Nachruf:Zum Tode von Jörg Reichle

Nachruf: Jörg Reichle leitete mehr als 14 Jahre das Ressort „Mobiles Leben“ der SZ. Dieser Bereich ist heute Teil des erweiterten Ressorts „Reise, Mobilität, Sonderthemen“.

Jörg Reichle leitete mehr als 14 Jahre das Ressort „Mobiles Leben“ der SZ. Dieser Bereich ist heute Teil des erweiterten Ressorts „Reise, Mobilität, Sonderthemen“.

(Foto: Sebastian Hofmann)

Für einen wie ihn war allein der Gedanke, ohne Auto zu sein, ein Albtraum: Jörg Reichle leitete mehr als 14 Jahre lang das Ressort "Mobiles Leben" der SZ. Jetzt ist er im Alter von 65 Jahren nach längerer Krankheit gestorben.

Von Kurt Kister

"Für einen wie mich ist allein der Gedanke, ohne Auto zu sein, ein Albtraum." Diesen Satz schrieb Jörg Reichle im Februar 2013, als er sich einem Selbstversuch unterzog: Der Journalist Reichle, der fast sein gesamtes Berufsleben mit Autos verbrachte, verzichtete vier Wochen lang auf das Auto und schrieb dann für die SZ darüber. Es kam ihm hart an, denn Reichle, Jahrgang 1953, zählte zu jener Generation, in der das Auto noch für viele Männer Statussymbol, Spielzeug oder sogar Objekt der Leidenschaft ist.

Nach Abitur, Bundeswehr und Germanistikstudium in Tübingen absolvierte der Schwabe Reichle ein Volontariat bei der Eßlinger Zeitung, bevor es ihn 1985 nach Stuttgart zog zu auto motor und sport, jener Zeitschrift, die nicht von Bahnfahrern, Radlern oder Tempo-30-Freunden gelesen wird. Von 1990 an arbeitete er bei Auto Straßenverkehr, zuletzt als Chefredakteur.

Als die SZ 2001 ihre damalige Autoseite reformierte und ausbaute, kam Jörg Reichle als der Chef des neuen Ressorts nach München. Er erfand nicht nur den Namen "Mobiles Leben", sondern erweiterte mit seinem Team den Fokus der Berichterstattung erheblich. Zwar wurde immer noch viel über Autos geschrieben, aber Boote und Fahrräder gehörten genauso zum Programm wie Fragen der Verkehrssicherheit oder der Mobilität in der Stadt.

Reichle, der sich selbst immer als Auto-Journalist verstanden hat, war es durchaus bewusst, dass sich einerseits die Zeiten ändern und eine Tageszeitung andererseits kein Fachblatt für Motorsport-Freunde sein kann. Und dennoch waren ihm jene Geschichten die liebsten, in denen er schreiben konnte, wie "der V8 mit seinen 435 PS den teilweise welligen Belag der Passstraße mit Gleichmut nimmt".

Im Oktober 2016 schied Reichle aus der SZ-Redaktion aus. Jetzt ist er im Alter von 65 Jahren nach längerer Krankheit gestorben.

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