Nahverkehr:In Zukunft ohne Fahrer

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(Foto: Uli Deck/Karlsruher Verkehrsverbund)

Die Turmbergbahn in Karlsruhe ist eine der ältesten Bergbahnen in Deutschland. Vom Jahr 2020 an wird sie für 16 Millionen Euro komplett modernisiert.

Von Marco Völklein

Mit einer Geschwindigkeit von zwei Metern pro Sekunde geht es den Berg hinauf, auf einer Streckenlänge von 315 Metern über windet die Turmbergbahn in Karlsruhe-Durlach binnen drei Minuten Fahrzeit etwa 100 Höhenmeter. Die maximale Steigung beträgt 36 Prozent. Wer oben aussteigt aus den gelb-rot lackierten Waggons, hat einen tollen Blick über das Rheintal, die einstige Residenzstadt und bei schönem Wetter bis in den Pfälzer Wald. Im Mai 1888 fuhr die Turmbergbahn erstmals auf den Durlacher Hausberg, sie ist damit eine der ältesten, noch fahrbereiten Standseilbahnen Deutschlands.

In den kommenden Jahren allerdings wird die alte Bahn komplett erneuert. Und nicht nur das: Die Strecke wird an ihrer Talstation um etws mehr als 200 Meter verlängert und erhält damit einen direkten Anschluss an das Karlsruher Straßenbahnnetz. Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwägen oder ältere Menschen mit Rollatoren können dann barrierefrei von der Tram- in die Bergbahn umsteigen. Die bisherige Talstation soll aufgegeben werden.

16 Millionen Euro stecken die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) in das Projekt. Das Unternehmen hofft, einen Großteil der Kosten über Fördertöpfe des Landes und des Bundes zu bekommen. Los gehen soll der Umbau im Jahr 2020, die Bauzeit schätzen die Ingenieure auf zwei Jahre. Geplant ist ein automatisierter Betrieb. Auf Fahrer, die heute noch den Betrieb steuern, wollen die VBK künftig verzichten. "Dadurch können wir auch die Nutzungszeiten deutlich ausweiten", heißt es.

Es ist nicht der erste Generalumbau der alten Bahn. Bis in die Sechzigerjahre wurde die Anlage mit Wasserballast betrieben. Je nach Anzahl der Passagiere wurde dabei an der Bergstation Wasser in einen Behälter im talwärts fahrenden Wagen gefüllt. Damit war dieser schwerer als sein bergwärts fahrendes Gegenstück, die beide per Drahtseil und Umlenkrolle verbunden sind. Der dank des Wassers schwerere Wagen zog so nur unter Ausnutzung der Schwerkraft den anderen nach oben. An der Talstation angekommen, wurde das Wasser wieder abgelassen. 1966 wurde die Bahn komplett erneuert, seither treibt ein Elektromotor die Bahn an. Nach dem Wasserballast-Prinzip indes arbeitet heute in Deutschland nur noch eine Bahn: die Nerobergbahn in Wiesbaden. Die wurde übrigens ebenfalls 1888 erstmals in Betrieb genommen, allerdings gut vier Monate später als die Turmbergbahn.

© SZ vom 18.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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