Neue Führerschein-Regelung:Der fahrende Patient

Der Führerschein soll nach 15 Jahren aktualisiert werden, Autos werden alle zwei Jahre inspiziert. Merkwürdig nur, dass die Tauglichkeit des Fahrers nach der Fahrschule nie wieder getestet wird.

Tobias Opitz

Vom kommenden Jahr an sollen deutsche Führerscheine nur noch jeweils 15 Jahre gültig sein. Dann ist ein neuer fällig, mehr als ein aktuelles Passbild wird nicht vorausgesetzt. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass die Lizenz auf immer perfektere Weise gefälscht und teuer hinterm Bahnhof verkauft wird. Und es sollen diejenigen aussortiert werden, denen die Teilnahme am Straßenverkehr verboten ist - zum Beispiel nach verpatzter Medizinisch-Psychologischen Untersuchung. So weit, so gut.

Nun könnte man meinen, dass der regelmäßige Tausch des Führerscheines auch eine goldene Gelegenheit sei, gleichzeitig Gesundheit und Fahrtüchtigkeit der Lizenzinhaber zu testen. Das ist zumindest in der Verbindung mit einer Zeitspanne von 15 Jahren eine untaugliche Idee. Wer heute noch fit ist, muss das schon in zwei, drei Jahren nicht mehr sein. Und den, der heute psychologisch unauffällig ist, kann ein Schicksalsschlag schon in der nächsten Minute aus der Kurve tragen, ohne dass jemand etwas von der Gefahr für andere bemerkt.

Der Ansatz, Gesundheit und Verfassung von Führerscheininhabern zu überprüfen und sie im Ernstfall aus dem Verkehr zu ziehen, ist grundsätzlich richtig. Schließlich geht es um Leib und Leben. Dann aber müsste ein solcher Check konsequenterweise in viel kürzeren Abständen verpflichtend sein. Denn es ist schon merkwürdig, dass ein Auto alle zwei Jahre zum TÜV muss und da schon ein simples Loch im Auspufftopf zum Problem wird, derjenige aber, der das Auto fährt, nach der Fahrschule nie wieder gezielt daraufhin überprüft wird, ob er seiner Verantwortung am Steuer noch gerecht wird. Das gilt nicht nur für die Senioren, das gilt für Junge und Alte.

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