Motorradmesse EICMA in Mailand:Flucht nach vorn

Auf der Mailänder EICMA, der wichtigsten Messe der Motorradbranche, versuchen die Hersteller mit vielen neuen Nischenmodellen der Krise zu trotzen. Ein Rundgang in Bildern.

Thilo Koczik

13 Bilder

Motorradmesse Mailand Eicma BMW C 650 GT

Quelle: BMW

1 / 13

Auf der Mailänder EICMA, der wichtigsten Messe der Motorradbranche, versuchen die Hersteller mit vielen neuen Nischenmodellen der Krise zu trotzen.

Schlechte Zahlen, gute Stimmung: Die Roller- und Motorradhersteller scheinen sich langsam aus der Schockstarre zu befreien, in die sie seit Beginn der Zweiradkrise 2008 verfallen sind. Diesen Schluss legt der Rundgang über die Mailänder Eicma nahe, die bedeutendste Ausstellung der Zweiradbranche mit mehr als 1400 Ausstellern und gut einer halben Million erwarteten Besuchern.

Doch der europaweite Rückgang der Zweiradverkäufe von neun Prozent in den ersten neun Monaten 2011 macht deutlich: Die Krise ist noch nicht überwunden, und abgesehen vom Boom-Kontinent Asien ist aus dem Wachstumsmarkt von einst ein Verdrängungsmarkt geworden.

Dieser Erkenntnis begegnen die Zweiradhersteller unterschiedlich. Während die einen auf Kostendämpfung durch Herunterfahren sämtlicher Aktivitäten setzen, investieren andere in die Entwicklung und Eroberung neuer Marktsegmente.

Im Bild: BMW C 650 GT

Motorradmesse Mailand Eicma BMW C 600 Sport

Quelle: BMW

2 / 13

Zu letzteren zählt Premiumhersteller BMW, der in Mailand gleich mit zwei Modellen erstmals den Einstieg in das lukrative Segment der Großroller wagt: mit dem sportiven BMW C 600 Sport und dem komfortorientierten C 650 GT (voriges Foto).

Basis beider Modelle ist der gleiche neu entwickelte Zweizylinder-Reihenmotor mit 647 ccm, der mit 60 PS bei 7500 Touren und stufenloser Kraftübertragung per integriertem CVT-Getriebe ein echter Kraftprotz ist.

Sport wie GT profitieren von der Motorradentwicklung, die ihnen Upside-down-Gabel, ABS und Einarmschwinge beschert. Aus dem Rollerbereich stammen die ...

Im Bild: BMW C 600 GT

Motorradmesse Mailand Eicma BMW C 600 Sport

Quelle: BMW

3 / 13

...großen Staufächer und das luxuriöse Ambiente. Die Markteinführung ist für Ende März 2012 geplant.

Dann treffen die Bayern auf den nicht nur optisch gründlich überarbeiteten Platzhirsch des sportlichen Rollersegments, den ...

Im Bild: BMW C 600 GT

Mailand Motorradmesse Eicma Yamaha TMax

Quelle: Yamaha

4 / 13

... den Yamaha TMax. Ein größerer Motor mit 530 ccm Hubraum bringt ihm eine Leistungsausbeute von 46 PS. Neu ist auch der Endantrieb per Zahnriemen.

Zusammen mit Änderungen am Alu-Chassis beträgt das Leergewicht des serienmäßig mit ABS ausgestatteten TMax 221 Kilo. Zum Vergleich: Der BMW C 600 Sport wiegt 249, der GT 261 Kilo.

Im Bild: Yamaha TMax

Mailand Eicma Kymco MyRoad 700

Quelle: Kymco

5 / 13

Erstmals mischt mit dem Kymco MyRoad 700 ein Asiate in der Roller-Oberklasse mit. Sein hochmoderner Paralleltwin leistet beachtliche 59 PS, die es jedoch mit 292 Kilogramm aufnehmen müssen. ABS, Komfort und viel Stauraum sind hier Pflicht, als Kür bringt der Kymco das erste elektronisch verstellbare Fahrwerk der Rollergeschichte mit - für etwa 8500 Euro.

Pikantes Detail am Rande: Kymco fertigt für BMW den Rollermotor.

Im Bild: Kymco MyRoad 700

Mailand Eicma Motorradmesse Aprilia SRV 850

Quelle: Aprilia

6 / 13

Auch die italienische Marke Aprilia ist neu im Großroller-Geschäft.

