Nahverkehr:Brückenschlag

Trambrücke Kehl

Noch läuft der Probebetrieb über die neue Straßenbahnbrücke in Kehl. Vom 29. April an soll die Linie D die badische Stadt mit Straßburg verbinden.

(Foto: Uli Deck/dpa)

Eine Straßenbahn verbindet künftig das französische Straßburg mit dem deutschen Kehl. Beide Städte hoffen so, brachliegende Flächen aufzuwerten - und den Autoverkehr zumindest ein bisschen einzudämmen.

Von Tanja Koch

Zur Uni oder zur Arbeit pendeln, Freunde besuchen, Einkaufen in der Galeries Lafayette - Gründe, um vom deutschen Kehl hinüber ins französische Straßburg zu fahren, gibt es sicher viele. Das geht bald sogar umweltschonend und ganz ohne Stau. Denn vom 29. April an wird zwischen den Städten eine Straßenbahn rollen. Statt an der Haltestelle Aristide Briand auf der französischen Rheinseite startet die Straßburger Tramlinie D dann am Bahnhof im badischen Kehl. Die Züge sollen je nach Tageszeit alle zwölf bis 30 Minuten rollen. Eine weitere Verlängerung bis zum Kehler Rathaus soll 2018 fertiggestellt werden.

Schon im Sommer 1999 plante der Straßburger Oberbürgermeister Roland Ries zusätzlich zur grenzübergreifenden Landesgartenschau noch ein weiteres deutsch-französisches Projekt: die Ausweitung des Straßenbahnnetzes über den Rhein. Die Verlängerung der Linie D sollte das sozial schwache Rheinhafenviertel aufwerten, 20 000 dort neu geplante Wohnungen erschließen - und zugleich einen weiteren Brückenschlag über den Rhein realisieren. Auf deutscher Seite kam die Idee gut an: Denn auch Kehl will auf lange Sicht ehemalige Gewerbe- und Zollareale entlang des Rheins zu Wohnvierteln umwidmen sowie durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs den Autoverkehr reduzieren. Zudem knüpfte die Idee auch an eine alte Tradition an: Bereits vom Jahr 1898 an bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg hatten Straßenbahnen die beiden Kommunen miteinander verbunden.

Zunächst aber erhielt Ries' Projekt einen herben Dämpfer: Der OB wurde nach wenigen Jahren aus dem Amt gewählt, die Tram über den Rhein auf Eis gelegt. Erst mit Ries' Wiedereinzug ins Straßburger Rathaus 2008 konnte der Sozialist seine Idee verwirklichen. Damit aber endeten die Herausforderungen nicht: Denn die Bauarbeiten waren ungewöhnlich teuer, die Finanzierung blieb zunächst umstritten. Auf etwa drei Kilometern Länge mussten gleich zwei Brücken gebaut werden - eine über den Rhein sowie eine über das Vauban-Becken auf französischem Boden. Die Baukosten von 107 Millionen Euro teilten sich die beiden Städte nach dem Territorialprinzip: Die Partner bezahlen ihren Streckenabschnitt bis zum Rhein, die Brücke über den Fluss finanzieren sie gemeinsam. So kommt der Kehler Anteil auf 42,8 Millionen Euro. Bund, Land und die EU unterstützen die Stadt mit insgesamt 27,5 Millionen Euro.

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