Test Mitsubishi Outlander:Unbekannter Bestseller

Mitsubishi Hybrid Plug-In 2018 Launch

Öfter laden, seltener tanken: Der Mitsubishi Outlander ist quasi ein Elektroauto, das von einem Verbrenner unterstützt wird.

(Foto: Christian Bendel)

Der Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid zeigt, wie sinnvoll eine Kombination aus Verbrennungsmotor und Elektroantrieb sein kann.

Von Peter Fahrenholz

Wenn in Deutschland von einem Hidden Champion die Rede ist, ist damit meist ein mittelständisches Unternehmen gemeint, das irgendwo in der tiefsten Provinz sitzt, in seinem Bereich zu den Weltmarktführern gehört, aber trotzdem nur Eingeweihten bekannt ist. In der Autoindustrie ist ein Modell, von dem kaum einer weiß, dass es ein Bestseller ist, nur schwer vorstellbar. Dazu posaunen die Autohersteller ihre Erfolgsstorys viele zu gerne und viel zu laut in die Welt hinaus.

Der Mitsubishi Outlander Plug-in-Hybrid (PHEV) ist eine dieser Ausnahmen. Seit 2013 als erstes SUV mit PHEV-Konzept auf dem Markt, ist das Auto in Europa das meistverkaufte Plug-in-Hybrid-SUV , insgesamt wurden mehr als 150 000 PHEV-Outlander verkauft, weltweit waren es mehr als 200 000. In einigen Ländern Europas ist der Outlander sogar das meistverkaufte Plug-in-Hybrid-Auto überhaupt.

Auch in Deutschland, wo insgesamt etwa 11 500 PHEV-Outlander unterwegs sind, ist das derzeit so. Gegenwärtig werden laut Mitsubishi zwischen 800 und 900 PHEV-Outlander (daneben gibt es auch noch einen Benziner, den Diesel haben die Japaner für dieses Modell gestrichen) pro Monat verkauft, die Kunden müssen längere Wartezeiten in Kauf nehmen, bis sie ihr Auto bekommen.

Zum einen hat dieser Boom mit den Lieferschwierigkeiten einiger Konkurrenten zu tun, zum anderen ist ein allmählicher Bewusstseinswandel im Gang, die Berührungsängste gegenüber der Elektromobilität schwinden in dem Umfang, in dem vor allem in urbanen Ballungsräumen die Zahl der Ladesäulen sichtbar zunimmt. Dass aber ausgerechnet der Outlander, ein 4,69 langes und mit fast zwei Tonnen ziemlich schweres SUV als Plug-in-Hybrid so viel Zuspruch findet, hat vor allem mit seinem durchdachten Antriebskonzept zu tun, das den Wagen auch für Leute interessant macht, die in SUVs eher rollende Schrankwände und im PHEV-Konzept einen missratenen Zwitter sehen, der das schlechteste aus zwei Welten miteinander verbindet, indem er zwei unterschiedliche Antriebe mit sich herumschleppt.

Der Outlander ist im Grunde ein Elektroauto, das von einem Benziner unterstützt wird

Der PHEV-Outlander zeigt hingegen, dass diese Kombination so sinnvoll sein kann, dass damit das Beste aus zwei Welten in Einklang gebracht werden kann. Im Outlander arbeiten drei Motoren zusammen, zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse mit 95 PS (hinten) und 82 PS (vorne) sowie ein 2,4-Liter-Benziner mit 135 PS. Der Benziner funktioniert nach dem sogenannten Atkinson-Zyklus, bei dem eine variable Ventilsteuerung für einen höheren Wirkungsgrad im niedrigen und mittleren Lastbereich sorgt, was den Verbrauch minimiert. Anders als andere Plug-in-Hybride, die im Grunde Verbrenner sind, die vom Elektroantrieb unterstützt werden, ist es beim Outlander genau umgekehrt. Sein Antriebskonzept macht ihn im Grunde zum Elektroauto, das von einem Verbrennungsmotor unterstützt wird. Denn wenn das Volumen der Batterie erschöpft ist oder mehr Leistung gebraucht wird, als der Akku liefern kann, treibt der Verbrenner einen Generator an, der die Elektromotoren mit Strom versorgt. Wer den Outlander mit vollem Akku startet, wird, wenn er vom Kavaliersstart mit durchgedrücktem Gaspedal absieht, immer rein elektrisch und geräuschlos losrollen. Erst ab Tempo 64 kann der Benzinmotor über eine Art Ein-Gang-Kupplung mit der Vorderachse verbunden werden und treibt dann das Fahrzeug direkt an. Das passiert, wenn plötzlich hoher Leistungsbedarf gefragt ist, etwa beim zügigen Überholen oder bei höheren Autobahngeschwindigkeiten. Bis Tempo 135 kann der Outlander rein elektrisch fahren.

