Mitsubishi Eclipse:Sofakissen als Sonderausstattung

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Tiefe Sitze nehmen kleinen Leuten den Überblick, aber dafür gibt es ABS und Klimaanlage

(SZ vom 12.09.1992) Es war einmal ein kleines Mädchen, das spielte lieber mit den Matchbox-Autos und der elektrischen Eisenbahn seines Cousins als mit Puppen. Das kleine Mädchen wurde älter und auch die Autos wurden größer: Erst war es ein Kettcar, mit dem man ganz schön flott um die Ecken flitzen konnte und dann richtete sich die Bewunderung auf die flachen Sportwagen. Das kleine Mädchen machte den Führerschein, stellte fest, daß ein Auto in erster Linie praktisch, preiswert und sparsam sein muß, richtete aber immer noch ab und zu begehrliche Blicke auf die flunderförmigen Flitzer.

Dann, viele Jahre später, kam der Tag, an dem das kleine Mädchen einmal selber so ein flaches Auto fahren durfte - und ziemlich enttäuscht war. Denn solche Autos sind anscheinend nur für lange Männer gemacht, und nicht für etwas klein geratene Frauen. Beim Ford Probe ging das ja noch, dafür schaukelte der ziemlich stark, beim Nissan 200 SX mußte man sich schon mit einer stark eingeschränkten Rundumsicht begnügen, und beim Mitsubishi Eclipse brach ein Kollege doch glatt in fröhliches Gelächter aus: Das hat man davon, wenn man so klein ist, daß man nicht einmal über das Lenkrad schauen kann. Dann hat der Eclipse auch noch einen Buckel auf der Motorhaube, und das ist endgültig das Ende der Sicht nach vorn. Wie in einem tiefen Loch sitzt man da - und die Sitzhöhe läßt sich nicht verstellen.

Ein schönes dickes Sofakissen schaffte schließlich die aus Sicherheitsgründen gefragte Übersicht. Doch sieht man einmal davon ab, daß die Mitsubishi-Entwickler die kleinen Leute einfach vergessen haben, dann läßt es sich mit dem Eclipse durchaus leben.

Der 2+2-Sitzer, der eigentlich nur für zwei Personen geeignet ist, hat eine ansprechende Keilform, einen umlaufenden schwarzen Rennstreifen, ein schwarzes Dach, einen recht ordentlichen Kofferraum, der sich ebenso wie der Tankdeckel von innen entriegeln läßt, und neckische Schlafaugenschweinwerfer. Wie viele Autos aus dem Land der aufgehenden Sonne, ist auch der Eclipse serienmäßig sehr gut ausgestattet: ABS, Servolenkung, elektrische Fensterheber, Tempomat, elektrisch einstellbare Außenspiegel, Stereoanlage mit Motorantenne, sehr schicke Leichtmetallfelgen und - man höre und staune - sogar eine Klimaanlage. Da kann man wirklich nicht sagen, daß 39 900 Mark zu teuer sind - vor allem im Hinblick auf die Konkurrenz aus Wolfsburg und Rüsselsheim.

Das Fahrwerk ist gut abgestimmt. Bewegt man sich im Bereich der Richtgeschwindigkeit, dann ist der Eclipse ein angenehmes Reiseauto, mit dem sich auch lange Strecken bequem zurücklegen lassen. Unter der Haube arbeitet ein wassergekühlter Vierzylindermotor, der 110 kW (150 PS) leistet und das Fahrzeug nach Werksangaben auf 220 Stundenkilometer beschleunigen kann. Sei es im Stadtverkehr, sei es auf der Autobahn: Der Eclipse beschleunigt flott, ohne gleich ruppig zu werden. Bei höheren Geschwindigkeiten läuft er ruhig und im Innenraum bleibt der Geräuschpegel auf einem angenehmen Niveau. Problemlos läßt sich der Stadtverkehr bewältigen, dabei ist das Auto immerhin 4,34 Meter lang. Den Benzinverbrauch (Super bleifrei) gibt Mitsubishi mit 8,4 Litern im Drittelmix an. Doch nun noch ein Wort zum Innenraum. Über das Cockpit kann man wirklich nichts sagen, es ist vielleicht ein wenig massiv geraten, dafür aber auch sehr übersichtlich. Der Mitteltunnel dagegen ist der letzte Schlag für kleine Leute: Er ist enorm hoch und auch sehr breit. Zieht man die Handbremse an, dann steht diese nahezu senkrecht nach oben und vermittelt einem zusammen mit dem bulligen Tunnel noch mehr das Gefühl in einem ganz tiefen Graben zu sitzen. Das macht den Eclipse allerdings auch zu einem Auto, das einen sittsamen Lebenswandel unterstützt: Das Küßchen für den Beifahrer muß ausfallen - der sitzt im zweiten Graben, weit jenseits des Mitteltunnels.

Von Petra Rothe

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