Mitsubishi Space Wagon:Die Space-Linie ist erneut ein Stück gewachsen

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Der Wagon verdrängt den Gear als Spitzenmodell / Das Basismodell kostet 45 490 Mark, Allradantrieb 3700 Mark mehr

(SZ vom 21.11.1998) Mitsubishi räumt der Space-Linie mehr Platz im Angebot ein: Der Space Wagon wurde gerade modernisiert, der Space Runner ist 1999 dran, und außerdem wird im kommenden Jahr ein kleiner Space Star zur Modellfamilie stoßen, deren viertes und größtes Mitglied bisher der Space Gear war.

Damit ist jetzt Schluß: Auf der Position des Stammeshäuptlings macht sich künftig der Space Wagon breit, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Mit einer Breite von 1,78 Metern überbietet er den Gear um bemerkenswerte acht Zentimeter, und auch in punkto Länge geht der Vergleich um Schnürsenkelstärke zugunsten des Neulings aus, der sich auf 4,6 Meter gestreckt hat. Nur in der Höhe bleibt er unter der Gear-Vorgabe von 1,86 Metern. Doch das schadet niemand - im Gegenteil: Zum einen ist schon bei 1,69 Metern genügend Luft über dem Scheitel, zum anderen wandert der Fahrzeugschwerpunkt nicht zu weit nach oben, was eine gute Straßenlage garantiert und zum Wohlbefinden der Passagiere beiträgt, weil die Karosserie bei schneller Kurvenfahrt weniger stark ins Schwanken gerät. Sechs Sitze - kleiner Kofferraum

Daß der Wagon sich zum komfortabelsten Vertreter der Space-Abteilung entwickelt hat, hängt aber auch damit zusammen, daß Mitsubishi dem einzelnen Fahrgast viel Fläche zugesteht: Anders als der Space Gear, der bis zu acht Sitze aufweist, ist der Space Wagon als Sechssitzer angelegt, verwöhnt also alle Mitreisenden mit Einzelsitzen und vier von sechs sogar mit Armlehnen. Eng geht es bei voller Bestuhlung nur im Kofferraum zu: Mehr als 240 Liter stehen nicht zur Verfügung, läßt man einmal außer acht, daß bis zu 2,5 Meter lange schmale Gegenstände im Mittelgang Platz finden, der frei begehbar ist, weil der Schalthebel im Instrumententräger untergebracht wurde.

Sind voluminösere Gegenstände zu transportieren, muß ein Teil der Einrichtung weichen. Am schnellsten ist der Freiraum im Heck zu vergrößern, denn die Sitze in der dritten Reihe lassen sich einzeln aus ihrer Verankerung lösen und in die Garage stellen. Die zweite Reihe wird man nicht so einfach los. Man kann sie aber weit nach vorne schieben oder, wenn das nicht reicht, zusammen- und nach vorne klappen. In diesem Fall erhöht sich das Fassungsvermögen des Ladeabteils auf 1930 Liter.

Der wahre Fortschritt beim neuen Mitsubishi-Van steckt indessen weder im variabel möblierbaren Innenraum noch im gebotenen Komfort oder im durchaus harmonisch abgestimmten Fahrwerk, sondern unter der Motorhaube. Anstelle des 2,0-Liter-Vierzylinders mit 83 kW (113 PS), den sich der Space Wagon bisher mit dem Gear teilte, setzt Mitsubishi in der Neuauflage ein hochmodernes GDI-Aggregat ein, also einen jener sparsamen Benziner, bei dem der Kraftstoff direkt in die Brennräume eingespritzt wird. Dieser beeindruckend ruhig laufende 16-Ventiler mit 2,4 Litern Hubraum erzielt bei 5500/min eine Höchstleistung von 110 kW (150 PS) und stellt zwischen 2000 und 5000 Kurbelwellenumdrehungen pro Minute mit 200 bis maximal 225 Newtonmeter durchgängig eine ordentliche Portion Zugkraft bereit: Von derartigen Werten können Space-Gear-Besitzer nur träumen. Sie gebieten über maximal 165 Nm, kommen allenfalls bergab über eine Höchstgeschwindigkeit von 154 Stundenkilometern hinaus (Space Wagon: 150 km/h) und sind beim Beschleunigen aus dem Stand auf 100 km/h immerhin 4,1 Sekunden länger unterwegs als Space-Wagon-Fahrer, die diese Übung in einem Fahrzeug mit Fünf-Gang-Schaltgetriebe nach 10,7 Sekunden absolviert haben.

