Neue Pläne der Huk-Coburg:Versicherer plant eigene Autowerkstätten
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Konkurrenz für die Autohersteller: Die Huk-Coburg bietet künftig auch Serviceleistungen für Fahrzeuge an. Eine Retourkutsche, denn die Autobauer wildern schon länger im Revier der Versicherer.
Von Herbert Fromme
Der Versicherungskonzern Huk-Coburg steigt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung in das Geschäft mit der Wartung von Autos und normalen Reparaturen ein. Das ist eine offene Kampfansage an die Fahrzeughersteller, für die eine gute Auslastung der eigenen Vertragswerkstätten - über die sie auch Neuwagen verkaufen - ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist.
Schon bisher betreibt die Huk-Coburg ein Netzwerk von 1300 Vertragswerkstätten für Unfallreparaturen. Ab 2015 sollen Hunderte von ihnen auch normale Dienstleistungen für Autofahrer anbieten - zu Sätzen, die spürbar unter denen der herstellergebundenen Werkstätten liegen. Die Huk-Coburg will die Preise für ihre Kunden vertraglich regeln und eine rigide Qualitätskontrolle vornehmen. Für Autofahrer könnte der Konkurrenzkampf sinkende Preise bedeuten. Ein Sprecher der Huk-Coburg bestätigte, dass es Überlegungen zu einem erweiterten Werkstattkonzept gibt. Mehr wollte er nicht sagen. Die Huk ist mit 9,6 Millionen versicherten Pkw Deutschlands größter Autoversicherer.
Der stark wachsende Versicherer sieht sich von zwei Seiten unter Druck: Im Internet machen ihm die Vergleichsportale wie Check 24 das Leben schwer - deshalb ist die Huk selbst in den Markt eingestiegen.
Und gerade beim Neuwagengeschäft sichern sich die Autohersteller einen wachsenden Teil der Versicherungsabschlüsse. Ihre Vertragshändler verkaufen Policen, die Hersteller bringen Komplettangebote mit Versicherungsschutz auf den Markt. Volkswagen hat sogar zusammen mit der Allianz eine eigene Gesellschaft gegründet, an der VW die Mehrheit hält. Daimler verkauft Policen der Talanx-Tochter HDI-Gerling, BMW die von Ergo und Allianz. Die Allianz ist auch bei Ford im Geschäft, ebenfalls die Nürnberger.
HUK-Coburg mit eigenem Werkstattnetz
Mit den Komplettpaketen einschließlich Versicherung kurbeln die Hersteller den Absatz bestimmter Modelle an. Außerdem sorgen sie dafür, dass Unfallfahrzeuge mit Kaskoschäden grundsätzlich in ihre Vertragswerkstätten geleitet werden und dort die Auslastung erhöhen.
Hinter dem Krach zwischen Huk-Coburg und den Herstellern steht die Frage, ob es der Autoindustrie gelingt, ihre führende Rolle bei der Sicherstellung der Mobilität auszubauen - Autos, Finanzierung, Versicherung, Vermietung, alles aus einer Hand. Dann würden die Versicherer Dienstleister, die No-Name-Policen für die Hersteller zuliefern - nach deren Vorgaben.
Dagegen tritt die Huk-Coburg seit 2006 mit ihrem Kasko-Select-Tarif an. Kunden erhalten einen Rabatt von 20 Prozent, wenn sie zustimmen, Kasko-Reparaturen nur in den Partnerwerkstätten der Huk-Coburg ausführen zu lassen. Zurzeit haben drei Millionen Huk-Coburg-Kunden den Tarif mit Werkstattbindung. Die Versicherer Gothaer, VHV, Concordia und Debeka sowie die Gesellschaften der Generali-Gruppe haben ähnliche Tarife aufgelegt und nutzen das Werkstattnetz der Huk.
Den Werkstätten gibt die Huk-Coburg Stundensätze und anderes vor. Oft lohnt sich das Geschäft dennoch für sie, weil der Versicherer für eine ordentliche Auslastung sorgt.
Jetzt gehen die Coburger weit über die Unfallreparaturen hinaus. Das neue Angebot soll Service-Select heißen. In der ersten Stufe bieten die Werkstätten die kleine Inspektion, die 20 bis 30 Prozent billiger als bei den Vertragswerkstätten der Hersteller sein soll. Auch normale Reparaturen wie den Stoßdämpferaustausch werden sie vornehmen und Fahrzeuge für die Kfz-Hauptuntersuchung und Abgasuntersuchung vorbereiten. Durchgeführt werden die Untersuchungen von der Dekra, mit der die Huk-Coburg über einen bundesweiten Vertrag verhandelt.
In Versicherungskreisen heißt es, der Konzern plane, jährlich 300 bis 400 Werkstätten für sein Programm anzuwerben. Offiziell in Betrieb gehen soll es 2015. Schon in wenigen Wochen wird ein Pilotprojekt mit drei Werkstätten in Berlin und Düsseldorf starten.
Dabei ist es nicht einfach für den Versicherer, genügend freie Werkstätten mit der nötigen Qualität zu finden - viele seiner Partner bei den Unfallreparaturen sind Karosseriewerkstätten ohne allgemeinen Reparaturbereich. Der Versicherer soll bereit sein, seinen Partnern beim Ausbau mit Hebebühnen und anderer Ausrüstung zu helfen.
Freie Werkstätten profitieren
Um die Elektronik geht es an einer anderen Front zwischen Versicherern und Autoherstellern. Die EU hat durchgesetzt, dass ab 2015 in alle Neuwagen ein elektronisches Warnsystem, der Ecall, eingebaut wird. Es soll nach Unfällen automatisch einen Notruf absetzen. Ecall erlaubt die Speicherung und Auswertung von zahlreichen Fahrdaten, wie sie heute schon die Black Boxes einiger Versicherer aufzeichnen.
Zwischen Versicherer und Herstellern ist ein erbitterter Streit darüber entbrannt, wer Zugriff auf die Daten hat - nur die Hersteller, die diese Systeme einbauen, oder auch die Kunden und damit die Versicherer. Das fordert vor allem die Huk-Coburg, während sich die Allianz ob ihrer guten Beziehungen zu den Herstellern zurückhält.