Das Zusammenspiel der Motoren funktioniert automatisch, das System ist so ausgelegt, dass der Wagen so oft wie möglich elektrisch fährt. Der Fahrer hat aber einige Möglichkeiten, die Fahrmodi zu beeinflussen. Drückt er die EV-Taste, fährt der Wagen rein elektrisch, solange der Akku reicht. Der Benziner bleibt dann komplett außen vor. Die reine Elektroreichweite des für 2019 überarbeiteten Outlanders beträgt bis zu 54 Kilometer - auf dem Papier. Im Winter mit eingeschalteter Heizung wird man diesen Wert nicht erreichen können, aber die Testfahrten der SZ haben gezeigt, dass auch bei kühlen Temperaturen 45 Kilometer rein elektrisch locker drin sind. Außerdem lässt sich beim Bremsen über zwei Schaltpaddel am Lenkrad in unterschiedlicher Stärke elektrische Energie für die Batterie rekuperieren.

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Der Innenraum des Mitsubishi Outlanders.

(Foto: Mitsubishi)

Im Save-Mode wird das Ladevolumen des Akkus eingefroren, um es etwa für eine spätere Stadtfahrt am Zielort aufzusparen. Und mit der Charge-Taste lässt sich ein leerer Akku über den Benzinmotor wieder aufladen, was vor allem vor längeren Bergfahrten sinnvoll sein kann, um die volle Schubkraft der Elektromotoren parat zu haben. Allerdings treibt das den Verbrauch nach oben.

Damit ein Plug-in-Hybrid sinnvoll ist, müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Das eigene Fahrprofil muss aus möglichst vielen Kurzstrecken bestehen, die man dann immer rein elektrisch zurücklegen kann. Denn für Fernpendler, die vor allem auf der Autobahn unterwegs sind, ist ein PHEV das falsche Auto. Und es muss eine verlässliche, tägliche Lademöglichkeit vorhanden sein, entweder zu Hause oder in der Arbeit. Als einziger Plug-in-Hybrid bietet der Outlander neben der Ladung über eine normaleSteckdose oder eine Typ-2-Ladesäule auch eine Schnelllademöglichkeit über den Chademo-Anschluss eines 50 KW-Schnellladers. Damit lässt sich der Akku in 25 Minuten zu 80 Prozent wieder aufladen. Auf den Parkplätzen großer Discounter stehen diese sogenannten Triple-Charger oft kostenlos zur Verfügung. Das generiert zusätzliche Elektro-Reichweite.

Noch stärker als bei einem Verbrenner hängt der Verbrauch entscheidend vom Fahrprofil ab. Wer rein elektrisch nur Kurzstrecke fährt, kann theoretisch ganz ohne Benzin auskommen. Macht natürlich keiner. Die SZ hat den Verbrauch in mehreren unterschiedlichen Situationen getestet. Eine längere Überlandfahrt, die mit vollem Akku begonnen wurde, ergab einen Durchschnittsverbrauch von vier Litern, bei der Rückfahrt mit leerem Akku und teilweise eingeschalteter Charge-Funktion waren es 6,9 Liter.

Ein mehrtägiger Test mit Stadt, Landstraße und Autobahn und täglicher Ladung ergab einen Durchschnittsverbrauch von 2,7 Liter Benzin und 15,9 Kilowattstunden Strom auf 100 Kilometer. Und was die kosten, ist ganz schwer auszurechnen, denn das hängt davon ab, zu welchem Tarif man Strom zapft und wie viel kostenlose Ladevorgänge darunter sind.

Der Outlander bietet auch einen Schnelllade-Anschluss. Das haben andere Plug-in-Hybride nicht

Auch das Preis-Leistungsverhältnis macht den PHEV-Outlander attraktiv. Denn neben den 1500 Euro Umweltbonus des Staates (der bis 30. Juni gilt, aber vermutlich verlängert wird), gewährt Mitsubishi einen Zuschuss von weiteren 6 500 Euro. Damit kostet das Auto in der Basisvariante knapp unter 30 000 Euro, die höchste Ausstattungslinie Top mit Ledersitzen, Schiebedach und diversen Assistenzpaketen ist mit etwas Verhandlungsgeschick für um die 40 000 Euro zu haben. Dafür bekommt man ein geräumiges, sehr gut ausgestattetes, komfortables Familienauto mit Allradantrieb. Schade, dass Mitsubishi sein ausgeklügeltes Plug-in-Konzept nicht schon längst in kleinere, leichtere Fahrzeuge eingebaut hat. Dort wäre es noch sinnvoller.

Das Fahrzeug wurde der Redaktion im Rahmen des Tests vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

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