Motorrad-Markt:Lockrufe für Einsteiger

Yamaha YZF-R3

Die Yamaha YZF-R3 ist der Neuzugang unter den sportlichen 300er-Maschinen.

(Foto: Yamaha Motor)

Im günstigen 300er-Segment finden sich immer mehr echte Motorräder. Für die Kleinen sprechen Alltagsnutzen, Preiswürdigkeit und jede Menge Fahrspaß. Und sie können mit dem A2-Führerschein gefahren werden.

Von Thilo Kozik

Die Motorradwelt wird gerne in Kategorien eingeteilt. Da gibt es den klassischen Roadster, die Supersportler, Tourendampfer und die alles überragenden Reiseenduros mit der BMW R1200GS als bestverkauftem Modell in allen wichtigen Märkten. Besondere Aufmerksamkeit genießen naturgemäß die leistungsstarken und mit neuer Technik vollgestopften Vorzeigemodelle wie die neue italienische supersportliche Ducati 1299 Panigale. Solche Modelle sind Hingucker, aber selten Verkaufsschlager: Viele Motorradbegeisterte haben zu viel Respekt vor den hyperstarken Motoren, können sich die mehr als gesalzenen Preise nicht leisten oder besitzen einfach keinen Führerschein für diese Leistungsklassen.

Vor allem Letztere verdienen Beachtung, denn es gibt immer mehr jüngere Einsteiger - sei es mit dem ab 16 Jahren möglichen 125er-Führerschein A1 oder der A2-Lizenz, mit der ab 18-Jährige Motorräder mit einer Leistung von maximal 48 PS fahren dürfen samt einer erleichterten Aufstiegsprüfung in die offene A-Klasse. Reiner Brendicke, Geschäftsführer des Industrieverbands Motorrad (IVM): "Seit 2012 beobachten wir einen positiven Trend der Führerscheinzahlen, der ungebrochen anhält." Sehr zur Freude der Industrie sei auf diese Neuzugänge Verlass. "Wer heute den vergleichsweise teuren Motorradführerschein macht, bleibt auch dabei", meint Brendicke und zeichnet damit eine positive Zukunft für die Branche.

Die Führerschein-Neuregelung gilt seit Anfang 2013, was zu einem sprunghaften Anstieg der neu zugelassenen Motorräder mit 48 PS geführt hat: Von 2012 auf 2013 stieg die Zahl der Neuzulassungen in dieser Leistungsklasse um mehr als das Doppelte. Von dieser Entwicklung wurde die Zweiradindustrie einigermaßen überrascht, denn zunächst bestand das Angebot für diese Klasse im Wesentlichen aus Modellen mit weitaus stärkeren Motoren, die mehr oder weniger gelungen auf 48 PS gedrosselt werden mussten - was mitunter der Fahrfreude abträglich war.

300er-Motorräder mit vielen Vorteilen

Doch inzwischen haben viele Hersteller reagiert und Motorräder speziell für diese untere Mittelklasse entwickelt - mit Motoren, die aus etwa 300 Kubikzentimetern eine Maximalleistung von gut 40 PS schöpfen, leichten Gewichten, von denen die großen Motorräder nur träumen können, und einer Optik, die diesen in nichts nachsteht. Und das zu Preisen, die zum Teil nur ein Drittel der großen Bikes betragen. Kein Wunder also, wenn diese untere Mittelklasse gut ankommt: Die Neuzulassungen in der Hubraumklasse von 250 bis 499 Kubikzentimeter stiegen von 2012 auf 2013 von 3977 auf 6463 Einheiten, und 2014 bedeuteten 7925 Motorräder dieser Klasse einen Zuwachs von 22,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

"Das attraktive Angebot mit speziellen Modellen für die zumeist jüngere Kundschaft ist mit ein Grund für die gewachsene Popularität der neuen 300er-Klasse", ist sich Reiner Brendicke sicher. Sportlichkeit wird hier großgeschrieben, und dem huldigen die Anbieter mit vollverkleideten Supersportlern und sportiven Landstraßenroadstern.

Im Stile der stärkeren Geschwister

KTM RC 390

Die 44 PS starke KTM RC 390 ist eines der stärksten Motorräder im 300er-Feld.

(Foto: KTM)

An den Start des 300er-Zulassungsrennens hat Honda die CBR300RR geschickt; für 4790 Euro bieten die Japaner einen flüssigkeitsgekühlten Einzylindermotor mit 286 cm³ Hubraum und 31 PS Leistung. Kawasaki setzt auf die Ninja 300 im klassisch-grünen Gewand. Der 296 cm³ große Reihenzweizylinder bringt es immerhin auf 39 PS, für die gute Ausstattung unter anderem mit Anti-Hopping-Kupplung sind 5495 Euro einzukalkulieren. Auch KTM mischt mit der RC390 kräftig mit, die sogar als Basismotorrad im ADAC Junior Cup eingesetzt wird. Die mit orangefarbenem Gitterrohrrahmen versehene, auffällige Maschine kostet 5595 Euro. Ihr Einzylinder mobilisiert stolze 44 PS.

Jüngster Neuzugang der 300er ist die Yamaha YZF-R3 für 5395 Euro mit rassiger Optik im Stile des Vorzeigesportlers YZF-R1. Unter der knappen Verkleidung sorgt ein speziell entwickelter Antrieb für Vortrieb: Der flüssigkeitsgekühlte Reihenzweizylinder mit 321 cm³ Hubraum leistet maximal 42 PS und knapp 30 Newtonmeter Drehmoment, die harmonisch über das gesamte Drehzahlband produziert werden. Dabei bietet sie auch Menschen mit Normalmaß bequeme Unterbringung, bei der man sich längst nicht so zusammenfalten muss wie bei den echten Supersportlern. In dieser Klasse steht eben nicht der Rennstreckeneinsatz im Vordergrund, sondern der Alltagsbetrieb, und dafür braucht es großzügigere Platzverhältnisse. Bei 169 Kilo fahrfertigem Gewicht und schmalen Reifendimensionen fällt die Beherrschung leicht, auf kurvigen Landstraßen überzeugt die R3 mit bestechender Handlichkeit. Übrigens: Alle hier erwähnten 300er sind serienmäßig mit einem ABS ausgestattet.

Roadster mit der Technik von Sportmotorrädern

"In jüngster Zeit haben wir beobachtet, dass die Motorräder der unteren Mittelklasse verstärkt als Alltagsfahrzeuge eingesetzt werden, der Wendigkeit wegen", beschreibt Brendicke einen weiteren Trend. Dafür bieten sich die Führerschein-A2-tauglichen Roadster an mit ihrem ebenfalls sehr geringen Gewicht und aufrecht-bequemer Körperhaltung. Kawasaki und KTM haben hier mit der Z300 und der Duke390 zwei attraktive Angebote. Mit 5195 Euro kostet die Kawa etwas weniger als die Supersport-Schwester Ninja, ist technisch aber identisch. KTM komplettiert mit der 390er die hauseigene Duke-Baureihe, die sich eine eigene, landstraßenspezifische Identität gegeben hat. Auch hier entspricht die technische Basis dem 390er-Schwestermodell.

Man braucht kein Prophet zu sein, um der 300er-Klasse auch in diesem Jahr satte Zuwächse zu prognostizieren. Dafür sprechen Preiswürdigkeit, Fahrspaß und Beherrschbarkeit. Das Einzige, was jetzt noch fehlt, wäre vielleicht eine 300er-Reisenduro, quasi eine kleine GS. BMW arbeitet ja bekanntlich an kleineren Hubräumen.

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