Ihr SRV 850 basiert auf dem Gilera GP 800, optisch wie technisch überarbeitet und nun auf mehr Agilität ausgelegt mit einem auf 76 PS erstarktem 90-Grad-V-Motor.

Im Bild: Aprilia SRV 850

Mailand Eicma Motorradmesse Honda Integra

Quelle: Honda

7 / 13

Ein besonders interessanter Neuzugang kommt mit dem Honda Integra aus Japan. Auf den ersten Blick ein typischer Maxiroller, entpuppt sich das Zweirad als Zwitter aus Roller und Motorrad mit viel Stauraum, Windschutz und bestem Sitzkomfort aber motorradähnlichem Fahrwerk inklusive Integral-ABS.

Der Antrieb ist ein auf Ökonomie ausgelegter Reihenzweizylinder mit 670 ccm, der seine 52 PS per Doppelkupplungsgetriebe ans 17-Zoll-Hinterrad liefert.

Im Bild: Honda Integra

Mailand Eicma Honda NC700S

Quelle: Honda

8 / 13

Um diesen Motor und die gleiche Fahrwerksbasis strickt Honda eine Baukastenfamilie mit unterschiedlichen Genen. Neben dem Integra gibt es den unverkleideten Landstraßenroadster NC700S mit der Zugabe eines Helmfachs, wo normalerweise der Tank sitzt. Der letzte ungleiche Drilling heißt NC700X und repräsentiert eine Einsteiger-Enduro.

Beide NC-Modelle verfügen über 48 PS und Sechsganggetriebe, das Doppelkupplungsgetriebe gibt's optional. Angesichts rund 6000 Euro dürften nicht nur Führerscheinneulinge Interesse zeigen.

Bild: Honda NC700S

Mailand Motorradmesse Eicma Triumph Tiger Explorer

Quelle: Triumph

9 / 13

Zweiter Trend neben den Großrollern ist die zunehmende Konkurrenz für den Vorturner im Reiseenduro-Segment, die BMW R 1200 GS.

Triumph lässt dafür die Tiger Explorer mit 1215-ccm-Dreizylindermotor und 137 PS antreten, mit elektronischen Fahrhilfen wie Traktionskontrolle, Geschwindigkeitsregelung und ABS serienmäßig an Bord.

Mailand Eicma Motorradmesse Honda Crosstourer

Quelle: Honda

10 / 13

Honda schickt den Crosstourer mit 129 PS starkem V4-Motor und Kardanantrieb ins Rennen, natürlich mit Integral-ABS und Traktionskontrolle veredelt, wahlweise mit Doppelkupplungsgetriebe.

Mailand Eicma Motorradmesse Ducati Superbike 1199 Panigale

Quelle: Ducati

11 / 13

Unbestrittener Star der Messe ist aber die Ducati 1199 Panigale in typisch italienischem Design mit vielen technischen Innovationen. Ein Leichtmetall-Monocoque löst den typischen Gitterrohrrahmen ab, der neue Supersquadro 90-Grad-V mit Desmodromik kommt auf stolze 195 PS.

Dazu gibt's ein vollständiges MotoGP-Elektronik-Paket mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk, separat vorn und hinten abschaltbarem Sport-ABS, drei Fahrmodi und Ducati Engine Brake Control. Sensationell: das Trockengewicht von nur 164 Kilo.

Kawasaki Versys 1000 Mailand Eicma Motorradmesse

Quelle: Kawasaki

12 / 13

Dritter GS-Gegner ist die große Versys 1000 von Kawasaki. Mit Traktionskontrolle, ABS und zwei Betriebsmodi ausgestattet, bereichert sie die Motorenpalette um einen Reihenvierzylinder, der aus 1043 Kubikzentimetern gute 118 PS erlöst.

Mit 239 Kilo darf sie als Leichtgewicht gelten.

KTM Freeride 350 Mailand Eicma Motorradmesse

Quelle: KTM

13 / 13

Ähnlich ansehnlich fallen die Dreizylindermodelle der ruhmreichen Motorradschmiede MV Agusta aus. Mit dem 126 PS starken Supersportler F3 und der unverkleideten Brutale 675 wollen die Italiener Triumph Konkurrenz machen. Das sollte bei rund 9000 Euro für den Roadster möglich sein.

KTM bietet gemäßigten Endurofreunden die Freeride 350 als Mischung aus Enduro und Trialmaschine mit 23-PS-Viertakt-Einzylinder an. 99,5 Kilo Trockengewicht fördern das Vergnügen.

Autor: Thilo Koczik

© SZ vom 14.11.2011/gf
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: