Süddeutsche Zeitung

Motorrad-Fahrbericht BMW:Umgängliche Rakete

Lesezeit: 2 min

199 PS und Hightech-Fahrwerk: Die überarbeitete BMW S 1000 RR ist wahnsinnig schnell, aber trotzdem leicht zu bändigen - wenn der Fahrer die nötigen Voraussetzungen mitbringt.

Von Thilo Kozik

Die Fachwelt zweifelte am Sinn des ersten BMW-Vierzylinder-Racers. Doch die Untätigkeit der damals dominierenden Japaner in diesem Segment spielte BMW in die Karten. Kein Wunder, dass die S 1000 RR auf Anhieb zum beliebtesten Supersportler wurde.

Fünf Jahre und ein Modellupdate später legen die Bayern mit einer rundum modifizierten S 1000 RR kräftig nach: Die Neue ist noch leichter und stärker, und durch die Zugabe elektronischer Fahrhilfen noch fahrerfreundlicher geworden. In Zahlen bedeutet das: Das Bike wiegt nun vollgetankt vier Kilo weniger als der Vorgänger (204 kg), die Leistung stieg um sechs auf 199 PS (146 kW) bei optimiertem Drehmomentverlauf.

Trotz einiger Designretuschen bleibt die Neue auf Anhieb als Doppel-R erkennbar. Irritierend ist für Unbedarfte auch weiterhin der Blick auf die zahlreichen Hebel, Tasten und Anzeigen im LCD-Instrument. Tatsächlich erfordern die Einstellungs- und Anzeigeoptionen eine umfangreiche Einführung.

Dreistufige Fahrdynamikregelung

Wie zuvor kann die Dynamik über drei während der Fahrt anwählbare Fahrmodi bestimmt werden, die neben der Motorsteuerung den Eingriff von Race-ABS und Traktionskontrolle festlegen. Bei Rain bleiben nur 187 PS übrig, das maximale Drehmoment ist auf 108 statt 113 Newtonmeter begrenzt. Weich und gut kontrollierbar fällt die vollelektronische Gasannahme aus, das serienmäßige Race-ABS regelt für maximale Sicherheit zeitig. Die schräglagenabhängige Traktionskontrolle DTC (Basis ist eine Traktionskontrolle ohne Schräglagenerkennung) greift sehr früh vor der Haftgrenze ein, das ebenfalls optionale semiaktive Fahrwerk DDC sorgt mit einer weichen Dämpfung für guten Fahrbahnkontakt. So fühlt man sich auch auf dem feuchten Geläuf der Rennstrecke Monteblanco nahe Sevilla, wo der Fahrtest stattfand, sehr sicher und ist viel flotter als gedacht mit erstaunlichen Schräglagen unterwegs - deren Maxima werden im Cockpit festgehalten.

Beschleunigungs- wie Bremsmanöver werden immer deftiger, ohne für Schweißausbrüche unterm Helm zu sorgen. Fast könnte man meinen, auf einem Allerweltsmotorrad und nicht mit fast 200 PS am Hinterrad unterwegs zu sein - das Thema Fahrerfreundlichkeit hat die S 1000 RR beeindruckend umgesetzt.

Unbedingt nötig: Körperliche und geistige Fitness

Mehr Dynamik bringen die Fahrmodi Sport und Race mit voller Leistung und direktem Ansprechverhalten sowie milder eingreifenden Regelsystemen. Für fette Striche am Kurvenausgang ist das deutlich gesteigerte Drehmoment zwischen 9000 und 12 000 Touren verantwortlich, in diesem Bereich schiebt die BMW mächtig an, nur um darüber hinaus nochmals nachzulegen. Das verlangt auf der Rennstrecke, aber noch viel mehr im öffentlichen Verkehr nach körperlicher und geistiger Fitness. Eine willkommene Hilfe bietet das verfeinerte teilintegrale Race-ABS. Damit verzögert die BMW-Rakete am Ende der Start-Zielgeraden sicher und zuverlässig aus 270 km/h, auch dank der stabilisierenden Wirkung des automatisch mitbremsenden Hinterrades.

Als Sonderausstattung ist der Fahrmodus Pro implantiert. Damit kann das Bike auf Slicks optimiert werden und bietet im User-Setting eine individuelle Konfiguration aller Parameter. Außerdem gehören eine Launch Control für perfekte Rennstarts, ein einstellbarer Pit-Lane-Limiter (Boxengassen-Begrenzer) und die erwähnte Dynamische Traktionskontrolle DTC mit Schräglagensensor dazu.

Äußerst gelungene Evolution

Eine echte Zubehörempfehlung ist der HP Schaltassistent Pro. Dieser erlaubt nicht nur das Hochschalten bei voll geöffnetem Gasgriff ohne Kupplung, sondern auch das Herunterschalten ohne Kupplungsbetätigung oder Zwischengas. Damit wechselt die BMW äußerst geschmeidig und fast ohne störende Lastwechseleinflüsse die Gänge - das gefällt nicht nur passionierten Rennstreckenfahrern.

Preislich bewegt sich die äußerst gelungene Evolution des bayerischen Reihenvierers auf Vorgängerniveau, das wären rund 17 000 Euro. Da kommen die hier vorgestellten hilfreichen Zusatzoptionen Fahrmodus Sport, das semiaktive Fahrwerk DDC und der Schaltassistent noch hinzu. Sie machen die neue S 1000 RR für Sportsfreunde erst so unwiderstehlich.

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Quelle:
SZ vom 31.10.2014
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