Süddeutsche Zeitung

Neue Mercedes-Modelle 2012:Zwei außer Rand und Band

Mercedes bläst 2012 zum doppelten Angriff auf Audi und BMW: Im Herbst kommt die neue A-Klasse mit einem ungewöhnlichen Design auf den Markt. Gleichzeitig wird der CLC vorgestellt, eine sportliche Limousine. Was haben die beiden Modelle zu bieten?

Jörg Reichle

Das Autojahr 2012 verspricht aus Sicht der deutschen Hersteller ausgesprochen interessant zu werden. Das liegt nicht nur am neuen Golf, der erfahrungsgemäß in der Autowelt auch in der siebten Generation Maßstäbe setzen wird. Daneben künden sich an: Audi A3, BMW Dreier Touring und Sechser Gran Coupé, Porsche 911 Cabrio und Boxster, der B-Max von Ford und bei Opel zum Jahresende der kleine Junior und ein ebensolcher SUV.

Besonders viel hat sich aber Mercedes vorgenommen. Neben diversen Facelifts (Smart, G-Klasse, GLK) und einigen AMG-Neuheiten kommt hier im März der neue SL und in der zweiten Jahreshälfte der mit Spannung erwartete Shooting-Brake des CLS, eine Art Lifestyle-Kombi, eher schick als nützlich.

Den entscheidenden Doppelschlag plant man in Stuttgart allerdings für den Herbst. Dann kommt nicht nur die neue A-Klasse auf den Markt, die es bereits im Juni zum ersten Mal zu sehen gibt. Vorgestellt wird außerdem kurz danach auch noch der CLC - eine coupéhafte Limousine mit Frontantrieb auf der A-Klasse-Plattform. Diesen kleinen CLS schickt man als Angreifer gegen Audi A4 und BMW Dreier in den immer härter werdenden Kampf um Kunden.

Die neue A-Klasse unterscheidet sich gewaltig von den Vorgängern

Doch erst einmal die A-Klasse, und sie bricht so gut wie mit allem, was man vom bisher kleinsten Mercedes gewohnt war. Weg ist das Hochbeinige, Staksige und Schmalbrüstige, verschwunden sind Sandwichboden und nutzwerthaftes Rentner-Image. Die neue A-Klasse will künftig mindestens so emotional und attraktiv für jüngere Kunden sein, wie die Konkurrenten aus Ingolstadt (A3) und München (Einser).

Was da auftritt, lässt die Computersimulation bereits recht konkret ahnen: ein kraftvoll proportionierter Viertürer, kaum kürzer als die gerade erneuerte B-Klasse mit ihren 4,36 Metern, dafür niedriger und breiter, mit betont ausladendem Grill, der mit den Leuchten fast zu einem Band zusammengewachsen ist. Darunter öffnen sich Lüftungsrachen.

Mercedes-typisch ist die Seitenlinie: Zwei gegenläufige, scharf konturierte Kanten sollen das Auto einerseits optisch nach vorn schieben und andererseits dynamisch ausbalancieren.

Das Heck wiederum steht im Zeichen großer Leuchten, die an den BMW Einser erinnern, darüber duckt sich eine schmale Heckscheibe unter einem selbstbewusst ausladenden Dachspoiler. Der soll nicht nur mit für ausgefeilte Aerodynamik sorgen - ein Cw-Wert von 0,26 wird angepeilt -, sondern auch alle Funktionen der Antenne übernehmen. Die Dach-Nippel gehören dann endgültig der Vergangenheit an - auch bei anderen Modellen.

Auch innen drastische Design-Änderungen

Nicht weniger als das Außen-Design verändert sich die A-Klasse innen: Hochwertige Anmutung, klares Design mit sportlichen Elementen einschließlich der von der B-Klasse bekannten Ausströmer, eng auf den Fahrer zugeschnittenes Cockpit. Auch der frei stehende, fast schwebend wirkende Monitor schmückt bereits die B-Klasse.

Man wird gut sitzen im neuen A, auch hinten, trotz der niedrigen Dachlinie, die Platzverhältnisse insgesamt sind aber eher sportlich-körpernah, der Kofferraum mit 350 Liter Normalmaß klassenüblich. Eher wie in der Oberklasse wird dagegen das Angebot an elektronischen Assistenten ausfallen - bis hin zum Notfall-Bremssystem und der intelligenten Lichtanlage mit integriertem Kurven- und stufenlos anpassendem Fernlicht.

Dass auch die nächste A-Klasse vom immer opulenteren Mercedes-Baukasten profitiert, zeigen die Antriebe: zwei 1,6 Liter Vierzylinder-Turbo-Benziner wie in der B-Klasse (A180: 90 kW/122 PS und A200 115 kW/156 PS) und zwei Common-Rail-Diesel mit vier Zylindern und 80 kW/109 PS (A180 CDI) sowie 100 kW/136 PS (A200 CDI). Eine kostengünstige Einstiegsvariante soll später nachgereicht werden. Auf jeden Fall, so heißt es im Konzern, werde man mit 100 Gramm CO2/km an den Start gehen.

Während die Kraftübertragung (Sechsgang-Schalter oder Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe) keine Überraschung birgt, tun das die Antriebsmöglichkeiten sehr wohl: A- und B-Klasse sollen Allrad-Option erhalten, die geplante AMG-Version der A-Klasse sowieso.

Die harte Konkurrenz in der Golf-Klasse gilt auch für den Preisspielraum, darüber macht man sich in Stuttgart keine Illusionen. Die A-Klasse, so heißt es, werde den bisherigen Respektabstand zur B-Klasse auch künftig einhalten. Schließlich solle sie ein Einstiegsmodell in die Mercedes-Welt darstellen.

Der neue CLC: Sportlich durch und durch

Mehr als das dürfte dagegen der neue CLC sein. Wie die A-Klasse baut auch er auf die neue Frontantriebsarchitektur und profitiert designmäßig von der Eleganz des größeren CLS. Was der für die E-Klasse ist, soll der CLC für die C-Klasse werden - ein attraktives 4,60 Meter-Auto, endlich reif dafür, es in der gehobenen Mittelklasse den Ingolstädtern und Münchenern richtig zu zeigen. Dafür soll die nächste C-Klasse 2014 etwas größer und wertiger werden.

Dass der CLC auf Angriff setzt, zeigt sich schon optisch: steil stehender, breiter Grill, lange Haube mit zwei Power-Domes, zurückgesetzte Kabine, flache Dachlinie, ausgeprägte Schulter, kurzes Heck ohne große Klappe. Dazu im Angebot: matte Lacke und schwarzes Glasdach. Und ein Aerodynamik-Weltrekord: Cw 0,22.

Alles ist auf Sportlichkeit getrimmt, auch innen. Hier ist der CLC betont auf Körper geschnitten mit einer Wertanmutung, die sichtlich über der heutigen C-Klasse liegt. Die Vierzylinder-Motoren sollen stärker sein als die der A-Klasse, eine allradgeriebene AMG-Version mit mehr als 300 PS wird später folgen. Und ein SUV auf A-Klasse-Basis. Und ein Cabrio. Aber über das sei noch nicht entschieden, versichert man in Stuttgart treuherzig.

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Quelle:
SZ vom 02.01.2012/kiha
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