Neu: Nissan Skyline GT-R:Silberpfeil ohne Stern

Lesezeit: 3 min

Die Spione auf der Nordschleife des Nürburgrings hatten schon lange befürchtet, dass aus Japan Unheil droht. Der neue Nissan Skyline GT-R fuhr Fabelzeiten und feiert auf der Tokyo Motorshow gerade seine Weltpremiere.

Stefan Grundhoff

Nein, noch geht in Stuttgart und München das Heulen und Zähneklappern nicht los. Denn dass ein neuer Skyline kommen würde, war schon seit langem bekannt. Der Vorgänger, in Europa nur etwas für ausgesprochene Asien- und Auskenner, hatte sich bereits bei zahlreichen Rundstreckenrennen in den 90er Jahren einen Namen wie Donnerhall erarbeitet.

Will endlich mehr sein als nur ein Geheimtipp: der Nissan Skyline GT-R. (Foto: Foto: Nissan)

5000 Rennkilometer in der Eifel

Der asiatische Supersportler war auch in Europa bislang nur als Rechtslenker zu bekommen. In England sind die Autos Raritäten, in Deutschland fährt kaum eine Handvoll herum - alles Eigenimporte. Das dürfte beim neuen Nissan Skyline GT-R, der auf der 40. Tokio Motor Show seine Publikumspremiere feierte, nun anders werden.

Zwar startet der Neuling am 6. Dezember in Japan, kommt dann aber über die USA auch in Europa auf den Markt; jedoch wohl erst Anfang 2009. Diesmal als Linkslenker und mit einem neu entwickelten und doppelt aufgeladenen V6-Triebwerk mit 480 PS. Der Nissan GT-R legte auf der Eifel-Achterbahn rund 5000 Kilometer im Renntempo zurück. Dabei fuhren die Testpiloten konstant Rundenzeiten von knapp unter acht Minuten.

480 PS und Allradantrieb - kennt man auch vom Porsche 911 Turbo. Ein weiterer Konkurrent, der neue BMW M3, der in Tokio erstmals als Limousine zu bewundern ist, kann gerade einmal 420 PS aufbieten.

Die Konkurrenz in Europa und den USA verfügt über imposante Imagevorteile. Doch auf der Rennstrecke dürften sich am neuen Skyline GT-R viele die Zähne ausbeißen. Zudem kostet er nicht einmal 50.000 Euro.

Er ist schnell, sehr schnell und hoch technisiert. Der 3,8 Liter große Sechszylinder mit doppelter Turboaufladung leistet 353 kW/480 PS bei 6400 U/min. Das maximale Drehmoment von 588 Nm liegt zwischen 3200 und 5200 Touren an. Die Schaltvorgänge geschehen Dank neuem Doppelkupplungsgetriebe in Millisekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei weit über 300 km/h, wobei der Durchschnittsverbrauch bei kaum mehr als acht Litern SuperPlus auf 100 Kilometern liegen soll. Die Quadratur des Kreises?

Das Bild zeigt noch den Rechtslenker - nach Europa kommt der Skyline GT-R jetzt auch als Linkslenker. (Foto: Foto: Nissan)

Renault-Nissan-Imperator Carlos Ghosn war vor Monaten eigens an den Nürburgring geeilt, um sich bei der letzten Abnahmefahrt ein eigenes Bild vom unspektakulär designten Kraftprotz zu machen.

Der schnellste Seriensportler auf dem Nürburgring"

Vom Flughafen zur Rennstrecke verzichtete Ghosn auf die geplante Shuttle-Limousine und chauffierte den getarnten Prototypen eigenhängig in die grüne Hölle. Die Eifel schloss den neuen Asienrenner gleich ins Herz und belohnte Piloten, Entwickler und den stolzen Carlos Ghosn gleich mit einer Fabelzeit. Die Nordschleife wurde in 7,38 Minuten durchflogen - der Nissan Skyline GT-R ist seitdem der schnellste Serienproduktionswagen auf dem Eifel-Geschlängel.

Mit einem Augenzwinkern weisen die Nissan-Entwickler darauf hin, dass es im Nordschleifen-Teilstück "Kesselchen" noch etwas nass war. "Der neue Nissan GT-R ist ein ungewöhnlicher Wagen, ein technisches Flaggschiff, das Nissans Begeisterung für das Auto ausdrückt", sagt Carlos Tavares, Executive Vice President für Unternehmens- und Produktplanung.

"Er ist auf Höchstleistungen unter allen Bedingungen ausgelegt. Kein anderes Auto bietet diese Kombination aus Geschwindigkeit, Komfort, universellem Einsatzbereich, unverwechselbarem Design und exzellentem Preis-Leistungs-Verhältnis. Wie seine Vorgänger, die das berühmte GT-R-Emblem trugen, ist auch der neue GT-R ein technisches Wunderauto mit zahlreichen Stärken. Daher sagen wir: Er ist für jeden, überall und zu jeder Zeit zu haben."

BMW M3
:Der böse M-Blick

Wer den neuen BMW M3 im Rückspiegel sieht, weiß, was ihm die Stunde geschlagen hat.

Worte, die man weder in München noch Stuttgart gerne hören wird. 7,38 Minuten heißt viel Arbeit für Porsche und Co.

Dabei ist es nicht allein der Motor, der die Rundenbestzeit des neuen Fabel-Nissans möglich machte. Vielmehr wurde bei der Entwicklung des Skyline GT-R besonders viel Wert auf Aerodynamik, Grip und Abtrieb gelegt. Der GT-R soll schließlich nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch im harten Alltagsgeschäft - bei Sonne, Regen und Schnee - bestehen können. Das Design des Skyline GT-R ist ebenfalls schnell beschrieben: Der Kunde des Nissan Skyline GT-R soll nicht nur im Fahrbetrieb spüren, dass er einen echten Rennwagen bewegt.

Der erste Käufer: der Firmenchef selbst

Nissan gibt nicht nur eine besondere Garantie mit Überprüfungen in den ersten drei Jahren, sondern will auch regelmäßige Messungen von Motor, Fahrwerk, Getriebe und Elektronik durchführen - zum ersten Mal nach den ersten 1000 gefahrenen Kilometern.

Der Preis für den neuen Nissan Skyline GT-R beginnt bei 7.770.000 Yen, was weniger als 49.000 Euro entspricht. Spätestens jetzt sollten in München und Stuttgart doch einige Alarmglocken angehen. Den ersten Käufer gibt es schon - Carlos Ghosn.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: