Navigation fürs Fahrrad:Auf Schleichwegen ans Ziel

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Fahrradnavigation per App: Ein Mobiltelefon führt durch die Straßen von Berlin.

(Foto: dpa)

Karten? Apps! Programme auf dem Smartphone unterstützen heutzutage die Fahrradnavigation. Sie liefern intelligente Routenführung auch in Großstädten und eröffnen neue verkehrspolitische Perspektiven.

Mit dem Fahrrad quer durch Berlin - das kann nicht nur kräftezehrend, sondern auch nervlich belastend werden. Eine möglichst fahrradgerechte Navigation in der Großstadt bieten Smartphone-Apps wie der BikeCityGuide, Komoot oder BBBike. "Solche Apps werden in Zukunft immer relevanter für den Fahrradfahrer wie auch für die Mobilität insgesamt", sagt Wasilis von Rauch vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Neue Impulse für die Förderung des Radverkehrs stehen in dieser Woche auch auf dem Programm des Verkehrsausschusses im Bundestag, wo von Rauch als Sachverständiger zum Nationalen Radverkehrsplan 2020 gefragt ist.

Knapp 13 Kilometer sind es beispielsweise von Berlin-Charlottenburg zum Wannsee. In der App BikeCityGuide fürs iPhone und Android-Handys muss man nur die Zieladresse eingeben, den Startort erkennt die Software über die Standortermittlung des Geräts. Nach kurzer Zeit wird die Route auf der Karte angezeigt. Mit "Navigation starten" beginnt die Wegeführung auf dem Display. Eine Frauenstimme gibt zusätzliche Anweisungen für die Route. Das Smartphone kann mit einer einfachen Gummihalterung am Lenker befestigt werden - oder man steckt das Gerät in die Tasche und lässt sich nur von der Stimme ans Ziel leiten: "In 150 Metern Straße überqueren, nach links auf Radstreifen".

Weg vom großen Strom des Autoverkehrs

Die vorgeschlagene Route meidet die Hauptstraßen und kennt auch kleine Wege ohne Autoverkehr. Wenn Fahrradfahrer vom großen Strom des Autoverkehrs ferngehalten werden, nützt das beiden Verkehrsteilnehmern. Allerdings dürfe es nicht darum gehen, Radfahrer grundsätzlich auf Nebenstraßen zu schicken, sagt Dirk Lau vom ADFC in Hamburg: "Autofahrer und Radfahrer sollen sich den verfügbaren Straßenraum gleichberechtigt und gerecht teilen", auch den der innerstädtischen Hauptstraßen.

Entwickelt wurde der BikeCityGuide von Daniel Kofler und Andreas Stückl, die jahrelang als Radkuriere in Graz und Wien unterwegs waren. "BikeCityGuide soll dem Radfahrer nicht nur als technisches Hilfsmittel zur Seite stehen, sondern auch zukünftig mehr Menschen aufs Rad bringen", sagt Stückl. Sein Startup-Unternehmen will nicht in erster Linie Umsätze aus dem Verkauf der App erzielen, sondern will die Verwaltungen von Städten als Partner gewinnen - diese sollen die App den Radfahrern in ihrer Stadt kostenlos bereitstellen, um so den Fahrradverkehr zu fördern.

Im vergangenen Jahr erzielte BikeCityGuide eine entsprechende Vereinbarung mit der Stadt Graz. In Deutschland ist das Unternehmen zurzeit in Gesprächen mit München, Berlin und Bremen.

Nutzung auch offline möglich

Die App gibt es zurzeit für 14 deutsche Städte sowie für Städte in sechs weiteren europäischen Ländern. "Der Ansatz ist gut, weil in die Streckenempfehlung die empirische Erfahrung der Radfahrer einfließt", erklärt von Rauch. "So wird die Crowd-Intelligenz mit genutzt, das ist ein großer Vorteil." Im Mai soll es ein Update geben - dann kann man auch die gefahrenen Strecken aufzeichnen lassen. Und man kann sich unterschiedliche Strecken anzeigen lassen - je nach Fahrradtyp und Fahrstil. Der BikeCityGuide lässt sich auch offline nutzen, das Kartenmaterial kommt vom OpenStreetMap-Projekt (OSM), erstellt in freiwilliger Mitarbeit von vielen.

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Ein Mobiltelefon mit einer speziellen App für Fahrradnavigation in der Großstadt.

(Foto: dpa)

Eine Alternative zur Smartphone-App sind spezielle Navi-Geräte wie der Radcomputer Edge 810 von Garmin. Diese sind besonders gut für den Outdoor-Einsatz geeignet, allerdings mit einem Preis ab 400 Euro auch deutlich teurer.

"Wir sind da!"

Die Förderung des Radverkehrs habe viele Facetten, sagt von Rauch. Neben Verbesserungen in der städtischen Infrastruktur oder der Beschilderung von Radwegen seien Informationen zur Orientierung in der Stadt ein wichtiger Beitrag. Beim ADFC in Hamburg sagt Lau, Radler-Apps könnten für einen höheren Radverkehrsanteil in den Städten sorgen, wenn sie das Radfahren in der Stadt attraktiver und facettenreicher machten. "Um diesen signifikant zu erhöhen, braucht es allerdings andere Maßnahmen. Und vor allem den ernsthaften politischen Willen zur Förderung des Radverkehrs und zu einer Verkehrswende in den Städten." Ein Tempolimit von 30 km/h und autofreie Städte seien beispielsweise wünschenswert.

Der BikeCityGuide veranschlagt für die Radfahrt zum Wannsee 62 Minuten. Die Software kennt auch alle Waldwege und ist geduldig: Wenn der Radler spontan eine andere Route wählt als die vorgeschlagene, wird einfach eine neue Strecke berechnet. Am Ziel sagt die Navi-Stimme: "Wir sind da!" Und das stressfrei.

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