Weiteren Boden verliert der Space Gear beim Kraftstoffverbrauch, der - trotz der schlechteren Fahrleistungen - gut 30 Prozent über dem des hausinternen Konkurrenten liegt. An diesem Abstand ändert sich selbst dann nichts, wenn man berücksichtigt, daß der für den Space Wagon auf dem Prüfstand ermittelte Durchschnittswert von 9,4 Litern je 100 Kilometer auf der Straße jederzeit um ein bis zwei Liter zu überbieten ist. Daß es im Verkehrsalltag nicht immer leichtfällt und in manchen Situationen sogar unmöglich ist, den Gasfuß im Zaum zu halten, erhöht den Kraftstoff-Durchsatz nämlich nicht nur beim GDI.

Obendrein erfüllt der große Benzin-Direkteinspritzer in den Space-Wagon-Versionen mit Frontantrieb die Vorgaben der D3-Abgasnorm, was die Kfz-Steuer mindert. Um das zu schaffen, verfügt er wie der 1,8-Liter-GDI von Mitsubishi, der sich im Carisma bestens verkauft, zusätzlich zum üblichen Drei-Wege-Katalysator über einen vorgeschalteten Abgasreiniger, der den Stickoxid-Ausstoß - das Problem sparsamer Benziner - in Grenzen hält. Bei der schwereren Space-Wagon-Version mit permanentem Allradantrieb freilich erwies sich diese Technik als nicht wirksam genug, weshalb das Finanzamt keinen Steuernachlaß gewährt, sondern von Anfang an 288 Mark jährlich in Rechnung stellt.

Vielseitige Ausstattung

Überbewerten sollte man diese Mehrkosten nicht, denn gemessen am Space-Wagon-4×4-Anschaffungspreis von 49 230 Mark sind sie ein Klacks. Die Beschränkung auf Frontantrieb senkt allerdings nicht nur den Kfz-Steuersatz, sondern auch den Einstiegspreis um 3740 Mark. Geliefert wird in beiden Fällen die sogenannte Cool-Ausstattung, die über die namengebende Klimaanlage hinaus mit ABS, zwei Front- und Seitenairbags, einer fernbedienbaren Zentralverriegelung, elektrischen Fensterhebern rundum, elektrisch einstell- und beheizbaren Außenspiegeln, Dachreling, Info-Display und einem Sechsfach-Lautsprechersystem aufwartet. Daneben hält Mitsubishi noch die Variante Motion zu 48 690 Mark bereit, die mit elektrisch angetriebenem Glas-Schiebe-Hubdach und Leichtmetallfelgen lockt, und eine Motion-Plus-Ausgabe zu 49 340 Mark, bei der zusätzlich Lenkradkranz und Schalthebelknauf mit Leder bezogen sind und dunkel getönte Fenster den Einblick ins Heck erschweren.

Für Navigationssystem vorbereitet

Das Angebot an Sonderausstattungen beschränkt sich derzeit auf eine Vier-Stufen-Automatik zu 2250 Mark, die nur in Verbindung mit Frontantrieb erhältlich ist, und Metallic-Lackierung (660 Mark). Als dritter Posten wird in Kürze ein von Mitsubishi Electric entwickeltes Navigationssystem hinzukommen, das, einschließlich CD-Spieler und Radio, etwas weniger als 4000 Mark kosten soll. Auch der nachträgliche Einbau ist möglich; laut Mitsubishi werden alle Space Wagon mit Navigationssystem-Vorbereitung ausgeliefert.

Von Gerlinde Fröhlich-Merz

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