NAIAS Detroit:Fisch fährt mit

GAC mit seinem Konzept auf der Auto Show Detroit

Das Witstar Concept des Herstellers GAC auf der North American International Auto Show (NAIAS).

(Foto: dpa)

Futuristisches Design samt Flügeltüren, auffällige Lichteffekte - das alleine genügte einem chinesischen Unternehmen nicht. Auf der Automesse in Detroit stellte es einen selbstfahrenden Wagen vor - mit einem besonderen Extra.

Von Kathrin Werner, Detroit

An ihm kommt keiner vorbei: Das Unternehmen GAC Group aus Guangzhou in China hat sein Vorzeigeauto vor die Eingangstür der Automesse platziert. Und was für ein Auto! Der Witstar ist ein Elektro-SUV mit gewaltigen Flügeltüren, fast die kompletten Flanken des Autos klappen nach oben wie Albatros-Schwingen. Der Kühlergrill, die Felgen und das Armaturenbrett leuchten türkisfarben, an den Seiten blinkt manchmal ein meterlanges Muster türkisfarben auf, das an einen Computerchip erinnert. An den Seiten der Sitze funkeln Hunderte Lichter wie der Sternenhimmel - in türkis. Und in der Mitte der Rückbank schwappt Wasser und blubbern die Luftblasen in einem fest installierten Armlehnen-Aquarium, inklusive bunter Plastikfische. Es ist ein Kulturschock auf vier Rädern.

Abgesehen von Beleuchtung und Aquarium, erinnert das Design mit den schmalen Scheinwerfern und den Flügeltüren stark an das Model X. Das ist der SUV, den der Elektroauto-Pionier Tesla aus Kalifornien von nächsten Sommer an verkaufen will - natürlich auch in China, dem größten Automarkt der Welt. Die Wirtschafts-Website Business Insider hat das chinesische Unternehmen prompt zum "Tesla-Killer" ernannt. Witstar ist ein Konzeptmodell, also noch nicht marktreif, aber GAC hat große Pläne.

"Unser größtes Ziel für 2015 ist, unsere Produkte zu Verbrauchern in die Welt zu bringen und so die Grundlage zu legen, GAC Motor zu einer chinesischen Weltklasse-Top-Marke zu machen", sagt Wu Song, der Chef der Pkw-Sparte des Konzerns. Die Pressemitteilungen verfasst das Unternehmen in leicht krummem Englisch, die Internetseite sieht aus, als habe man sie mit der Schreibmaschine getippt, und Wu tritt in Detroit nur mit Übersetzer auf. Aber die Zahlen sind beeindruckend: Seit 2011 hat sich das Unternehmen nach eigenen Angaben verzehnfacht, im vergangenen Jahr habe es 116 800 Autos der eigenen Marken Trumpchi und Gonow verkauft. Bis 2020 sollen es eine Million werden. Insgesamt kommt der Konzern auf 1,2 Millionen Fahrzeuge, größtenteils produziert in Gemeinschaftsfirmen mit Honda, Toyota, Fiat und Mitsubishi unter deren Marken.

Inside The 2015 North American International Auto Show (NAIAS)

Als Mittelarmlehne auf der Rückbank dient ein Aquarium, inklusive Fischen.

(Foto: Bloomberg)

In den nächsten fünf Jahren will GAC insgesamt 20 eigene Modelle entwickeln

Ab 2017 will Wu Autos in Nordamerika verkaufen. In den nächsten fünf Jahren will er 20 Eigenmarken-Modelle auf den Markt bringen. Darunter Witstar. Das Auto hat nicht nur ein fesches Design, sondern auch eindrucksvolle Daten: Der SUV soll autonom fahren können, gesteuert vom Autopiloten mit GPS und Infrarotkameras, und mit einem Hybridelektromotor 160 km/h schaffen. Die türkisfarben leuchtenden Vordersitze lassen sich drehen, so dass sich die Insassen gegenüber sitzen, steuern muss ja niemand. 100 Kilometer lang fährt er elektrisch, dann setzt ein Benzinmotor mit zwei Litern Verbrauch je 100 Kilometer ein.

Wen man auch fragt in der westlichen Autoindustrie, niemand glaubt, dass es GAC schafft, den Witstar so auf den Markt zu bringen. Wu lässt sich nicht beirren: "Wir werden mit massiven Investments Autos mit alternativen Antrieben entwickeln, um der Menschheit Vorteile zu bringen." Chinesische Marken haben es im Ausland schwer, und auf der Automesse in Detroit war GAC das einzige Unternehmen aus China. Selbst die Chinesen kaufen lieber Autos aus dem Westen: 2014 ist der Marktanteil heimischer Marken in China bei Mittelklassewagen auf 22 Prozent gefallen, deutsche Hersteller kommen auf 27 Prozent. "Wir freuen uns, das Image von chinesischen Produkten als 'niedrige Qualität zu niedrigen Preisen' zu wandeln", so GAC. Zum Beweis listet das Staatsunternehmen diverse Preise auf, von denen aber in Detroit kaum jemand gehört hat. Etwa den "Xuanyuan Award" der chinesischen Autoindustrie und den "2014 China Science and Technology in Automobile Industry"-Preis. "Wir sind sehr sicher", sagt Wu, "dass GACs Eigenmarken-Fahrzeuge gegen Rivalen mit großen Namen weltweit wettbewerbsfähig sein werden."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: