Neue Enthüllungen zum Automobilclub:ADAC-Pannenhelfer verdienen an Auto-Batterien

Neue Enthüllungen zum Automobilclub: Laut ADAC-Pannenhelfern übt der Autoclub Druck auf sie aus, um möglichst viele Autobatterien zu verkaufen.

Laut ADAC-Pannenhelfern übt der Autoclub Druck auf sie aus, um möglichst viele Autobatterien zu verkaufen.

(Foto: Imago Stock&People)

Neue Vorwürfe gegen den ADAC: Laut Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" und des NDR übt der Autoclub massiv Druck auf seine Pannenhelfer aus. Sie sollen Autofahrern Batterien aufschwatzen, die diese gar nicht brauchen.

Der ADAC spornt seine Pannenhelfer offenbar zum Verkauf von Auto-Batterien an. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung und des NDR-Magazins Panorama erhalten die Mitarbeiter der Straßenwacht für den Austausch von defekten oder leeren Batterien eine Prämie. Als Bonus wird nach Angaben des ADAC ein mittlerer einstelliger Prozentsatz des Gesamtgehaltes gewährt. Der ADAC lässt von der Firma Varta eigene Batterien für seine Pannenhilfe produzieren. Sie werden in den Wagen der "Gelben Engel" mitgeführt und den Mitgliedern angeboten.

Die Folge des Prämiensystems sei, so behauptet es ein Straßenwachtfahrer, der zehn Jahre als Gelber Engel fuhr: "Autofahrern werden Batterien aufgeschwatzt, die sie nicht brauchen, oder die sie bei einem regulären Einkauf weit günstiger bekommen könnten."

Laut Pannenstatistik gab es im Jahr 2012 insgesamt 685.751 Fälle, in denen Autos wegen Batterie-Problemen liegen geblieben waren. In 165.000 Fällen, also bei fast jedem vierten Autofahrer, verkaufte der ADAC nach eigenen Angaben neue Batterien. Die dabei erzielten Umsätze und Gewinne nannte der Autoclub nicht. Er teilte lediglich mit, dass vor jedem Austausch die alte Batterie geprüft und dem Autofahrer ein Messprotokoll übergeben werde. So solle ausgeschlossen werden, dass Batterien zu Unrecht ausgewechselt würden.

Pannenhelfer: ADAC übt Druck aus

Stichproben ergaben allerdings, dass solche Messprotokolle nicht immer angefertigt werden. Jürgen Lürssen, Marketing-Experte an der Leuphana Universität Lüneburg, kritisiert den Bonus für Pannenhelfer: "Provisionssysteme schaffen immer einen Anreiz, um ein bestimmtes Produkt zu verkaufen." Pannenhelfer, die nicht namentlich genannt werden wollen, berichten von einem Druck im ADAC, möglichst viele Batterien zu verkaufen. So sei die Anzahl der jeweils ausgetauschten Batterien auch Thema in den Mitarbeitergesprächen. Der ADAC erklärte, es gehe dabei um eine "erfolgreiche Pannenhilfe vor Ort".

Mehrere frühere und derzeitige Pannenhelfer berichten, sie würden massiv gedrängt, nicht nur Pannen zu beheben, sondern auch beim Geldverdienen zu helfen. Zum einen sollten sie Mitglieder anwerben und möglichst viele Abtretungsverträge zurückbringen, mit denen der ADAC sich, wenn möglich, die Einsatzkosten dann von der Schutzbriefversicherung wiederhole.

Wer wenig leiste und die Zielvorgaben verfehle, der werde in Vier-Augen-Gesprächen zur Rechenschaft gezogen, berichten Straßenwachtfahrer. Wer überhaupt nicht spure, werde nicht weiterbeschäftigt. Andere überträfen sich währenddessen im Verkauf der Batterien: "Ich konnte manchmal keinen Beifahrer mehr mitnehmen, weil ich sogar vorne noch Batterien gelagert hatte", erzählt ein Pannenhelfer.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung.

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