Motorradjacke mit Airbag:Lebensrettender Luftsack für Biker

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Motorradweste mit integriertem Airbag: im Bild das aktivierte D-Air-System.

Für Biker gibt es jetzt den Airbag zum Anziehen: Ein italienischer Bekleidungshersteller stattet Jacken und Westen mit dem lebensrettenden Luftsack aus. Allerdings ist die Schutzkleidung noch sehr teuer.

Von Thilo Kozik

Airbags gehören im Auto zu den unverzichtbaren Sicherheitsmerkmalen. Nach dem Anschnallgurt sind sie der zweitwichtigste Lebensretter bei schweren Unfällen. Bis auf eine einzige Ausnahme mussten Biker bisher auf die zusätzliche Knautschzone verzichten. Gerade bei Kollisionen mit dem Zweirad könnte der Luftsack jedoch viele Leben retten.

Die Honda Goldwing ist bislang das einzige Modell mit eingebautem Airbag. Platzprobleme, hohe Kosten und die Verschiedenartigkeit der Unfälle verhinderten eine flächendeckende Einführung. Der italienische Bekleidungsspezialist Dainese aus Vicenza zäumt das Ross andersherum auf, indem er nicht das Motorrad, sondern den Fahrer mit einem Airbag ausstattet. Dabei können die Italiener auf langjährige Erfahrung aus dem Rennsport zurückgreifen: Profis wie Valentino Rossi oder Stefan Bradl gehen schon lange mit einem speziellen Airbagsystem in der Maßlederkombi an den Start. MotoGP-Star Stefan Bradl: "In den letzten drei Jahren bin ich rund 15-mal gestürzt und war jedes Mal heilfroh, aufgrund des D-air-Systems stets glimpflich davongekommen zu sein."

Zentralcomputer gibt Zündbefehl

Diese Technologie bringen die Italiener nun für Ottonormalfahrer in einer Jacke und als Weste zum Überziehen auf die Straße. Allerdings bei grundverschiedenen Voraussetzungen: Während auf der Rennstrecke die Piloten vor allem vor den Folgen eines Rutschers geschützt werden müssen, sind im öffentlichen Straßenverkehr seitliche und frontale Zusammenstöße bedeutsamer. Das erfordert einen raffinierteren Algorithmus und sensiblere Sensoren, die darüber hinaus mit vielfältigeren Fahrsituationen wie Straßenzustand, Wetter und Fahrtdauer zurechtkommen müssen.

Das D-air-Street-System funktioniert kabellos, das erfordert einige zusätzliche Komponenten am Motorrad: So werden eine elektronische Steuereinheit mit Hard- und Software sowie mehrere Beschleunigungsmesser notwendig, die unter der Sitzbank und an der Gabel sitzen. Über eine Funkverbindung kommuniziert die Steuereinheit am Motorrad ständig mit dem Fahrer/Beifahrer. Bei Erkennen einer typischen Unfallsituation durch einen plötzlichen Impuls gibt der Zentralcomputer den Zündbefehl. Der Airbag setzt sich aus einem Druckluftsystem mit Kaltgasgeneratoren und einem Zwölf-Liter-Airbag in patentierter 3D-Struktur zusammen. Innerhalb von 45 Millisekunden umhüllt er im Ernstfall Schlüsselbeine, Rücken und Brustkorb noch vor dem ersten Aufprall. Dazu ergänzen ein Rücken- und Brustprotektor das System.

Jacke kostet 1540 Euro

Chefentwickler Vittorio Cafaggi hat mehr als ein Jahrzehnt am D-air-Projekt gearbeitet: "Das System schützt wie eine Art Außenskelett den Brustkorb und lebenswichtige Organe, die Wirbelsäule und begrenzt extreme Halsbewegungen." Tests nach den geltenden europäischen Standards für den Schutz der Wirbelsäule (EN 1621.2) haben beispielsweise ergeben, dass D-air Street die einwirkenden Kräfte im Vergleich zu einem herkömmlichen Rückenprotektor um bis zu 75 Prozent verringern kann.

Das System eignet sich sowohl für den Fahrer als auch für den Beifahrer, ist jedoch nicht ganz billig: Das M-Kit für das Motorrad kostet 459 Euro, eine Überziehweste mit Airbag 749 Euro, die Goretex-Jacke kommt auf 1540 Euro.

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