Nachhaltiges Pilotprojekt:Mein kleiner grüner Kackbus

Biogas Bus Fäkalien

"Dieser Bus wird mit Ihren Abfällen angetrieben, um eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen."

(Foto: WGO)

Es ist eine schier unendliche Energiequelle: In Großbritannien fährt ein Bus mit Gas, das aus Essensresten und menschlichen Exkrementen hergestellt wird. Das klingt zwar nicht gerade appetitlich, ist dafür aber ökologisch.

Der britische Sinn für schrägen Humor ist hinreichend bekannt. Deswegen dürften die meisten der Fahrgäste, die sich auf den Weg vom englischen Bath zum Flughafen Bristol machten, ein Lächeln auf den Lippen gehabt haben, als sie den Bus bestiegen. Auf dem grünen Fahrzeug, in dem 40 Personen Platz finden, sind Menschen aufgemalt, die gerade auf dem Ort, zu dem auch Könige zu Fuß gehen, ihr Geschäft verrichten. Ein Mann liest Zeitung, eine ältere Frau strickt und eine andere liest ein Buch.

Auf den ersten Blick könnte diese Lackierung wie eine weitere eigenartige englische Angewohnheit wirken, wäre da nicht der Schriftzug auf der Seite des Daches: "Dieser Bus wird mit Ihren Abfällen angetrieben, um eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen." Die eindeutigen Comic-Darstellungen ergeben also durchaus einen Sinn. Statt Diesel wird der Motor mit Bio-Methan betrieben. Das Biogas wird in einer Anlage des Unternehmens Geneco gewonnen, das sich auf "grüne" Energie-Erzeugung spezialisiert hat. Der Personentransporter trägt die Bezeichnung "Poo-Bus", was etwa "Kacke-Bus" bedeutet.

10 000 Menschen sollen den Bus im Monat nutzen

Der Einsatz des Biomülls ergibt Sinn. Knapp 300 Kilometer im Pendelverkehr kann das Gefährt mit einer Tankfüllung zurücklegen. Das entspricht den jährlichen "Abfallprodukten" von fünf Menschen. Auch der Zeitpunkt des Projekts ist gut gewählt: Im kommenden Jahr wird Bristol die "Grüne Hauptstadt Europas". Collin Field, Technischer Direktor der Bath-Bus-Gesellschaft, sagt über das Einsparpotenzial des grünen Busses: "Etwa 10 000 Menschen werden diesen Pendelservice jeden Monat nutzen."

75 Millionen Kubikmeter Fäkalien und 35 000 Tonnen Essenreste, die aus privaten Haushalten und von Lebensmittelproduzenten stammen, verabeitet die Biogasanlage von Geneco pro Jahr. Laut Berechnungen britischer Wissenschaftler könnte so gewonnenes Biogas knapp zehn Prozent des Energiebedarfs des gesamten Landes abdecken. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen würde dadurch verringert. Und so wird aus dem milde belächelten "Kacke-Bus" ein durchaus interessantes Projekt.

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