Mitsubishi Pajero 3500 V6 24V:Schnell und schwummerig

Der Japaner ist einer der flottesten Geländewagen überhaupt

(SZ vom 21.09.1994) Er wird seit elf Jahren produziert, wurde in diesem Zeitraum 1,1 Millionen Mal verkauft, davon 110 000 Mal in Deutschland. Lange Jahre führte der Pajero von Mitsubishi die Hitliste der Geländewagen bei uns an - bis dann Suzuki mit dem Vitara und später Opel mit dem Frontera kamen. Trotzdem hat sich der Pajero eine treue Fangemeinde geschaffen, die nun einen anderen Rekord in Beschlag nehmen darf: Der Japaner ist der wohl schnellste Geländewagen, der in Deutschland verkauft wird. Ob dies überhaupt Sinn macht, ist eine andere Frage - auf jeden Fall hat Mitsubishi bei der Vorstellung im Frühling dieses Jahres ganz stolz auf diesen Umstand hingewiesen. Wir haben uns einige Zeit mit der dreitürigen - kurzen - Version des Pajero 3500 V6 24V befaßt.

Tatsächlich ist aus dem ehemals gemächlichen Kletterkünstler ein Sprinter geworden, der durch die Aufstockung des Hubraums auf 3,5 Liter nun mehr Leistung bietet, als dies in den allermeisten Situationen erforderlich ist. 153 kW (208 PS) lassen die Nadel des Tachometers bis zum Anschlag auf der Skala bei 200 km/h erzittern - auf dem Papier wird die Höchstgeschwindigkeit mit 185 km/h angegeben, und das bei einem Leergewicht von knapp 1,9 Tonnen. Der Spurt von Null auf 100 km/h kann in 9,5 Sekunden absolviert werden.

Allerdings werden diese Kraftreserven mit zwei entscheidenden Nachteilen erkauft: Zum einen vermittelt das Fahrwerk subjektiv nicht immer die gewünschte Stabilität und zum anderen kann der Kraftstoffverbrauch in unerkleckliche Regionen klettern. Der Drittelmix-Verbrauch auf 100 Kilometer beträgt nach Werksangaben zwar 14,5 Liter Super bleifrei, in der Praxis werden aber schnell 17 oder auch 18 Liter erreicht, wenn man das Leistungspotential ausnutzt. Auch bei gemächlicher Fahrweise verbraucht der Pajero immer noch etwa 15 Liter. Natürlich haben die Techniker das Fahrwerk der gesteigerten Leistung angepaßt, doch das Inklinometer - der serienmäßige Neigungsmesser auf dem Armaturenbrett - produziert bei schnell gefahrenen Kurven Ausschläge, die wie ein K.o.-Schlag direkt in die Magengrube des Fahrers zielen.

Die Ausstattung des Pajero ist durchaus als komplett zu bezeichnen: Ein Fahrerairbag, ABS, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber und Leichtmetallfelgen gehören zum Serienumfang. Der Airbag ist übrigens speziell für den Pajero entwickelt worden: Drei Sensoren sorgen dafür, daß er zwar bei einem Crash, nicht aber bei hartem Einsatz im Gelände auslöst. All dies läßt sich Mitsubishi mit 58 500 Mark honorieren.

Doch wer will, kann noch viel mehr Geld für seinen Pajero ausgeben: Eigentlich waren die Exclusive-Modelle auf 100 Stück limitiert worden, doch wegen gehäufter Nachfrage erhalten sie nun einen Stammplatz in der Modellpalette. Denn ein Geländewagen ist schon lange kein Arbeitsgerät für den Förster mehr, sondern ein Trendmobil für den Freizeitexperten oder den Großstadt-Cowboy. Und auf noblen, beheizbaren Ledersitzen fährt es sich nun einmal kommoder, eine Klimaanlage, Holzverkleidungen und Edelstahlabdeckungen für Türschweller und Reserverad verströmen eben ein nobles Ambiente. Schöner Wohnen hat nun auch im Off-road-Vehikel Einzug gehalten.

Von Otto Fritscher

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