Kawasaki Z 900 RS:Unterwegs auf einer Legende

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Kawasaki Z 900 RS kostet 12 545 Euro - mit ABS, einstellbarer Dämpfung, Anti-Hopping-Kupplung und Traktionskontrolle. (Foto: Kawasaki)

Die Kawasaki Z 900 RS ist ein Motorrad mit zeitgemäßer Technik und klassischer Optik - und verkauft sich seit Jahren gut. Warum eigentlich? Unser Autor ist der Frage mal nachgegangen.

Von Peter Ilg

Strahlender Glanz zieht Menschen an, irgendwie. "Entschuldigung", fragt der Passant auf dem Marktplatz von Freudenstadt. "Welches Baujahr hat denn dieses Motorrad?" Nach einer Ausfahrt über die Schwarzwaldhochstraße, eine der schönsten Zweiradrouten Deutschlands, steht die Kawasaki Z 900 RS nun bei herrlichem Wetter auf dem riesigen Platz, der auf Geheiß eines württembergischen Herzogs angelegt worden war. Das grüne Lackkleid der Kawasaki reflektiert die Sonnenstrahlen in alle Himmelsrichtungen. "Erstmals zugelassen wurde sie im Februar dieses Jahres", ist die Antwort.

Der Mann auf dem Marktplatz kann es kaum glauben. Seine Augen glänzen, als er dann von früher berichtet, von 1972, als die Kawasaki 900 Z1 herauskam, die Urahnin des aktuellen Modells. Damals war er ein junger Kerl und die Maschine das schnellste Motorrad seinerzeit. So etwas vergisst ein Motorradliebhaber nicht. "Die Optik ist verblüffend ähnlich, wie beim Motorrad von früher", sagt er. "Und die Technik wohl modern?"

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Biker sind meist ältere Herren

Seine Vermutung stimmt. Optisch ist die Kawasaki von heute ganz nah am Original von vorgestern, technisch trennen sie fast 50 Jahre. Denn zeitgemäße Technik in klassischer Optik verpackt - das verkauft sich gut. Mit einem Marktanteil von 29 Prozent führt das Segment Klassiker die Rangliste der meistverkauften Motorräder in Deutschland 2020 an. Dieser Heritage-Trend liegt im Wesentlichen am zunehmenden Alter der Motorradfahrer. Der Durchschnittsbiker in Deutschland ist zwischen 50 und 59 Jahre alt und sitzt auf einem Klassiker oder einer Enduro. Und er hat mit dem jungen und dynamischen Hardcore-Biker aus der Werbung der Motoradhersteller meist nur wenig zu tun.

Und die mögen am liebsten, was sie kennen, worauf sie bequem sitzen und was souverän klingt. Allen voran die Kawasaki Z 900 RS. Die Japaner brachten das Motorrad 2018 auf den Markt, zum Jahresende lag sie auf Platz zwölf der meistverkauften Motorräder in Deutschland - mit einem Design aus den Siebzigerjahren. Was also macht den dauerhaften Erfolg dieses Modells aus?

Peinliche Optik? Das zeichnet eher andere Modelle aus

Da ist zum einen die Optik. Die Z 900 RS ist zeitlos gezeichnet. Sie symbolisiert eine Welle, beginnend beim tropfenförmigen Tank, der sich zur Sitzbank hin senkt, auf ihr aufsteigt und in den hochragenden Entenpürzel mündet.

Die RS ist somit eine authentische Hommage an eine Maschine, die Geschichte schrieb. Sie ist nicht peinlich wie andere Versuche auf zwei Rädern, die Vergangenheit aufleben zu lassen. Und sie bringt zu Ende, was unvollkommen begann: Die 900 Z1 war zwar verdammt schnell, aber auch lebensgefährlich. Als sie auf den Markt kam, war das Fahrwerk erbärmlich und die Bremse überfordert. Das ist beim aktuellen Modell anders: Die Z 900 RS bricht zwar keine Beschleunigungs- und Geschwindigkeitsrekorde mehr, hat aber ein Fahrwerk und Bremsen, die der Motorleistung ebenbürtig sind. Sie ist eine harmonische Einheit aus Design und Technik.

Die Sitzposition ist zudem aufrecht und entspannt. Druck auf die Handgelenke kommt nur dann auf, wenn scharf abgebremst wird und der Oberkörper sich nach vorne neigt durch die eintauchende Gabel. Fahrer und Sozia sitzen bequem auf der breiten, gut gepolsterten Sitzbank, auf der man beim Gas geben einsinkt und aufsteigt beim Schließen des Gashahns. Ein bemerkenswertes Fahrgefühl für den Bauch.

Beim ersten Starten des wassergekühlten Vierzylindermotors überrascht das tiefe Grollen. Bei 900 Kubikzentimeter Hubraum erwartet man eher hohe Töne. Dass die RS anders klingt, liegt am Sound-Design von Kawasaki, das die Japaner erstmals bei diesem Modell eingesetzt haben. Das Ergebnis ist ein dumpfer Klang.

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Das Motorrad bringt 215 Kilogramm auf die Waage und sieht schwerer aus, als es ist. Das liegt an seiner stabilen Bauweise. Dafür fährt es überraschend wendig. Der Motor leistet 111 PS und hat ein maximales Drehmoment von knapp 100 Newtonmeter bei 6500 Umdrehungen pro Minute. Diese Leistungsdaten zeigen: Es geht nicht um Höchstgeschwindigkeit, sondern um Durchzug.

Fürs Heizen auf dem Highway ist die Maschine nicht gedacht

Der Anzug aus dem Drehzahlkeller ist imponierend. Zu zweit geht es zügig vorwärts. Die Gänge lassen sich absolut präzise schalten. Bis um die 160 Kilometer pro Stunde macht das Motorrad unbändigen Spaß, weil es jede Situation beherrscht. Bei höherem Tempo aber wird es ungemütlich, weil der Fahrtwind frontal auf den Fahrer trifft. Fürs Heizen auf dem Highway ist die Kawa auch nicht gedacht.

Erfreulich ist zudem der Spritverbrauch, der bei mehreren Testfahrten mit zwei Erwachsenen samt Gepäck und zügiger Fahrweise bei 5,6 Liter auf 100 Kilometer lag. Zudem kommt die Kawasaki Z 900 RS mit ABS, einstellbarer Dämpfung, Anti-Hopping-Kupplung, Traktionskontrolle und einer Anzeige für wirtschaftliche Fahrweise. Das alles gehört zur Serienausstattung und ist im Preis von 12 545 Euro inbegriffen. "Wissen Sie", erzählt der Herr aus Freudenstadt zum Schluss des Gesprächs, "ich wollte mir die Z1 damals kaufen, aber meine Eltern waren dagegen." Vielleicht denkt er jetzt neu über eine Anschaffung nach.

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