwerken auf der ganzen Welt, eine Diskussion über Verkehrssicherheit haben sie jedoch nicht angestoßen. Die meisten Kommentatoren beglückwünschen die Macher eher zu ihrem Humor, als die Sinnhaftigkeit der Aktion zu hinterfragen. Einen ähnlichen Effekt sieht Holland in seiner Stadt: "Es ist interessant, die Leute Worte wie 'innovativ', 'kreativ' oder 'einfallsreich' im Zusammenhang mit ihrer Stadtverwaltung sagen zu hören. Das passiert sonst nicht oft."

Ob die Aktion letztlich mehr ist als eine gelungene PR-Kampagne für eine bislang kaum bekannte Stadt in Kalifornien, müssen allerdings die Unfallzahlen zeigen. Und die Zahl eventueller Nachahmer.

Vielleicht würde es der Sache mehr helfen, den vorhandenen Schilderwald kräftig zu roden.

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