Motorrad:Zurück in der Harley-Welt

Motorrad: Ein völlig neuer Motor, ein Boxer mit 1800 Kubik, dessen zwei Zylinder weit aus der Maschine herausragen - das ist die neue BMW "Concept R 18".

Ein völlig neuer Motor, ein Boxer mit 1800 Kubik, dessen zwei Zylinder weit aus der Maschine herausragen - das ist die neue BMW "Concept R 18".

(Foto: BMW)

Nach langer Abstinenz zeigt BMW einen Entwurf für einen schweren Cruiser. Der soll schon bald auf den Markt kommen.

Von Peter Fahrenholz

Manchmal dauern die Dinge etwas länger. Vor drei Jahren präsentierte BMW auf dem Concorso d'Eleganzia am Comer See, einem Schönheitswettbewerb für Oldtimer aller Art, ein außergewöhnliches Motorrad. Eine puristische Maschine, die an die legendäre R 5 von einst erinnerte. Man fragte sich damals: Ist das nur eine Hommage an die eigene Geschichte oder wird daraus, wie bei anderen Concept Bikes der Münchner, ein Serienmotorrad, und wenn ja, was für eines?

Seit wenigen Tagen weiß man es, und erneut nutzte BMW den Concorso, dessen Schirmherr man seit dem Jahr 2000 ist, um zu zeigen, was aus der Studie von 2016 geworden ist: BMW will zurück ins Cruiser-Segment, zurück also zu den schweren, opulenten Maschinen, bei denen die US-Hersteller Harley-Davidson und Indian den Ton angeben. Das Motorrad "Concept R 18", das am Comer See präsentiert wurde, ist ein radikaler Gegenentwurf zu den schwülstigen US-Kreuzern: ein Motorrad, das alles Überflüssige weglassen will. "Die größte Herausforderung im Motorradbau ist, ohne Abdeckungen alles sichtbar zu machen", sagt Designer Bart Janssen.

In den vergangenen Jahren hat BMW alle möglichen Motorrad-Segmente kräftig ausgebaut. Warum man mit einem Cruiser so lange gewartet hat, hat auch mit der eigenen Geschichte zu tun. Denn Ende der Neunzigerjahre, als die schweren, chromblitzenden Maschinen besonders angesagt waren, hatte BMW schon einmal versucht, in der Harley-Welt, wo eine vorwiegend ältere, kaufkräftige Kundschaft zu Hause ist, Fuß zu fassen. Doch die R 1200 C von damals wurde nicht der erhoffte Erfolg, vor allem in den USA nicht. Die Form sehr eigenwillig, der Motor kein mächtiger V 2, sondern der übliche luftgekühlte Boxermotor - nach wenigen Jahren nahm BMW den Cruiser vom Markt.

Vermutlich zu früh, denn heute ist die Maschine ein Klassiker, für den hohe Preise bezahlt werden. Einer der Hauptgründe war damals der Motor, der mit seinen 1200 Kubikzentimetern mit den mächtigen Triebwerken der Konkurrenz nicht mithalten konnte. Denn für die fetten Cruiser gilt seit jeher das Motto: Hubraum ist nur durch noch mehr Hubraum zu ersetzen.

Also hat BMW für den zweiten Versuch einen völlig neuen Motor entwickelt, einen Boxer mit 1800 Kubik, dessen zwei Zylinder weit aus der Maschine herausragen. Schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 soll sie auf dem Markt kommen, was bedeutet, das die Studie vom Comer See schon sehr nahe an der endgültigen Version ist. Was diese kosten wird, ist noch nicht bekannt, lässt sich aber mit Blick auf die Konkurrenz aus den USA leicht erahnen. Die Preise werden so um die 20 000 Euro beginnen, und nach oben dürfte es kaum Grenzen geben. Denn der neue Big Boxer "schreit nach Customizing", wie BMW-Motorrad-Sprecher Tim Diehl-Thiele sagt. Und Customizing bedeutet, viele edle Teile aus einem vermutlich sehr dicken Zubehörkatalog.

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